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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sprechen?«
    »Meine Mutter … das geht nicht… wir haben einen Trauerfall.«
    »Ja, ich weiß. Sagen Sie Ihrer Mutter nur meinen Namen.« Es klackte, als er den Hörer ablegte. Dann eine Frauenstimme, kaum zu verstehen: »Ja, Herr Baumeister?«
    »Kann ich Sie besuchen?«
    »Die Kinder sind da.« Dann in den Raum hinein: »Könnt ihr mich mal einen Moment allein lassen?« Eine Weile war Stille. Endlich: »Wann wollen Sie denn kommen?«
    »Es tut mir Leid, das mit dem Unfall. Ich mochte Ihren Mann wirklich …«
    »Jetzt reden Sie auch schon von einem Unfall«, unterbrach sie mich sofort. »Mit mir müssen Sie nicht so reden. Wenn Sie um Mitternacht kommen könnten, dann werden meine Söhne betrunken sein und meine Tochter wird schlafen oder weinen oder was weiß ich.«
    »Ja, natürlich«, sagte ich und legte auf.
     
    4. Kapitel
     
    Was machen wir jetzt?«, fragte ich. »Die Guttmann will uns erst um Mitternacht sehen. Sie glaubt auch nicht an einen Unfall.«
    »Ich möchte hier bleiben, ausruhen, nachdenken.«
    »Ich rufe den Auftragsdienst an, ich will wissen, ob der Bundesanwalt Beck bereits nach uns sucht. Und er wird nach uns suchen.« Irgendeine junge Frau, die ich mir blond, mager und ewig gelangweilt vorstellte, leierte: »Herr Baumeister, es liegen sechs Anrufe vor. Der Reihe nach also …«
    Der vierte war Beck, und er ließ mir ausrichten, ich möge zurückrufen, er sei immer erreichbar. Also rief ich gleich an. »Baumeister hier. Sie wollten mich sprechen.«
    »O ja, o ja«, sagte er vorwurfsvoll. »Wieso lassen Sie sich auf den Auftragsdienst schalten? Recherchieren Sie etwa doch?«
    »Ich recherchiere und schreibe und will nicht gestört werden.«
    »Und was recherchieren Sie, und was schreiben Sie?« Becks Stimme war eisig geworden.
    »Ich mache eine Geschichte über Selbstmord bei Jugendlichen, wenn’s recht ist.«
    »Ja, ja, immer diese miesen Themen. Und deshalb lassen Sie sich auf den Auftragsdienst schalten?« Er war nicht überzeugt.
    »Das mache ich oft.«
    »Das entspricht nicht der Wahrheit«, stellte er noch zwei Grad kälter fest. »Wir wissen, dass Sie seit über einem Jahr nicht mehr auf den Auftragsdienst geschaltet waren. Wo sind Sie jetzt?«
    »In der Eifel natürlich.«
    »Herr Baumeister!«
    »Also, in einer Telefonzelle außerhalb.«
    »So, dann lassen Sie uns mal Klartext reden. Recherchieren Sie in der Sache Lewandowski?«
    »Wollen Sie mir drohen?«
    »Drohungen passen nicht zu mir. Lassen Sie die Finger von dem Fall, wie Sie es versprochen haben. Es wird unangenehm für Sie, wenn Sie unsere Absprache brechen.«
    »Sie treiben mir die Tränen in die Augen. Darf ich Sie um etwas bitten?«
    »Was denn?«
    »Rufen Sie mich nur noch an, wenn Sie etwas wirklich Wichtiges haben. Lassen Sie mich ansonsten mit Ihrem Scheißdreck in Ruhe.«
    Am anderen Ende der Leitung war es einen Moment still. Vermutlich musste Beck erst tief durchatmen. Dann: »Ich werde gut auf Sie achten, sehr genau. Ich weiß, dass gegen den Staat zu sein bei Leuten wie Ihnen sozusagen in ist, aber auch Sie müssen begreifen lernen, dass dieser Staat schützenswert ist. Also tun Sie, was man Ihnen sagt, und halten Sie sich raus.«
    »Ihre Diktion erinnert mich irgendwie an katholische Kirche. Untertanendenken.«
    »Oh, christliche Demut stünde Ihnen sicher gut zu Gesicht.«
    Langsam reizte er mich. »Gore Vidal hat Jesus einmal einen demagogischen Tischler genannt. Was meinen Sie wohl, wie er Sie nennen würde?«
    »Soll das eine Kriegserklärung sein, Herr Baumeister?«
    »Für eine Kriegserklärung sind Sie mir eine ganze Nummer zu klein. Kriegserklärungen erinnern mich außerdem an die schlechtere Hälfte dieses Jahrhunderts. Sie übrigens auch. Leben Sie wohl.« Ich hängte ein.
    Die Baronin meinte ganz erschrocken: »Du hast ihn wütend gemacht.«
    »Ich wollte ihn wütend machen. Wütende Leute machen Fehler.«
    »Du bist verrückt, Baumeister. Die Sorte Fehler, die diese Leute machen, können für ihre Feinde tödlich sein.«
    »Aber ich mag ihn nicht, und da er das weiß, spielt es sowieso keine Rolle.«
    »Klug war es trotzdem nicht.«
    Sie verschwand im Bad und rief durch die Tür, sie werde sich eine Stunde lang einweichen. Also legte ich mich auf das Bett und versuchte zu überlegen, was Willi Metzger wohl hatte schreiben wollen. Wem war er auf die Schliche gekommen - Lewandowski? Irgendwelche Spione? Was und wen hatten die ausspioniert? Wer hatte Willi Metzger so profihaft, getötet? Wem hatte er

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