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Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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Buch und habe alle meine Überprüfungen bestanden, genau wie alle anderen. Aber trotzdem kommen dauernd Leute her, bohren nach und schnüffeln herum, machen Ärger …«
    »Ich bin nicht von der VDFA «, sage ich, um sie zu beruhigen. »Und ich will keinen Ärger machen.«
    »Was wollen Sie dann?« Sie mustert mich mit zusammengekniffenen Augen und ein Anflug des Erkennens scheint in ihrem Gesicht auf. »Hey. Waren Sie früher schon mal hier oder so?«
    »Nein«, sage ich schnell und setze das Basecap wieder auf. Mir ist klar, dass ich hier nicht weiterkomme.
    »Ich bin sicher, dass ich Sie irgendwoher kenne«, sagt die Frau, als ich aufs Rad steige. Jeden Moment wird der Groschen bei ihr fallen: Das ist das Mädchen, das Fred Hargrove zugeteilt worden ist.
    »Ich glaube nicht«, sage ich und fahre los.
    Ich sollte es dabei belassen. Ich weiß, dass ich es dabei belassen sollte. Aber der Drang, Lenas Familie wiederzusehen, ist stärker denn je. Ich muss wissen, was aus ihnen geworden ist, seit Lena weg ist.
    Seit letztem Sommer, als Alex, Lena und ich immer in der Brooks Street 37 waren, einem der vielen verlassenen Häuser in Deering Highlands, war ich nicht mehr dort. In der Brooks Street 37 sind Lena und Alex von den Aufsehern geschnappt worden, was der Grund für ihren schlecht geplanten Fluchtversuch in letzter Minute war.
    Auch Deering Highlands ist sogar noch heruntergekommener, als ich es in Erinnerung habe. Schon vor Jahren wurde das Viertel fast vollständig aufgegeben, nachdem eine Reihe von Verhaftungen in der Umgebung seinen Ruf geschädigt hatten. Als ich klein war, erzählten die älteren Kinder immer Geschichten von den Geistern der Ungeheilten, die an Amor deliria nervosa gestorben waren und immer noch durch die Straßen spukten. Wir veranstalteten Mutproben, bei denen wir in die Highlands fuhren und eine Hand auf die leer stehenden Häuser legten. Man musste seine Hand ganze zehn Sekunden dort liegen lassen, gerade lange genug, damit die Krankheit durch die Fingerspitzen eindringen konnte.
    Lena und ich haben es mal zusammen gemacht. Sie kniff nach vier Sekunden, aber ich wartete die gesamten zehn ab, wobei ich langsam und laut zählte, damit die anderen Mädchen es hörten. Ganze zwei Wochen lang war ich die Heldin der zweiten Klasse.
    Letzten Sommer gab es eine Razzia bei einer illegalen Party in den Highlands. Ich war dort. Ich ließ zu, dass Steven Hilt sich vorbeugte und mir etwas zuflüsterte, wobei sein Mund an mein Ohr stieß.
    Es war eine von vier illegalen Partys, bei denen ich seit dem Schulabschluss war. Ich weiß noch, wie aufgeregt ich war, wenn ich während der Ausgangssperre durch die Straßen schlich, und mir das Herz bis zum Hals schlug – und wie Angelica Marston und ich uns am nächsten Tag trafen und darüber lachten, dass wir damit durchgekommen waren. Wir unterhielten uns flüsternd über das Küssen und versicherten uns, wir würden in die Wildnis fliehen. Als wären wir kleine Mädchen, die sich über das Märchenland unterhielten.
    Und genau das ist das Entscheidende. Es war Kinderkram. Ein großes Fantasiespiel.
    Es sollte mir, Angie oder sonst jemandem nie wirklich passieren. Und ganz bestimmt nicht Lena.
    Nach der Razzia wurde das Viertel offiziell wieder von der Stadt Portland in Besitz genommen und viele Häuser wurden abgerissen. Es war geplant, neue günstige Wohnungen für einige der städtischen Angestellten zu errichten, aber nach den terroristischen Zwischenfällen kamen die Bauarbeiten zum Stillstand, und als ich jetzt in die Highlands fahre, sehe ich nichts weiter als Schutt: Löcher im Boden, gefällte Bäume, dreckige, aufgewühlte Erde und verrostete Metallschilder, die an die Schutzhelmpflicht erinnern.
    Es ist so ruhig, dass selbst das Geräusch meiner sich drehenden Räder übermäßig laut klingt. Plötzlich drängt sich mir ein Gedanke auf – Still geh ich vorbei am Grab, sonst muss ich bald selbst hinab  – der alte Reim, den wir als Kinder flüsterten, wenn wir an einem Friedhof vorbeikamen.
    Genau so kommen mir die Highlands jetzt vor – wie ein Friedhof.
    Ich steige vom Fahrrad und lehne es an ein altes Straßenschild, das den Weg zur Maple Avenue weist, einer weiteren Straße mit großen ausgehobenen Gruben dunkler Erde und entwurzelten Bäumen.
    Ich gehe ein Stück die Maple Avenue entlang und komme mir immer blöder vor. Hier ist niemand. Das ist offensichtlich. Und Deering Highlands ist ein großes Viertel, ein Gewirr aus kleinen

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