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Requiem

Requiem

Titel: Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Kruse
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gerade einen Herzinfarkt kriegst. Es wird dir nichts nützen. Ich weiß, dass du noch nie in diesem Stadion warst und dich überhaupt nicht für Fußball interessierst, aber ich würde mir so wünschen, dass du wenigstens einmal mitkommst.«
    Er bekam wieder Luft und schnaufte: »Möchtest du nicht doch lieber eine Perlenkette?« Aber er wusste, dass Anne nicht lockerlassen würde.
    »Du hast es mir versprochen.«
    Er gab sich geschlagen. »Ist ja gut, ich komme mit. Aber du musst nicht glauben, dass ich mich als Fußballfan kostümiere.«
    Anne stieß einen Freudenschrei aus und Beaufort begann zu ahnen, wie wichtig ihr der Wunsch wirklich war. Er wischte sich mit einer Serviette den Senf vom Revers.
    »Keine Angst, ich stecke dich nicht in die Nordkurve. Du darfst mit mir auf die Pressetribüne. Ich besorg’ dir gleich nachher eine Karte, wenn ich zum Club rausfahre. Du, ich muss Schluss machen, ich habe noch einiges zu erledigen, bevor es losgeht. Warst du schon auf diesem Ärztesymposium auf der Burg?«
    »Ja, ich habe gerade mit einem holländischen Professor ein interessantes Gespräch geführt, aber davon erzähle ich dir heute Abend. Ich muss jetzt nämlich auch dringend weiter. Ich habe dir doch auf deine Mailbox gesprochen, dass ich bei dem Zugriff auf unsere braunen Autografensammler mit dabei sein darf. Freilich nur, wenn ich bis eins im Präsidium bin.« Er biss erneut in die Bratwurstsemmel, diesmal ohne Zwischenfall.
    »Da würde ich jetzt auch gern mitkommen – auf die Gesichter der drei wäre ich gespannt, wenn die Handschellen zuschnappen. Wirklich nett von Ekki, dass er das für dich organisiert hat.«
    »Du hättest ja auch mitgekonnt, wenn du Zeit gehabt hättest. Allerdings ohne darüber zu berichten. Ich darf auch nur Mäuschen spielen. Ekki dankt dir übrigens herzlich für die CD mit dem Gesprächsmitschnitt aus dem Foyer. Ohne den hätte er das zuständige Kommissariat nicht so schnell überzeugen können.«
    Beaufort ging kauend weiter Richtung Hauptmarkt. Vor dem Rathaus spielte ein Straßenmusiker Body and Soul auf dem Saxophon.
    »Ich habe den Herrn Justizsprecher ja schon als schlimmen Choleriker und ziemlich eingebildeten Schnösel erlebt, aber ich muss sagen, in letzter Zeit macht er sich. Er ist geradezu kooperativ geworden.«
    »Freut mich, dass du das sagst. Das ist nämlich einer meiner größten Wünsche, dass ihr beide endlich mal euer gespanntes Verhältnis entkrampft. Es ist nicht schön, wenn die Frau, die man liebt, und der beste Freund sich immer behakeln.«
    »Das kommt halt nicht über Nacht. Du, jetzt muss ich aber wirklich Schluss machen. Wir sehen uns heute Abend.«
    Sie legten auf, und Beaufort beschloss, noch schnell bei sich daheim vorbeizugehen, um das bekleckerte Jackett auszutauschen. Als er an der Industrie- und Handelskammer abbog und dort an der Bushaltestelle vorbeikam, hörte er einen alten Mann den Busfahrer fragen: »Wo fährt dieser Bus denn hin?«
    »Steht vorne drauf«, antwortete der muffelig.
    Trotz seiner Eile stoppte Beaufort und wandte sich mit auserlesener Freundlichkeit an den Fahrer: »Kennen Sie eine Barbara aus dem Salon Regina ?«
    Der schaute ihn mürrisch an. »Was wollen Sie? Nie von der gehört.«
    »Das wundert mich. Ich hätte darauf gewettet, dass Sie miteinander verwandt sind.«
     
    *
     
    Die silberfarbene Limousine passierte die Hochhäuser der Bundesagentur für Arbeit und die niedrigeren, aber beinahe ebenso hässlichen Universitätsgebäude der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, verließ die Regensburger Straße nach rechts in die Bayernstraße, fuhr unter der Eisenbahnbrücke hindurch, fädelte direkt dahinter in die Linksabbiegerspur ein, wartete, bis die Ampel auf Grün sprang, bog in die Herzogstraße ein, rollte diese zwischen Bahngleisen und Häuserfronten langsam entlang, erreichte den Parkplatz am Rand der Zeppelintribüne, drosselte das Tempo noch weiter und kam neben dem großen Lieferwagen eines Installateurs so zum Stehen, dass die Männer im Inneren die Wasseroberfläche des Dutzendteichs in rund 30 Meter Entfernung glitzern sahen.
    »Lagebesprechung«, sagte Hauptkommissar Georg Waldmüller zu seinem Assistenten, der den Motor abstellte und die Handbremse anzog. Dann drehte sich der Kommissar, der der Abteilung gegen Organisierte Kriminalität angehörte, zu dem Mann auf dem Rücksitz um und sagte freundlich: »Sie können gern daran teilnehmen, Herr Beaufort.«
    Der Hobbydetektiv nickte, und die drei

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