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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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und schoss ebenfalls. Für den Bruchteil einer Sekunde zitterte ein kleiner roter Ball in der Hecke.
    Irgendetwas schlug unglaublich heiß gegen mein linkes Bein und warf mich auf die Erde. Als ich fiel, sah ich, dass der Mann in der Hecke feuerte. Aber es wirkte vollkommen unsinnig, weil er langsam nach vorne kippte und in die Erde schoss.
    Dann war es totenstill.
    »O Gott!«, sagte die Baronin tonlos, beugte sich zu mir herunter und strich über mein Gesicht.
    »Holen Sie einen Arzt, und halten Sie sich aus der Sache raus«, sagte Reimer vollkommen ruhig und ging auf Ellen Strahl zu. Dann waren sie verschwunden, kein Laut war zu hören.
    »Baumeister, Liebling, was ist denn?« Ich sah, wie Blut aus der Wunde in den Schnee lief. Mein Bein schmerzte überhaupt nicht. »Sieh nach dem Mann.«
    »Und wenn er noch lebt?«
    »Dann müssen wir ihm helfen.«
    Sie lief zu dem Mann, der vor der Hecke lag. Sie bückte sich, wandte dann schnell das Gesicht ab und kam zurück. »Er ist tot.«
    »Es ist alles meine Schuld. Ich habe nicht daran gedacht, dass Beck das Haus observieren lassen könnte.«
    »Wie heißt dein Arzt?«
    »Wir müssen weg hier.«
    »Baumeister, dein Arzt…«
    »Du musst den Mann da fotografieren! Los!«
    »Du kannst nicht laufen, Baumeister, wir müssen einen Arzt verständigen.«
    »Fotografier den Mann!«
    Sie lief und fotografierte den Mann und kam zurück. »Wo hat er dich eigentlich getroffen?«
    »An meinem linken Bein. Hilf mir mal, wir müssen weg.«
    Anfangs ging es. Wir gelangten rasch über die Straße in den tiefen Schatten hinter Jakobs Haus. Dann schrie Mutter Melzer plötzlich etwas und überall in den Häusern sprang das Licht an.
    Die Baronin zerrte mich weiter. In meinem linken Bein begann es wild zu pochen. Das alles ist nicht wahr, dachte ich, während der Schmerz mein Bein hinaufkroch. Ich bin nicht in einem kleinen verschlafenen Eifeldörfchen, sondern liege im Bett und träume. Ich träume einen schlechten Kriminalroman.
     
    10. Kapitel
     
    Ich weiß nicht, wie die Baronin es schaffte. Plötzlich hatten wir unseren Wagen erreicht. Sie sagte: »Halt den Mund, leg dich auf die Rückbank. Ich fahre dich zu einem Arzt.«
    Während ich mühsam in den Wagen kletterte, raffte sie das Zelt zusammen und stopfte es einfach vor den Nebensitz.
    Sie fuhr den Wagen rückwärts zwischen den Stämmen durch auf den Fahrweg, und als sie mit dem Heck an einem Stamm entlangschrammte, fluchte sie nur »Scheiße« und gab einfach Gas. Dann kündete sie lapidar an: »Ich schaffe das schon, Baumeister, keine Angst!« Sie machte den Eindruck, als sitze sie in einem Bagger und als gebe es auf dieser Welt nichts, was sie aufhalten könnte. »Wie heißt der Arzt?«
    »Naumann. Aber er muss bei einer Schussverletzung Meldung machen.«
    »Quatsch. Sag mal, kannst du nicht irgendwie ohnmächtig werden, damit du mir nicht mehr dazwischenquatschen kannst?«
    »Ich schweige doch schon lange.«
    »Ach ja?«
    »Du solltest die Scheinwerfer einschalten.«
    »Ich schalte das Licht ein, wann ich will.« Es fing an zu schneien.
    Unterhalb des Sportplatzes hielt sie an und sah auf mein Haus hinunter. »Zwei, nein drei Streifenwagen kommen die Straße herauf. Das wird Wirbel geben.«
    Auf der Höhe über Hillesheim kam sie ins Schleudern und brachte es irgendwie fertig, nicht im Graben zu landen. »Kannst du mir sagen, wieso Reimer und Strahl uns nicht erschossen haben?«
    »Die glauben, dass wir nichts wissen. Es wird nicht lange so bleiben.«
    Doktor Naumann hatte keinen Dienst und reagierte ziemlich schroff. Er bellte durch die Sprechanlage: »Dienst hat der Schmittke. Wenden Sie sich an den.«
    Die Baronin wurde höchst unfreundlich. »Der Baumeister verreckt hier beinahe.«
    Naumann antwortete nicht, sondern seufzte nur. Dann ging das Licht an, und er stand in der Tür.
    »Im Wagen«, sagte die Baronin schnell.
    Mit unwirschem Gesichtsausdruck beugte er sich über mich. »Was gibt es?«
    »Ich habe mit einem Revolver gespielt.«
    »Hm. Können Sie gehen?«
    »Nicht besonders, glaube ich.«
    Sie schafften einen Rollstuhl aus dem Haus, und irgendwie hoben sie mich hinein, wobei ich allerdings ohnmächtig wurde. Als ich wieder zu mir kam, fingerte der Arzt an mir herum, und die Baronin sagte: »… es war ja schon irgendwie komisch. Er hatte dieses Ding in der Hand und regte sich darüber auf, dass in Wildwestfilmen Männer rummachen, die mit so einer Waffe auf zwanzig Meter ein Geldstück treffen. Er sagte, das wäre

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