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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Wir verschwanden über den Kinderspielplatz und erreichten die Hinterseite von Jakobs Haus. Da blieben wir stehen. Mein Haus lag in völlige Dunkelheit getaucht. Nichts rührte sich.
    Ich deutete auf das Loch im Bohlenzaun und schritt auf meinen Garten zu. »Noch nicht fotografieren«, sage ich leise. »Erst hinein in die gute Stube.« Wir nahmen den Weg durch den alten Schweinestall und stiegen auf den Dachboden. Von dort gab es einen Zugang zum Haus. Höflich half ich der Baronin durch die Luke. Wir standen im Stockdunkeln. Es war still im Haus. Plötzlich hörte ich ein sanftes Maunzen. »Das ist Krümel«, flüsterte ich, »sie wittert mich.«
    Krümel kam durch die Tür, strich einmal klagend um meine Beine und sprang dann leichtfüßig und unbesorgt die Treppen hinunter.
    »Hier ist niemand mehr, sonst würde sie knurren. Sie hat ihre Babys, sieh mal, wie schlank sie ist.«
    Die Baronin grinste wie ein Faun. »Baumeister als rührseliger Katzenvater, nicht schlecht. Kommen jetzt die Nachbarn, wenn sie Licht sehen?«
    »Nein. Sie sind zurückhaltend.«
    Krümel hatte ihre Jungen auf meinem Schreibtisch gekriegt. Sie hatte sich zwei alte Hemden und einen alten Kissenbezug hinaufgezerrt. Es waren vier Junge, drei getigert, eines pechschwarz. Ihre Augen waren noch geschlossen, aber sie wirkten sehr munter.
    »Mein Gott, sind die süß«, sagte die Baronin, was aus ihrem Munde irgendwie merkwürdig klang.
    »Maria wird für sie sorgen. Krümel, du bist wirklich eine tolle Mutter. Aber was passiert, wenn die Kleinen runterfallen?«
    »Wir legen einen Karton dick aus und stellen ihn unter den Schreibtisch.«
    Also sorgten wir erst für die Katzen, ehe wir uns ansahen, was Becks Leute angerichtet hatten. Sie hatten nicht viel herumgestöbert, nur meine Archive und die Schreibmaschinen kassiert.
    »Ich fotografiere jetzt das Türschloss, die Hecke und den kaputten Zaun«, sagte sie und verschwand.
    Ich legte mich auf das Sofa und ließ die kleinen Katzen unter Krümels Aufsicht auf meinem Bauch herumkriechen. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich das Blitzlicht im Garten. Dann kam sie zurück. »Was machen wir jetzt?«
    »Jetzt verschwinden wir wieder. Krümel, entschuldige, aber ich muss dein Fressen verdienen.«
    Als ich aus der alten Stalltür in den Garten trat, sah ich ihn. Er stand zehn Schritte entfernt und rührte sich nicht.
    »Hallo«, sagte er wie beiläufig.
    »Hallo«, entgegnete ich und zog die Baronin zu mir herum. »Das ist Gig Reimer«, erklärte ich ihr.
    »Das dachte ich mir«, sagte sie tonlos.
    »Wir trafen uns heute schon einmal«, sagte ich.
    »Ein unverhofft schnelles Wiedersehen.« Er lächelte und trat auf uns zu.
    »Das war wirklich raffiniert«, sagte ich. »Um Becks Leuten zu entgehen, sind Sie einfach hinter ihnen hergefahren, nicht wahr?«
    »Wenn man weiß, wie die Leute arbeiten, wird man leicht mit ihnen fertig. Was will Beck denn von Ihnen?«
    »Er glaubt, ich suche den Mörder von Lewandowski. Und das mag er nicht. Warum haben Sie heute Mittag geschossen?«
    »Weil ich etwas klarstellen wollte. Beck verhält sich sehr dumm. Er begreift nicht, dass wir auf der gleichen Seite stehen.«
    »Jetzt werden Sie keine Ruhe mehr vor ihm haben. Woher kennen Sie mich?«
    »Ich habe mich hier schon einmal flüchtig umgesehen. Die Frage ist, was Sie wirklich wissen.«
    »Nichts«, sagte die Baronin schnell.
    Er lächelte fröhlich. Er sah ganz harmlos aus, wie ein Friseur oder ein Gebrauchtwagenhändler. »Nicht viel jedenfalls«, sagte ich.
    »Sie sollten aufhören, die Sache zu untersuchen«, erwiderte Reimer, und es klang fast wie eine Drohung. Ich mag keine Drohungen.
    »Ich habe nur eine Frage«, sagte ich und versuchte ruhig zu bleiben.
    »Nur eine?« Er lachte höhnisch.
    »Haben Sie mit Willi Metzger für den Osten gearbeitet?«
    Im Haus keckerte Krümel sehr laut, wahrscheinlich rief sie ihre Kinder zur Ordnung. Irgendwo in der Ferne bellte ein Hund, ein Laster zog oben über die Bundesstraße.
    Als er begriff, dass ich meine Frage ernst meinte, neigte er den Kopf, gluckste verhalten und antwortete dann: »Man könnte durchaus zu dieser Auffassung gelangen, Herr Baumeister. Sie sollten aber …«
    Links von mir am Bohlenzaun stand plötzlich ein kleiner dunkler Schatten. Über Reimers Schulter hinweg sah ich einen Mann in der Hecke stehen.
    Die Frau am Bohlenzaun sagte laut und vollkommen ruhig: »Eins, sechs!« Dann riss sie die Hände nach vorn und schoss. Es blitzte.
    Reimer wirbelte herum

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