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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Kriegsheld, der möglicherweise zum SAS gegangen ist. Das könnte die Zurückhaltung ein Stück weit erklären, aber der SAS ist kein Geheimbund, um Himmels willen!»
    Bei starkem Kaffee schmiedeten sie fiktive Pläne für den Tag. Beide kamen sich albern vor, aber sie hielten die Scharade durch. Ein Großteil ihrer Unterhaltung basierte sogar auf Wahrheit, denn sie machten sich beide zunehmend Sorgen wegen Octavia Andersons Verschwinden, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
     
    Es war kurz nach fünf Uhr, als Fenwick sachte die Tür hinter Cooper zumachte und sich zum Aufbruch rüstete. Er wollte den Schauplatz des Treffens vor sechs auskundschaften und sich vergewissern, dass Cooper gut versteckt in der Nähe war. Als er die Autoschlüssel nahm, hörte er ein Flüstern auf der Treppe.
    «Wohin gehst du, Daddy?»
    Er sah nur zwei braune Füße und den ausgefransten Saum von Bess’ Nachthemd, ging zur Treppe zurück und lächelte zu ihr hinauf.
    «Ich gehe zur Arbeit. Warum bist du nicht im Bett? Los, rauf mit dir!»
    «Aber es ist so früh. Und ich habe dich reden hören.» Fenwick ging leichtfüßig zu ihr und nahm sie in die Arme. Sie umklammerte seinen Hals und er musste ihre Hände mit sanfter Gewalt lösen, als er sie ins Bett gelegt hatte. Sie sah mit großen, ernsten Augen zu ihm auf.
    «Das gefällt mir nicht, Daddy. Ich habe Angst.»
    «Mein großes Mädchen? Angst? Nein, auf keinen Fall. Jetzt schlaf wieder.» Ihm war deutlich bewusst, wie die Minuten verrannen. Er war fast an der Tür, als sie sich noch einmal aufrichtete. «Daddy! Mach nichts Gefährliches! Ich hab dich lieb!» Er trat ans Bett und gab ihr noch einen Kuss, verwirrt von ihrer Intuition und besorgt angesichts ihrer Warnung.
     
    Fenwick steuerte das Auto in die Scheune, wo es von der Straße und der Farm aus nicht zu sehen war. Er schaute sich gründlich um und suchte nach möglichen anderen Ausgängen für den Fall, dass er überstürzt aufbrechen musste. Es handelte sich um ein windschiefes, rechteckiges Gebäude, etwa siebeneinhalb mal zwölf Meter, mit einem breiten Tor; ein Stapel alter Strohballen beanspruchte die Ecke rechts hinten.
    Er wollte gerade zu seinem Auto zurückkehren, als er hinter sich eine Veränderung der Atmosphäre spürte. Ihm wurde bewusst, wie ungeschützt sein Rücken war; die empfindliche Stelle zwischen den Schulterblättern kribbelte. Er hatte keine Waffe bei sich; im Kofferraum lag ein Wagenheber, aber der war ein halbes Dutzend Schritte entfernt.
    Für einen Sekundenbruchteil sah er die Wunde an Katherine Johnstones Hals vor sich und dachte an die Spekulationen über die Waffe, die eine solche Verletzung zufügen konnte. Wie selbstverständlich ging er weiter auf sein Auto zu.
    «Ich denke, das ist weit genug, Chief Inspector.» Die Stimme hörte sich nicht mehr so kultiviert an wie am Telefon, war aber genau so tief. Fenwick drehte sich um und bemühte sich angestrengt um eine selbstsichere Miene. Der Mann stand etwa vier Meter entfernt. Er war knapp eins achtzig groß, kräftig und von einer Bräune, die verriet, dass er in letzter Zeit häufig im Freien gearbeitet hatte. Sein Haar, grau-braune Locken, wirkte zu alt für das kantige Gesicht. Fenwick schätzte ihn auf Mitte dreißig, aber er konnte auch jünger sein – das Grau täuschte. Er hielt eine Pistole in der Linken, mit der er Fenwick von dem Fahrzeug wegwinkte.
    «Bitte eine Identifizierung, Chief Inspector.»
    «Dasselbe muss ich von Ihnen verlangen.» Er zog den Dienstausweis aus der Brusttasche.
    «Werfen Sie ihn her.»
    «Nein. Sie können ihn auch von dort lesen.» Fenwick streckte die Hand mit dem Ausweis vor, und der bewaffnete Mann kam näher und studierte das Papier. Er war keine fünf Schritte mehr entfernt.
    «Gut.»
    «Jetzt Sie, Mr. Bayliss, wenn es Ihnen nichts ausmacht.»
    Bayliss lachte über den offiziellen Tonfall und steckte die Waffe ein. Er gab Fenwick Ausweis und Führerschein, die auf den Namen James Aubrey Bayliss ausgestellt waren.
    «Sind Sie allein?»
    «Hier drinnen ja. Mein Sergeant ist draußen. Keine Sorge, es ist mir niemand gefolgt, aber ich habe dafür gesorgt, dass einige meiner Leute wissen, wo ich bin und warum.»
    «Sie sind zu früh.»
    «Sie auch.»
    Sie musterten einander schweigend. Bayliss war kleiner als Fenwick, aber kräftig und so trainiert, dass er sicher auch fünfzehn Runden gegen einen stärkeren Gegner durchgehalten hätte. Er war aufmerksam, nicht mehr übertrieben bedrohlich, aber

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