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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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kein Schaden zugefügt wird. In dieser Beziehung waren ihre Wünsche klar und unmissverständlich. Nun lässt sich so etwas natürlich nicht garantieren, das wissen Sie so gut wie ich. Besonders Sie, Mr. Maloney, werden das bestätigen können. Aber Lady Palmbridges Argumente waren so überzeugend, dass ich ihre Bitte nicht abschlagen konnte.« Er lächelte verschmitzt und ließ einen Goldzahn funkeln. »Nun ist der Norden unseres Landes leider ein sehr unsicheres Gebiet, das kaum zu kontrollieren ist. Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen zwischen unserer Bevölkerung und Banditen aus dem Sudan oder aus dem ehemaligen Zaire. Wir wollen mit dem Völkermord, der dort drüben stattfindet, nichts zu tun haben, aber nun fangen sie an, ihre Konflikte in unser Land zu tragen …« Er schüttelte den Kopf. »Schrecklich ist das, schrecklich. Nun ja, damit wären wir beim eigentlichen Grund meines Besuches.« Er entnahm seinem Koffer einen Stapel Dokumente, alle mit vielen Stempeln und Unterschriften versehen. »Diese Papiere garantieren Ihnen freies Geleit in allen unseren Provinzen. Die Militärstreifen, auf die Sie möglicherweise stoßen werden, sind angewiesen, jeden, der durch unser Land reisen will, zu kontrollieren und sofort festzunehmen, sollte er nicht über die nötigen Freigabepapiere verfügen. Diese Dokumente sind sozusagen Ihre Carte blanche. Verlieren Sie sie nicht.«
    Damit überreichte er uns den Papierstapel, schloss den Koffer und blickte uns erwartungsvoll an.
    Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Wie es aussah, bekamen wir doch keinen bewaffneten Begleitschutz. Glaubte er allen Ernstes, dass sich die Gefahren, denen wir auf unserer Reise begegnen würden, mit diesem Stapel nichtiger Schriftstücke aus der Welt schaffen ließen? Was sollten wir damit anfangen, wenn wir dem Kongosaurier tatsächlich gegenüberstanden? Ihm damit vor der Nase herumwedeln oder ihm den Ordner gar in den Rachen werfen, auf dass er daran ersticken sollte? Meinte er allen Ernstes, dass sich eine Horde schlecht gelaunter Milizen davon beeindrucken ließ? Nur ein Bürokrat, der noch nie einen Fuß aus seinem Büro gesetzt hatte, konnte so etwas glauben. Trotzdem lächelten wir artig und nahmen die Mappe mit den Unterlagen an uns. Der Staatssekretär rieb sich freudig die Hände, als sei er glücklich, die lästige Pflicht endlich hinter sich gebracht zu haben. Wahrscheinlich beglückwünschte er sich innerlich dafür, wie clever er sich aus der Affäre gezogen hatte und dass er nun endlich in den Genuss seiner wohlverdienten Prämie kommen konnte. Er winkte die Bedienung herbei und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Dann wandte er sich wieder an uns. »So, nachdem das geregelt ist, möchte ich Sie noch zu einem Glas Champagner einladen.«
    Dann blickte er mich an. »Erlauben Sie mir eine Frage, Mr. Astbury. Welche Funktion übernehmen Sie innerhalb der Gruppe? Sie sind derjenige, über den ich am wenigsten Informationen erhalten habe, und Sie müssen wissen, ich bin ein schrecklich neugieriger Mensch.«
    Das glaube ich dir aufs Wort, dachte ich im Stillen, doch ich ließ mir nichts anmerken. Aller Augen waren nun auf mich gerichtet.
    »Ich bin selbst überrascht, wie schnell alles ging«, begann ich, während ich mein Bierglas umklammert hielt. »Ich denke, der Hauptgrund für meine Teilnahme ist, dass ich eine Zeit lang sehr eng mit Emily Palmbridge befreundet war. Lady Palmbridge sieht in mir wohl weniger einen Forscher als einen Lebensretter. Obwohl ich nicht weiß, inwiefern ich für diese Rolle qualifiziert bin.«
    Der Staatssekretär setzte eine betroffene Miene auf. »Ich verstehe. Emily Palmbridge ist eine wunderbare Frau. Ich habe sie persönlich kennen gelernt. Sie sprühte vor Ehrgeiz und Enthusiasmus. Eine Wissenschaftlerin von echtem Schrot und Korn. Nicht so wie die meisten anderen, die sich nur in ihren Studierstuben verkriechen.« Ich spürte Maloneys ironischen Blick auf mir ruhen. »Es ist eine Schande, dass unsere Männer nicht in der Lage waren, die Ursache für die Tragödie zu ermitteln oder etwas über ihren Verbleib herauszufinden«, fuhr der Politiker fort. »Um ehrlich zu sein, nach der Bergung der Videokamera haben wir nie wieder etwas von den Männern gehört. Wahrscheinlich sind sie dem Angriff irgendeines Söldnertrupps zum Opfer gefallen.« Er lächelte gequält. »Sie werden verstehen, das wir keine weiteren Soldaten entbehren können. Sie alle werden momentan zur Sicherung unserer

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