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Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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Julian, der meine Hand nicht loslässt, durch die Menge. Es ist, als bewegten wir uns durch eine gewaltige Flut, ein Anschwellen verschiedener Strömungen. Ich habe Angst, dass wir die anderen verloren haben, aber dann sehe ich Tack, Raven, Coral und Alex, die ein bisschen abseits stehen und die Menge nach dem Rest unserer Gruppe absuchen. Dani, Bram, Hunter und Lu kämpfen sich ebenfalls zu uns durch.
    Wir drängen uns zusammen und warten auf die anderen. Ich suche die Menge nach Gordo ab, nach seinem langen Bart, aber ich kann nichts weiter sehen als Qualm und verschwommene Gesichter, die hinter Wolken aus öligem Rauch aufscheinen und wieder verschwinden. Coral hustet.
    Die anderen tauchen nicht auf. Schließlich müssen wir uns eingestehen, dass wir getrennt worden sind. Raven sagt halbherzig, dass sie uns bestimmt wiederfinden werden. Wir müssen einen Platz finden, wo wir ein sicheres Lager aufschlagen können, und jemanden, der bereit ist, Essen und Wasser mit uns zu teilen.
    Wir fragen vier verschiedene Leute, bis wir jemanden finden, der uns hilft. Ein Mädchen – wahrscheinlich nicht älter als zwölf, dreizehn und in so dreckigen Kleidern, dass sie alle von einem einförmigen schmutzigen Grau sind – sagt, wir sollen mit Pippa sprechen. Sie zeigt auf einen Abschnitt des Lagers, der heller erleuchtet ist als der Rest. Ich spüre, dass das Mädchen uns beobachtet, als wir auf die Stelle zugehen, die sie uns gezeigt hat. Ich drehe mich zu ihr um. Sie hat sich eine Decke über den Kopf gezogen und ihr Gesicht ist in Schatten getaucht, aber ihre Augen sind riesig und leuchten. Ich muss an Grace denken und verspüre einen scharfen Stich in der Brust.
    Offenbar ist das Lager in kleinere Bereiche unterteilt, die jeweils von einer anderen Person oder Gruppe beansprucht werden. Während wir uns auf die Reihe aus kleinen Lagerfeuern zubewegen, die den Anfang von Pippas Territorium zu markieren scheinen, hören wir Dutzende Streits über Grenzen und Güter, Barrieren und Besitz ausbrechen.
    Plötzlich stößt Raven einen Schrei des Wiedererkennens aus. »Twiggy!«, ruft sie und rennt los. Sie fällt einer Frau in die Arme – es ist das erste Mal, dass ich Raven außer Tack freiwillig jemanden umarmen sehe –, und als sie sich voneinander lösen, fangen sie beide gleichzeitig an zu reden und zu lachen.
    »Tack«, sagt Raven, »du erinnerst dich doch noch an Twiggy! Wie lang ist das jetzt her, dass du bei uns warst – drei Sommer?«
    »Vier«, korrigiert die Frau sie lachend. Sie ist etwa dreißig und ihr Spitzname muss ironisch gemeint sein. Sie hat die Konstitution eines Mannes: schwer, mit breiten Schultern und schmaler Hüfte. Ihre Haare sind ganz kurz geschnitten. Sie lacht auch wie ein Mann, tief und aus vollem Hals. Sie ist mir sofort sympathisch. »Ich habe jetzt einen neuen Namen, musst du wissen«, sagt sie und zwinkert. »Die Leute hier nennen mich Pippa.«
    Das Stück Land, das Pippa für sich beansprucht, ist größer und besser organisiert als alles, was wir sonst bisher im Lager gesehen haben. Es gibt eine richtige Unterkunft. Pippa hat einen großen, auf drei Seiten geschlossenen Holzschuppen mit Dach gebaut oder übernommen. In der Hütte stehen mehrere rohe Bänke, ein halbes Dutzend batteriebetriebener Lampen, Stapel aus Decken und zwei Kühlschränke – einer normal groß wie in einer Küche, der andere im Miniaturformat –, die beide mit einer Kette und einem Vorhängeschloss gesichert sind. Pippa erzählt uns, dass sie dort die Lebensmittel und Medikamente aufbewahrt, die sie aufgetrieben hat. Sie hat außerdem mehrere Leute, die sich ständig um die Lagerfeuer kümmern, Wasser kochen und jeden fernhalten, der etwas stehlen will.
    »Ihr glaubt nicht, was ich hier schon für eine Scheiße erlebt habe«, sagt sie. »Letzte Woche ist jemand wegen einer verdammten Zigarette umgebracht worden. Es ist verrückt.« Sie schüttelt den Kopf. »Kein Wunder, dass die Zombies sich nicht die Mühe machen, uns zu bombardieren. Reine Munitionsverschwendung. Wenn das so weitergeht, bringen wir uns einfach alle gegenseitig um.« Mit einer Handbewegung fordert sie uns auf, uns zu setzen. »Ihr könnte euch ruhig eine Weile hier ausruhen. Ich besorge was zu essen. Viel gibt’s nicht. Ich erwarte eigentlich eine neue Lieferung. Wir werden von der Widerstandsbewegung unterstützt. Aber offenbar ist irgendwas passiert.«
    »Patrouillen«, sagt Alex. »Direkt südlich von hier waren Aufseher. Wir sind

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