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Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Titel: Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Reuther
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Prinz?“
    „Oh doch, ganz gewiss, ein wunderschönes Paar.“
    Die alte Frau tat ihm unendlich leid. Er wünschte, dass sie niemals die Wahrheit erführe.
    Sie kehrten auf eine letzte Tasse Kaffee in die Stube zurück. Es war Hans geglückt, sein Handy unbemerkt auf den Teppich fallen zu lassen. Kobieta Bilawa plauderte unentwegt weiter, wie so viele einsame Menschen es tun, wenn sie unverhofften Besuch haben, und noch beim Abschied in der Diele gingen ihr die Worte nicht aus:
    „Wo die beiden zu finden sind, kann ich Ihnen nicht sagen, das tut mir sehr leid, hoffentlich hat Ihr Problem Zeit, bis sie zurück sind. Allzu lange wird es nicht dauern …“
    Rehbein tastete absichtsvoll auffällig auf seinen sämtlichen Rock- und Hosentaschen herum, während Anuschka das Geplauder der Bilawa übersetzte und zuletzt sagte: „Was machst du denn da, hörst du mir überhaupt zu?“
    „Ja doch, allzu lang wird es nicht dauern, sagtest du, … mein Telefon ist weg, ich glaube, ich habe es drinnen verloren!“ Er eilte durch die gute Stube zum Erkerzimmer, klaubte das Handy vom Teppich, schaltete es blitzschnell ein und nahm mehrmals das Foto mit Theresa und Duda auf.
    Auf dem Weg in die Stadt zurück kamen die Frauen überein, dass Anuschka den Rest des Tages und den Abend mit ihrer Freundin verbringen und erst am nächsten Tag zurückfliegen würde. Hans war das nur recht. So blieb ihm bis zum Abflug noch reichlich Zeit, sich im Hotelzimmer zu entspannen und sich seiner Fotokünste zu erfreuen, wenn sie denn, hoffentlich!, gelungen waren. Und zu begreifen, dass er einen einmaligen Volltreffer gelandet hatte. Er, Hans Rehbein, hatte Dudas Gesicht im Kopf und sein Bild im Sack!
    Drei Aufnahmen waren hervorragend gelungen, Hans blickte dem Fremden auf dem winzigen Display ins Gesicht. Hatte er blaue Augen? Für seinen Geschmack standen sie zu dicht beieinander, doch das konnte täuschen. Er bedauerte, dass er seinen Laptop nicht dabei hatte und die Fotos nicht vergrößert anschauen konnte. Aber sicher war er sich auch so : Dieses Gesicht gehörte zu keinem in der Verbrecherkartei, er kannte die Kartei nahezu auswendig. Michailowitsch Duda, der Mehrfachmörder und Serienentführer, war für die Polizei bislang ein unbeschriebenes Blatt. Bislang und die längste Zeit!!
    Das Foto gleich Reinfeld über Handy zu senden, verbot die Erfahrung mit den vielen in letzter Minute vereitelten Erfolgen. Er traute der tausendarmigen Entführungsmafia durchaus zu, dass sie die Handynetze zu kontrollieren vermochte, schloss das zumindest nicht aus. Und wusste er, ob Reinfeld sein Telefon bei sich trug? Es konnte sonst wo herumliegen. Er verkniff sich sogar aus Angst vor einem Lauschangriff ein mitteilendes Telefonat. Selbst Anuschka gegenüber hatte er kein Sterbenswörtchen verlauten lassen, denn wer wusste, ob sie nicht verwanzt war – oder er selber? Seine Jagdbeute war zu kostbar, um sie irgendwelchen Risiken auszusetzen.
    Er hielt es im Hotel nicht mehr aus. Man konnte nie wissen, welche Umwege so ein Taxifahrer wählte und wie lange die Fahrt dann dauerte. Lieber saß er die Zeit im Flughafen ab.
    Den Flug verpassen – das hätte gerade noch gefehlt.
     
     
     
     
    ***
     
     
     
    „Es sieht nicht rosig aus. Die haben tatsächlich einen Kandidaten für mein linkes Bein im Computer. Einen bis vor drei Jahren steinreichen Ami, erfolgreicher Rennfahrer, der bereits zwei vergebliche Beintransplantate hinter sich hat und darum nur noch über Mittel für einen dritten Versuch verfügt ... Aber irgendwas ist nicht ganz kompatibel, ich glaube, unsere Blutbilder stimmen in einem relevanten Punkt nicht überein. Es finden in den nächsten Tagen Abwägungen statt, und wenn ich Glück habe, geht der Knabe bei seinem letztmöglichen Versuch das Risiko nicht ein. Wenn doch, seil ich mich in letzter Sekunde ab. Freiheit oder Konservierung: fifty-fifty.“
    „Edmund, bitte ... Aus der Freiheit kann nichts werden und ein Bein verlieren ist immer noch besser als das Leben.“
    Edmund erwiderte nichts. Das mochte stimmen. Aber er würde den Weg zur Schlachtbank nicht antreten, nicht einmal, wenn es nur um einen Finger ginge. Selbst nicht mit einer Pulle Epikur im Blut, das Versprechen gab er sich. Sein Kopf war schwer wie Blei.
    Sie passierten den Parcivalkreis und dabei die Bank, auf der eine junge, weinende Frau aufrecht saß, die Arme aufgestützt, das Gesicht zur Decke, zum Oberlicht gerichtet, als klage sie durch die Erdschichten hindurch

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