Requiem für einen Rockstar (German Edition)
Laughton.»
«Danke, Ferrari, ich wäre schon noch darauf gekommen. Charles Laughton führte sie als Lügnerin vor. Und der Mann wurde freigesprochen.»
«Das war aber noch nicht das Ende, Herr Staatsanwalt. Als der Mann von Marlene Dietrich, es war …»
«Tyrone Power!», konterte Borer.
«Als Tyrone Power ihr im Gerichtssaal nach dem Freispruch erklärte, dass er eine andere liebe, hat sie ihn erstochen. Und Charles Laughton übernahm ihre Verteidigung.»
«Ich werde meine cineastischen Kenntnisse auffrischen müssen», sinnierte Nadine. «Sie halten Ina also nicht für glaubwürdig?»
«Das kann ich nicht beurteilen. Ich kenne die Dame nicht. Aber eines weiss ich mit Bestimmtheit, der Fall muss gelöst werden. Wie auch immer. Wir brauchen einen Mörder. Die ganze Welt hält den Atem an und blickt auf uns. Wir verkommen zur Bananenrepublik, wenn wir den Mord nicht aufklären. Und das schleunigst.»
Staatsanwalt Borer verliess theatralisch den Raum.
«Arschloch!»
«Du hast es gehört, Nadine. Wir brauchen einen Mörder. Nicht den Mörder, sondern einen Mörder. Eine gewagte Formulierung.»
«An solchen Finessen hält sich der Herr Oberstaatsanwalt und Nationalrat in spe nicht auf. Hauptsache, die Presse ist ruhig gestellt, die Welt schaut wieder mit Wohlwollen auf unsere Stadt und Borers Karriere erleidet keinen Knick.»
Hanno Helmers wirkte übernächtigt. Er sah sich im kargen Zimmer mit wild funkelnden Augen um.
«Bin ich verhaftet?»
«Nein, wir wollen Sie nur noch einmal befragen. Wir werden das Gespräch mit diesem Tonbandgerät aufnehmen und davon ein Protokoll erstellen, das Sie dann bitte genau durchlesen und zum Einverständnis unterzeichnen sollten.»
Helmers setzte sich.
«Ich … ich weigere mich, mit Ihnen zu sprechen. Ich möchte einen Anwalt.»
«Wie Sie wünschen. Dann können wir uns die Unterhaltung sparen. Sie können gehen, Herr Helmers.»
«Einfach so?»
«Ja.»
Der Manager blieb sitzen.
«Und dann geht das weiter, immer weiter. Sie geben keine Ruhe, weil Sie davon überzeugt sind, dass ich John ermordet habe.»
«Wenn Sie die Tat begangen haben, wäre ein Geständnis für Sie von Vorteil. Vielleicht gibt es Gründe, die vor Gericht mildernd wirken. Wenn er Sie betrogen hat, Sie erpresst …»
«Erpresst? Die gesamten Vertragsverhandlungen waren eine einzige Erpressung. John hat mich richtiggehend abgeseilt. Immer neue Forderungen gestellt.»
«Das hatten wir bereits.»
«Es fing mit ganz normalen Verhandlungen an. Reine Formsache. Ich habe ihm vorgeschlagen, den bestehenden Vertrag um fünf Jahre zu verlängern. Zehn wären mir persönlich lieber gewesen. Aber ich wollte nicht zu hoch pokern. Zuerst schien er damit einverstanden zu sein. Beim nächsten Gespräch wollte er plötzlich die Konventionalstrafe draussen haben. Damit war ich nicht einverstanden.»
«Aus gutem Grund», anerkannte Nadine. «Das wäre unfair gewesen.»
Helmers blickte leicht irritiert, wusste nicht, ob sie es ehrlich meinte.
«Als ich gleichwohl darauf eingegangen bin, verlangte er eine Klausel, dass jeder eine Solokarriere starten dürfe, unabhängig davon, ob die Band weiterhin zusammenbleibt. Ich war einverstanden, widerwillig versteht sich. Als Nächstes verlangte er für die Devils eine höhere Beteiligung. Damit konnte ich leben. Dann kam der entscheidende Punkt.»
«Die USA-Tour.»
«Exakt. Ich habe einen Monat lang alle Hebel in Bewegung gesetzt. Und, bei Gott, ich schwöre es, der Vertrag ist gut. Nein, der Vertrag ist sehr gut.»
«Ist er wirklich. Ich habe ihn gelesen», bestätigte Nadine.
«Am Tag vor seinem Tod habe ich ihm den Vertrag gezeigt. Er fand ihn gut. Dann kam der absolute Hammer. Er sagte: ‹Hanno, du hast gute Arbeit geleistet. Jetzt fehlt nur noch eines. Wir wollen eine Klausel im Vertrag, die uns eine Mindestsumme für die USA-Tournee garantiert.›»
«Und?», fragte Ferrari.
«Das kann kein Mensch garantieren! Niemand kann das, was er natürlich gewusst hat. Im Vertrag ist zwar ein Passus eingefügt, der den Devils einen Sockelbeitrag garantiert. Das hat er aber nicht gemeint. Er bezog sich auf den Passus, dass sie nebst dem Grundbetrag noch pro Zuschauer sowie an den Einnahmen des Caterings beteiligt sind. Ich sollte zusätzlich ausrechnen, was es bringt, wenn alle Stadien ausverkauft sind, und davon den Anteil der Devils garantieren. In diesem Moment wusste ich, dass John niemals einen Vertrag unterzeichnen würde. Ich habe ihn angefleht, dass er mich
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