Requiem fuer einen Henker
vor seinem Tod etwas von >Kickeck< gesagt? Wer oder was war >Kickeck Warum hatte Erich Guttmann mir Willi Metzger so sehr ans Herz gelegt? Damit ich Metzgers Thema übernahm, oder um mir klarzumachen, wie leicht man ums Leben kommen kann? Wer würde versuchen, mich zu töten? Wenn nämlich irgendwer Metzger getötet hatte, woran ich kaum noch zweifelte, dann musste derselbe Mann, dieselbe Gruppe auch Guttmann töten. Wenn ich also das gleiche Wissen haben würde wie Metzger und Guttmann, würde man mich … Und war das irgendwie zu vermeiden?
Die Baronin kam fröhlich summend aus dem Bad zurück und sah ausgesprochen hübsch aus. Sie trug irgendetwas Enges, Schwarzes, was sowohl ein knapper Turnanzug als auch ein aufreizender Fummel sein konnte - angelegt, Aufsehen zu erregen. Sie sagte: »Ich habe einfach nichts zum Anziehen dabei«, legte sich neben mich auf das Bett und fragte: »Was sagt dein kluges Hirn?«
»Nichts. Es gibt tausend Fragen, und auf jede Frage ungefähr das Dreifache an Antworten. Nur eines ist mir klargeworden: Der tote Penner Lewandowski hat etwas mit dem toten Journalisten Metzger zu tun. Und beide Tote haben irgendetwas mit dem toten Kripobeamten Guttmann zu tun. Du wirst jetzt in deiner unendlichen Weisheit bemerken, dass zu diesen Schlüssen durchaus auch ein Badeschwamm ausreicht und kein Gehirn nötig ist…«
»Moment, Moment. Es ist durchaus nicht klar, was Metzger überhaupt mit Lewandowski zu tun hatte. Keinerlei Hinweise.«
»O doch, nur sehr verdeckt. Guttmann findet den toten Lewandowski und muss mir auftragen, mich nicht darum zu kümmern. Das tut er auch. Aber er weist mich gleichzeitig auf Metzger hin, also haben Metzger und Lewandowski irgendetwas miteinander zu tun.«
»Schon kapiert. Weiter?«
»Nun ja, das Dumme ist, dass wir es mit drei Toten zu tun haben, die irgendwie zusammenhängen. Aber eines wissen wir nicht: Ob es nämlich bei ihrem Tod auch irgendeinen Zusammenhang gibt.«
»Wenn man aber weiterdenkt, bist du der nächste, oder?«
»Das müssen wir ausprobieren.«
»Du bist verrückt, Baumeister, absolut verrückt. Du solltest Schluss machen, und zwar sofort.«
»Kommt nicht in Frage«, murmelte ich.
Wir schwiegen und waren uns der Nähe des anderen sehr bewusst. Irgendwann wurde ihr Atemrhythmus hörbar schneller, und ich sprang hastig auf. »Ich gehe mich schon mal für den Besuch schönmachen, duschen, rasieren und so.«
Da lag sie und lächelte mich mager an, griff nach ihren Zigaretten und sagte nichts.
Die Guttmanns wohnten in der Weberstraße in einem ehemals sehr ansehnlichen Haus, dessen Fassade voll guter Stuckarbeit war. Der Vorgarten war so klein, dass kaum die beiden Mülltonnen darin Platz hatten. Aber es gab gleich davor zwei uralte Kastanien, die in dem ständig rieselnden Dreck überlebt hatten und an sehr stolze, narbenbedeckte Indianer erinnerten, schweigsam und unberührbar. Die Straße lag trostlos leer da, bewohnt scheinbar nur von Bäumen und Autos. Es war gespenstisch still, und der Schnee der Eifel fehlte mir. Es war ein merkwürdiger Anblick.
Ich schellte. Nach einer Weile ging das Licht im Hausflur an, man hörte unsichere Schritte, dann ging abrupt die Tür auf, und ein junger Mann stand schwankend und sagte mit schwerer Zunge: »Ja, bitte?« Er sah uns nicht an, er sah wohl überhaupt nichts, er schielte leicht und war leichenblass.
»Baumeister. Ihre Mutter erwartet uns.«
»Ah, jaahhh.« Er drehte ab und stieß hart an den geschlossenen linken Türflügel. Ich fing ihn auf, und die Baronin sagte erschreckt: »Er hat sich bestimmt weh getan.«
Dann kam eine kleine, schmale Frau aus dem Hausinnern, sehr schnell und sehr resolut. Sie sagte liebevoll: »Er ist nur betrunken.« Sie legte sich seinen Arm über die Schulter, nahm ihn mir ab und schob und drückte ihn den Flur entlang nach drinnen. Wir warteten im Hausflur. Nach einer Minute war sie zurück und musterte uns eindringlich. Sie sagte eine ganze Weile nichts, untersuchte nur mich und dann die Baronin und dann die Türschwelle zwischen uns. Schließlich fragte sie freundlich die Baronin: »Sind Sie eine Kollegin?«
»Kollegin und Freundin«, sagte ich.
Sie nickte bedächtig mit einem schmalen, schönen Gesicht unter struppig wilden, dunkelbraunen Haaren, die sie stolz wie einen Federschmuck trug.
»Ich hoffe, Sie werden das verstehen«, erklärte sie der Baronin. »Ich möchte zunächst allein mit Herrn Baumeister sprechen. Es geht um Dinge, die ich nur mit ihm
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