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Requiem: Roman (German Edition)

Requiem: Roman (German Edition)

Titel: Requiem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin McNamee
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Bord geworfen wurden. Sie folgten ihnen Tag und Nacht. In der Nacht klangen ihre Schreie, als würde im Kielwasser des Schiffes schrecklich ausgelassen gefeiert. Rutherford hatte gesehen, wie Männer bei den Angriffen unter Artilleriefeuer und durch Granatsplitter auf offenem Deck getötet worden waren.
    »Ich war bei dem Gemetzel an Bord eines Schiffes dabei. Ich weiß, wie trockenes Blut auf einem hölzernen Deck aussieht. Es gibt nichts, was ähnlich aussieht.«
    »Erzählen Sie keinem davon, Rutherford. Was vorbei ist, ist vorbei.«
    »Der verurteilte Mörder Gordon ist freigelassen worden.«
    »Man hat ihn entlassen und kümmert sich um ihn.«
    »Dann gibt es da nichts zu holen.«
    »Nein, Wachtmeister. Da gibt es nichts zu holen.«
    Curran hörte ruhig zu, als Ferguson ihm von seinem Treffen mit Rutherford erzählte.
    »Was wissen wir von diesem McCrink?«, sagte Curran.
    »Ist in Nordirland geboren. Ein Karrierepolizist. Ist dem Morddezernat in London beigetreten. Wurde als Senkrechtstarter betrachtet. Bis er um seine Versetzung nach Ulster bat, ohne eine Erklärung dafür zu geben.«
    »Gehen Sie dem nach. Ein Ermittler, der seinen eigenen Beweisen nicht traut, ist verheerend für einen Fall. Vor allem für einen Fall, der auf Indizienbeweise baut. Wer hat die Verteidigung übernommen?«
    »Brown. Er hat den Ruf, dass noch keiner seiner Mandanten an den Galgen musste, wie Sie sicher wissen.«
    Der Richter spielte die weiße Kugel entlang der Bande, um die schwarze zu treffen. Sie hing für einen Augenblick über dem Loch, bis sie fiel. Ferguson überprüfte die Position der Kugel, während der Richter ans Ende des Tisches ging und sich nach vorn beugte, um den Winkel für die nächste, die rote Kugel zu kalkulieren. Er versenkte sie und ging dann zu einem Beistelltisch hinüber. Er goss sich einen Whiskey ein und fügte Soda hinzu. Als er sich über Flasche und Glas beugte, erinnerte er Ferguson an einen Totenbeschwörer über seinem dekadenten Elixier.
    »Was ist mit Bratty? Der Mann, der des Mordes an dem Mädchen in Hillsborough angeklagt worden ist. Da gab es doch ebenfalls einen sexuellen Aspekt oder nicht?«, sagte Curran.
    »Ich habe mich mit dem Innenminister über Bratty unterhalten. Er erwägt, die Strafe umzuwandeln.«
    »Dann ist McGladdery dran. Brown wird seinen Mann verlieren.«
    *
    Brown kam jeden Dienstag um 2 Uhr ins Gefängnis. Er saß stundenlang mit Robert zusammen, um die Vorfälle aus der Nacht des 28. Januar zu besprechen. Um wie viel Uhr traf er bei der Halle des Oranier-Ordens ein? Redete er mit irgendjemandem, während er hineinging? Wann sah er Pearl zum ersten Mal? Robert begriff, dass sie sich dem wichtigsten Vorfall des Abends nähern mussten. Roberts Heimweg von der Tanzhalle hatte Brown noch immer nicht rekonstruiert. Die Gespräche darüber verliefen zögerlich und waren nicht einfach. Als Erstes ging es darum, die Nacht wieder in Erinnerung zu rufen; Umstände mussten festgehalten und jeder einzelnen Figur eine klare Rolle zugewiesen werden. Der Abend war nicht so verlaufen, wie Robert ihn in Erinnerung hatte. Ein Tanzabend in einer Halle des Oranier-Ordens mit Fabrikmädchen und Arbeitern wurde zu einer schattenhaften, spärlich beleuchteten Maskerade. In Roberts Erinnerung sahen die Tänzer aus wie Menschen aus einer früheren Zeit, die ihn in einem stillen, gespensterhaften, finsteren Schreittanz umkreisten.
    »Ich bin verpflichtet, dir zu sagen, dass es wahrscheinlich nicht zum Todesurteil kommt, wenn du auf ›schuldig‹ plädierst«, sagte Brown. »Und wenn doch, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass wir mit dem Gnadengesuch Erfolg haben.«
    »Ich kann doch nicht auf ›schuldig‹ plädieren, wenn ich es nicht getan habe.«
    »Das ist richtig. Trotzdem muss ich dich über alle Möglichkeiten aufklären.«
    »Ich plädiere auf unschuldig.«
    »In Ordnung. Dies bringt uns zur zweiten Sache.«
    »Und die wäre?«
    »Ob du als Zeuge auftrittst oder besser nicht.«
    »Was meinen Sie?«
    »Die Anklage der Krone ist auf Indizienbeweisen aufgebaut. Sie haben keine Zeugen des Mordes und natürlich kein Geständnis. In solchen Fällen sagt der Angeklagte meistens nicht aus.«
    »Dann werd ich meinen Mund halten. Macht das keinen schlechten Eindruck auf die Geschworenen?«
    Roberts Haltung zu seinem Fall war beeinflusst durch seine Vorstellung von Richtern in ihren beeindruckenden Roben und seinen falschen Vorstellungen von der Justiz.
    »Der Richter wird sie dahingehend

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