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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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alles Mogelei, denn mit diesen Dingern würde man aus einem Meter Entfernung nicht einmal einen Elefanten treffen. Und während er so redet, macht es peng. Dann lag er da und blutete.«
    »Ja, ja«, murmelte der Arzt geduldig. »Ist ja alles ganz schön und gut, aber warum war seine Trainingshose naß. Er muss im Schnee gelegen haben, wenn Sie verstehen, was ich ….«
    »Ja, er ist auf dem Weg zum Auto in den Schnee gefallen. Er wollte sich nicht stützen lassen, er will ja immer den Helden spielen …«
    »Das ist alles sehr einleuchtend«, sagte er so milde, als spreche er mit einer Schwerkranken, »aber wir müssten dann nur noch erklären, wie ein 6,35-Millimeter-Geschoss in seinen Oberschenkel kommt, das nicht wirklich aus einem alten Revolver stammen kann. Bleimantelgeschoss, meine Liebe, Bleimantelgeschoss, höchst modern, nicht wahr?«
    Die Baronin schwieg verschämt. Dann rannte sie plötzlich zum Waschbecken und übergab sich. Sie hatte ein schneeweißes Gesicht. »Das ist ja ekelhaft«, keuchte sie, »wirklich ekelhaft.«
    »Es war wohl alles ein bisschen viel«, sagte er diplomatisch. Dann schellte das Telefon, Naumann hob ab, meldete sich und lauschte dann interessiert. Er legte den Hörer nach einer Weile nachdenklich auf. »Ich muss gehen. Da liegt nämlich eine männliche Leiche in Baumeisters Garten. Hat die auch mit einem alten Revolver gespielt?«
    Die Baronin antwortete nicht.
    Ich krächzte: »Ich habe den nicht erschossen, falls Sie das meinen.«
    »Sieh da, der Baumeister ist wieder unter den Lebenden. Wer hat Sie angeschossen?«
    »Die Leiche.«
    »Ist das sicher?«
    »Ganz sicher. Und wir müssen weg.«
    »Und wer hat den Toten getötet? Was soll ich sagen, wenn man mich nach Ihnen fragt? Ich kenne Sie, ich weiß … Na ja.« Naumann wandte sich an die Baronin. »Er braucht Ruhe. Die Wunde ist versorgt, aber das Bein darf nicht bewegt werden.«
    »Wir passen schon auf«, sagte die Baronin. »Und vielen Dank!«
    »Machen Sie hier das Licht aus und vergessen Sie die Schmerztabletten nicht.« Er nahm seine Bereitschaftstasche und ging hinaus.
    »Los, wir müssen abhauen.«
    »Aber wohin jetzt?«
    »Zu Guttmanns.«
    »Dann entdeckt man uns sofort.«
    »Vielleicht nicht, weil niemand uns dort erwartet.« Ich humpelte vor ihr her zum Wagen, sie murmelte etwas von den Freunden in der Not, als sie einstieg.
    »Ich muss mich bedanken, Baronin, du warst einfach klasse.«
    Sie schniefte nur und reichte mir eine Pillenschachtel. »Du musst zwei davon nehmen, dann lassen die Schmerzen nach.«
    Die Pillen schmeckten ekelhaft. Irgendwann döste ich ein, und als ich aufwachte, rüttelte sie mich an der Schulter und sagte: »Wir sind da, Baumeister.«
    »Irgendwelche Überwachungsautos?«
    »Nein, bis jetzt nicht.«
    »Dann geh rein und sag den Guttmanns Bescheid. Und du musst weiter zum Flugplatz und den Wagen gegen einen anderen tauschen.« Ich erinnerte mich daran, dass Guttmann an diesem Tag beerdigt werden würde.
    Die Baronin kam zurück. »Du kannst reingehen.« Ich kletterte steifbeinig aus dem Auto und humpelte zum Haus. Hinter mir startete die Baronin und fuhr ab.
    Anna Guttmann stand in einem uralten Bademantel im Hausflur. »Sie müssen sich sofort hinlegen. Haben Sie viel Blut verloren?«
    Ich weiß nicht, was in diesem Augenblick mit mir geschah. Ich kann mich erinnern, dass ich irgendetwas antworten wollte, dass mir aber das nicht gelang. Als ich zu mir kam, lag ich in einem Bett. Links neben mir brannte matt eine kleine Lampe. Sie waren alle am Fußende versammelt und starrten mich an, als liege ich im Sterben: Anna Guttmann, ihr Sohn und ihre Tochter und die Baronin.
    »Was ist eigentlich passiert?«, fragte ich. »Nichts«, sagte Anna Guttmann. »Sie sind ohnmächtig geworden.«
    »Der Arzt kommt gleich«, sagte die Baronin. »Noch ein Arzt?«
    »Wir müssen doch wissen, wie es um deinen Kreislauf bestellt ist.« Sie spielte die Mitleidsvolle und spielte sie absichtlich schlecht.
    »Kann ich eine Weile allein sein?«
    »O sicher«, hauchten Anna Guttmann und die Baronin unisono.
    Sie marschierten hinaus wie eine Gruppe von Ärzten, die sich völlig einig sind, dass der Fall Baumeister hoffnungslos ist. Ich schlief wieder ein.
    Jemand fasste mich an der Schulter und brummte: »Junger Mann, ich muss Sie untersuchen.« Der Jemand hatte ein schmales rosiges Gesicht und sah aus, als freute er sich auf seinen achtzigsten Geburtstag im nächsten Jahr. Er rauchte eine Pfeife.
    »Sie rauchen

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