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Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Titel: Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Reuther
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von Schwarzarbeit – nichts zuschulden kommen lassen, nichts was bekannt wäre jedenfalls. Er wohnt offiziell bei einer Familie Bosevski in der Schwanheimer Straße, tatsächlich aber unter der Europabrücke in Niederrad. Er gibt unter seinen Kumpels mächtig damit an, dass sich für ihn demnächst alles zum Guten wendet.“
    „Keine Sekunde aus den Augen lassen, den Burschen.“
    „Ist schon veranlasst. Und noch was, Chef.“
    „Ja?“
    „Erwin Kloße, der Lebensgefährte der Putzkolonnenchefin, hat einen ordentlichen Bart.“
    „Donnerwetter! Und – Moment mal – hatte der Wirt vorhin nicht auch einen Erwin erwähnt?“
    „Richtig! Ja, das stimmt!“
    „Haben Sie Kloße unter die Lupe genommen?“
    „Bin dabei. Mehr als seinen Namen und dass er bei der Putzi in der Wöllstädter Straße zwölf wohnt, weiß ich noch nicht. Wenn ich mit meinen Eintragungen und dem Bericht fertig bin, kümmere ich mich drum.“
    Knöpfle war stolz auf das, was er alles herausgebracht hatte, und er wusste, dass Raabe beeindruckt war, auch wenn der kein Wort darüber verschwendete. Er setzte sich an den Computer, um die Ergebnisse des Tages zu dokumentieren, und Raabe machte sich zum Zahnarzt auf.
    Bevor er den Zündschlüssel drehte, rief er Koko an.
    „Hast du den Stick?“
    „Ich sag dir, das war knapp, mein lieber Horst, die Frau im Mini hielt just in dem Moment vor ihrem Haus an, als ich am Ende der Sackgasse wendete. Aber ich hab den Stick.“
    „Donnerwetter! Mach dir eine Kopie und bring höchstselbst das gute Stück ins Präsidium. Gib ihn Knöpfle, sonst niemandem. Es eilt, guck dir den Inhalt erst hinterher an. Ich muss zum Zahnarzt – und, Koko, ich muss dich um einen Gefallen bitten. Ich brauch ein Barthaar von einem Erwin Kloße, Wöllstädter Straße zwölf, möglichst gestern.“
    „Du bist gut! Soll ich mich mit dem Kerl raufen, oder was?“
    „Mir egal, wie du dazu kommst.“
    „Okay, du kriegst dein Kloßebarthaar. Und ich bekomme die Liste der Angehörigen aller in Hessen im letzten Halbjahr vermissten Personen, vielmehr die Liste derer, die Anzeige erstattet haben. Eure Vermisstenstelle lehnt es ab, mir auch nur einen Namen zu nennen. Beschaff´ mir die Liste, mir ganz egal, wie du dazu kommst. “
    „Okay, Retourkutscher, bis bald.“
     
    Koko legte zufrieden den Hörer auf. Reinhard Kellermann, wie immer strahlend, spazierte herein, drehte den Besucherstuhl um die halbe Achse, setzte sich rittlings drauf, verschränkte die Arme auf der Lehne und sah Koko an.
    „Willkommen Spitzbub, ich muss auf der Stelle ins Kommissariat, komm mit und erzähl unterwegs, was es Interessantes gibt.“
    „Keine gute Idee – ich hab in der Berliner Straße was zu erledigen und komm noch mal her – oder bleibst du lange im Präsidium?“
    Sie fuhren hintereinander aus der Tiefgarage und dann ihrer unterschiedlichen Wege. Kellermann war einige Minuten vor Raabe zurück, die er mit dem Versuch nutzte, mit Frau Schröder zu flirten. Koko witterte gute Nachrichten, denn Reinhards Gesicht war für ihn ein offenes Buch. Er mochte den Jungen, der nicht größer als einen Meter fünfundsechzig und gerade mal vierundzwanzig Jahre alt war und über unerhörten Charme verfügte – der machte ihn bei Frauen unwiderstehlich.
    „Leg‘ schon los. Was hast du in Erfahrung gebracht?“
    „Man hat voriges Jahr eine halbe Million Schmiergeld dafür bezahlt, dass der Blumenkiosk nicht abgerissen und an anderer Stelle neu erbaut wurde, obwohl er den Gartenarchitekten bei der Neugestaltung der Grünanlage im Weg war.“
    Koko pfiff durch die Zähne.
    „Wer ist man?“
    „Das konnte Mieze mir nicht sagen. Sie lauschte, als der Einarmige, ihr Chef, in irgendjemandes Auftrag die Verhandlung mit der Friedhofs- oder Stadtverwaltung im Hinterstübchen des Ladens führte.“
    „Wie viel wirft der Laden so ab?“
    „Nicht genug für eine halbe Bestechungsmillion.“
    „Der Laden ist ein Brennpunkt. Ich brauche Fotos von allen Mauern und Gebäuden drumherum. Jedes Fenster, das dem Kiosk zugewandt ist, auch Dachsimse und so weiter, einfach jede Stelle, von der aus man ungesehen beobachten kann, wer den Laden betritt oder verlässt.“
    „Kein Problem. Ich mach mich sofort an die Arbeit. Für Weiteres ist Geduld angesagt. Ich muss sehr sachte bohren – Lolita hat eine Heidenangst um ihren Job. Sie hat noch nie so gut verdient wie hier, sagt sie.“
     
    „Würde ein Fünfhunderter die Angst etwas eindämmen?“
    „Könnte

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