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Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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kommt mit offenem Mund und ausgestreckten Händen auf mich zu. Alles erstarrt und ich weiß, dass er mir vergeben hat, ich strecke die Hände aus – strecke die Arme nach ihm aus …
    »Lena!« Julian reißt mich in seine Arme und ich komme zu mir, drücke meine Wange an seine Brust. Alex muss Coral gemeint haben; ich höre, wie er ihr etwas zumurmelt, und als ich mich von Julian löse, sehe ich, wie Alex Coral zu einem der Lagerfeuer führt. Ich war in diesem einen Moment so sicher, dass er die Hände nach mir ausgestreckt hat.
    »Was ist passiert?«, fragt Julian, der mein Gesicht mit den Händen umschließt und sich ein Stückchen vorbeugt, so dass unsere Augen beinahe auf einer Höhe sind. »Bram hat uns erzählt …«
    »Wo ist Raven?«, unterbreche ich ihn.
    »Hier bin ich.« Sie tritt aus der Dunkelheit und plötzlich bin ich umringt: Bram, Hunter, Tack und Pippa reden alle gleichzeitig und bestürmen mich mit Fragen.
    Julian lässt eine Hand auf meinem Rücken liegen. Hunter bietet mir aus einem fast leeren Plastikbecher etwas zu trinken an. Ich nehme ihn dankbar entgegen.
    »Geht’s Coral gut?«
    »Du blutest ja, Lena.«
    »Gott. Was ist bloß passiert?«
    »Wir haben keine Zeit.« Das Wasser hat geholfen, aber die Worte zerschneiden mir trotzdem die Kehle. »Wir müssen weg. Wir müssen alle, die wir erreichen, zusammentrommeln, und dann …«
    »Langsam, langsam.« Pippa hebt beide Hände. Die eine Hälfte ihres Gesichts wird vom Feuer angestrahlt; die andere versinkt in der Dunkelheit. Ich muss an Lu denken und mir wird übel: ein geteilter Mensch, eine Verräterin mit zwei Gesichtern.
    »Von Anfang an«, sagt Raven.
    »Wir mussten kämpfen«, erkläre ich. »Wir mussten reingehen.«
    »Wir dachten schon, ihr wärt geschnappt worden«, sagt Tack. Ich merke, dass er aufgedreht ist, nervös, genau wie alle anderen. Die gesamte Gruppe ist mit negativer Energie aufgeladen. »Wegen des Hinterhalts …«
    »Hinterhalt?«, wiederhole ich mit scharfer Stimme. »Was soll das heißen, Hinterhalt?«
    »Wir sind überhaupt nicht bis zum Damm gekommen«, sagt Raven. »Alex und Beast haben ihre Ladung zur Detonation gebracht. Wir waren nur knapp zwei Meter von der Mauer entfernt, als eine Gruppe Aufseher auf uns zukam. Als hätten sie uns erwartet . Wir wären am Arsch gewesen, wenn Julian die Bewegung nicht entdeckt und uns rechtzeitig gewarnt hätte.«
    Alex ist zu der Gruppe getreten. Coral richtet sich unbeholfen auf, ihr Mund ist zu einer schmalen dunklen Linie verzogen. Ich finde, sie sieht schöner aus denn je. Mein Herz zieht sich fest in meiner Brust zusammen. Ich kann verstehen, warum Alex sie mag. Vielleicht sogar, warum er sie liebt.
    »Wir sind hierher zurückgekommen«, meldet sich Pippa zu Wort. »Dann ist Bram aufgetaucht. Wir haben diskutiert, ob wir nach euch suchen sollen …«
    »Wo ist Dani?« Erst jetzt fällt mir auf, dass sie fehlt.
    »Tot«, sagt Raven kurz angebunden, ohne mich anzusehen. »Und Lu ist geschnappt worden. Wir haben es nicht rechtzeitig bis zu ihnen geschafft. Tut mir leid, Lena«, schließt sie mit sanfterer Stimme und sieht mich jetzt an.
    Mir wird erneut schlecht. Ich schlinge die Arme um meinen Bauch, als könnte ich die Übelkeit so zurückhalten. »Lu ist nicht geschnappt worden«, sage ich. Meine Stimme klingt wie ein Bellen. »Und sie haben euch wirklich erwartet. Die Aufseher, meine ich. Es war eine Falle.«
    Einen Moment herrscht Schweigen. Raven und Tack wechseln einen Blick. Es ist Alex, der spricht.
    »Wovon redest du da?«
    Es ist das erste Mal seit jener Nacht am Ufer, als die Aufseher unser Lager niedergebrannt haben, dass er mit mir spricht.
    »Lu ist eine andere, als wir dachten«, sage ich. »Sie ist nicht die, für die wir sie gehalten haben. Sie ist geheilt.«
    Niemand sagt ein Wort – eine unerträgliche, entsetzte Minute lang.
    Schließlich bricht es aus Raven hervor: »Woher weißt du das?«
    »Ich habe die Narbe gesehen«, sage ich. Plötzlich bin ich erschöpft. »Und sie hat es mir gesagt.«
    »Unmöglich«, sagt Hunter. »Ich war doch bei ihr … Wir sind gemeinsam nach Maryland gegangen …«
    »Es ist nicht unmöglich«, sagt Raven langsam. »Sie hat mir erzählt, dass sie sich eine Weile von der Gruppe getrennt hat, eine Weile zwischen verschiedenen Stützpunkten gependelt ist.«
    »Sie war doch nur ein paar Wochen weg.« Hunter sieht Bram auf der Suche nach Bestätigung an. Bram nickt.
    »Das ist Zeit genug«, meldet sich Julian leise

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