Requiem für einen Rockstar (German Edition)
Unterhaltet euch ruhig weiter. Ich räume das Zeug schon wieder ein.»
«Braves Mädchen», kommentierte Schuster.
«Dann bekommen Sie bestimmt so einiges mit», nahm Ferrari den Gesprächsfaden wieder auf. Langsam, aber sicher fuhr ihm der Alkohol auch ein.
«Noch einen Schnaps?»
«Nein, danke. Lieber nicht.»
«Nur noch einen Kleinen», Schuster füllte einfach nach. «So, jetzt ist die Buddel leer.»
Der Kommissär schob den Becher zu Toto hinüber.
«Wie gesagt, da läuft doch sicher einiges auf der Tournee.»
«Kann man sagen. Es ist immer etwas los.»
«Aber die Jungs sind ja pflegeleicht. Ina Helmers hat sie voll im Griff. Oder?»
«Meistens. Alf ist kein Problem. Der macht einfach, was ihm gesagt wird. Mark lässt nichts anbrennen. Weibergeschichten noch und noch. Ich frage mich, wie lange Christine das noch mitmacht.»
«Das verstehe ich auch nicht. Wie kann man mit einem Mann zusammen sein, der mit jeder rummacht?», ertönte Nadines Stimme.
«Christine scheint es nicht zu stören. Noch nicht. John braucht … brauchte keinen Aufpasser.»
«Und Piet?»
«Ist Stimmungen unterworfen. Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt das ganze Spektrum.»
«Klingt langweilig», lallte Schuster. «Richtig langweilig. Dabei geht doch auf der Bühne die Post ab.»
«Manchmal ist auch hinter der Bühne schön was los. Ich könnte dir ein paar Geschichten erzählen …»
«Darauf machen wir noch eine Flasche auf. He, Mädchen! Mach mal den Spind auf. Ja, genau den. Oben rechts ist noch eine Buddel. Gut so. Braves Mädchen. Wenn du den Zapfen jetzt noch rausziehst …»
Nadine knallte ihm die Flasche auf den Tisch.
«Nicht so fest! Du schüttest ja den guten Schnaps aus.»
Ganz ruhig bleiben. Mehr Humor und Gelassenheit. Nadine zählte leise auf zehn und setzte sich mit stoischer Miene auf den freien Hocker. Ferrari blinzelte ihr belustigt zu. Ihre geballte Faust konnte er nicht sehen.
«So, nun aber mal raus mit der Sprache, Toto. Wir wollen Skandale hören. Wir wollen Skandale hören!»
«Skandal ist zu viel gesagt. Wir sind jetzt etwa ein Jahr unterwegs. Da kommt es schon mal zu Reibereien. So richtig Zoff hatten wir aber nur beim letzten Konzert in Frankfurt.»
«Machs nicht so spannend, Totolein!», brüllte Schuster.
«Nach dem Konzert ist Alf ausgerastet. Er ging auf Ina Helmers los.»
«Wer ist denn das?»
«Die Frau unseres Managers. Alf hat ihr eine verpasst. Wenn ich nicht dazwischen gegangen wäre, hätte er sie wahrscheinlich richtiggehend verprügelt.»
«Und das ist alles?»
«Dann ist John ausgerastet und über Alf hergefallen. Es war ein heilloses Durcheinander. Eine richtige Kettenreaktion. Piet hat John weggerissen und ich habe Alf in den Schwitzkasten genommen. Er schlug wie wild um sich. Erst nachdem er sich beruhigt hatte, habe ich ihn losgelassen.»
«Ist ja toll. Und das ist alles?»
«Zum Glück ist das alles. Ich bin froh, dass die Tournee vorbei ist. Die Stimmung ist seit Frankfurt auf dem Tiefpunkt. Und keiner weiss, wieso Alf so ausgerastet ist. Gut, er war vollkommen zugedröhnt, aber trotzdem, irgendetwas hat ihn auf die Palme gebracht. Ich habe schon viele Tourneen mitgemacht, das könnt ihr mir glauben. Die mit den Devils war eine der professionellsten und ruhigsten. Bis Frankfurt. Seither gehen sich alle aus dem Weg. Ich wollte nach Frankfurt aufhören. Hanno hat mich überredet, das Abschlusskonzert noch zu managen. Das bin ich ihm schuldig. Sonst wäre ich längst auf Korsika. Da habe ich ein Haus.»
«Und … Mädchen? … Erzähl … mir … von den … Groupies, bitte Totolein, die Groupies!»
Ferrari erhob sich, ohne dass die beiden es bemerkten. Nadine nickte.
«Hier, nimm einen Kaugummi. Du stinkst!»
«Das hättest du auch etwas vornehmer ausdrücken können.»
«Schöner Kommissär, Alkoholiker im Dienst!»
«Nun mach mal halblang. Es kann nicht jeder so vornehm daher kommen wie gewisse Kolleginnen.»
Das war nun des Guten zu viel. Nadine liess Ferrari einfach stehen.
«He! Warte. Es war nicht so gemeint.»
«Entschuldigung!»
«Wofür entschuldigst du dich?», fragte der Kommissär.
«Nicht ich. Du. Sag, dass es dir leid tut.»
«Es … nein! Es tut mir nicht leid. Schliesslich haben wir etwas erfahren. Ich glaube, dass Alfs Ausraster einen tieferen Grund hat. Irgendetwas ist faul im Team.»
«Das glaube ich auch. Sie sind alle so verdammt seriös. Gute Freunde fürs Leben. Nur, einer von ihnen ist auf der Strecke geblieben
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