Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Requiem

Requiem

Titel: Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Kruse
Vom Netzwerk:
und über den See hin zum Kolosseum traumhaft sein. Es gab nicht viele Stellen in der Stadt mit Aussicht aufs Wasser.
    Eine knappe halbe Stunde saß Beaufort nun schon in dem Wagen, beobachtete das Anwesen und langweilte sich. Er sehnte sich an die frische Luft und danach, sich die Beine zu vertreten. Der Beamte mit dem Schäferhund war schon mindestens fünfmal an ihrem Auto vorbeigegangen, und ab und zu hatte Kommissar Waldmüller über Sprechfunk Kontakt zu seinen Mitarbeitern aufgenommen. Es war zehn nach zwei, und sie begannen bereits zu zweifeln, ob Hagen Markgraf überhaupt noch käme, als auf der Straße langsam ein grüner Jaguar heranrollte.
    »Da kommt er«, flüsterte Beaufort aufgeregt, »ich erkenne sein Auto wieder.«
    Eigentlich bestand keine Notwendigkeit zu flüstern, aber selbst der Kommissar sprach mit gedämpfterer Stimme ins Mikrofon: »Achtung! Die Zielperson nähert sich in einem dunkelgrünen Jaguar.«
    An der Villa stoppte das Fahrzeug und parkte direkt vor dem Lieferauto, das der Polizei als Tarnung diente. Es waren zwei Männer in dem Wagen. Der eine blieb auf dem Beifahrerplatz sitzen, während der Fahrer ausstieg. Es war Hagen Markgraf. Auch heute wieder trug der Mitorganisator der Bio-Fach einen tadellos sitzenden hellgrauen Anzug, aus dem ein roséfarbenes Einstecktuch und eine Krawatte im selben Farbton hervorleuchteten.
    »Ist er das?«, fragte Waldmüller leise.
    »Ganz ohne Zweifel«, antwortete Beaufort.
    Bevor Markgraf die Fahrertür schloss, sagte er noch etwas zu seiner Begleitung. Dann öffnete er die hintere Tür, beugte sich ins Innere des Wagens und holte vom Rücksitz ein in braunes Papier gewickeltes Päckchen.
    Hoffentlich liege ich mit dem D’Annunzio auch richtig, plagten Beaufort plötzliche Selbstzweifel. Als er Ekki heute früh davon erzählte, hatte alles noch ganz logisch geklungen. Wie peinlich, wenn er sich irrte und Markgraf nur einen Roman des Autors verleihen wollte, oder einen Bildband über den Duce, oder ein Kochbuch vom Gardasee.
    »Zielperson geht allein auf das Objekt zu. Eine unbekannte Person männlichen Geschlechts ist in dem Fahrzeug sitzengeblieben.«
    Unmittelbar darauf konnte Waldmüller seiner Mann- und Frauschaft über Sprechfunk mitteilen, dass Markgraf soeben das Haus betreten hatte.
    Nach einer Weile meldete sich die Polizeibeamtin, die an der anderen Seite der Villa in einem Gebüsch Stellung bezogen hatte.
    »Die Zielperson ist mit den beiden Bewohnern im Wohnzimmer. Sie sitzen an einem Tisch, trinken Kaffee und reden miteinander.« In der Leitung knackte und rauschte es. »Jetzt reicht die Zielperson das Päckchen an den größeren der beiden Männer weiter. Sie packen es aus. Es ist ein großes Buch, in dem sie andächtig blättern.«
    »Gut, Elke, wenn die beiden Alten das Geld übergeben, schlagen wir zu. Du greifst aber nur ein, wenn jemand von denen türmen will.« Waldmüller blickte sich um und reckte Beaufort seinen erhobenen Daumen entgegen. »An alle! Haltet euch bereit. Es geht gleich los. Stefan, kannst du mich hören?«
    »Ja, Chef.«
    »Wir müssen umdisponieren. Du verlässt jetzt sofort deinen Posten und schnappst dir den Beifahrer. Der muss zuerst ausgeschaltet werden, damit er die drinnen nicht warnen kann. Pass bloß auf, dass er nicht die Hupe drückt.«
    »Okay, bin unterwegs.«
    Beaufort sah, dass der Mann in dem Jaguar immer noch auf dem Beifahrersitz wartete. Er hatte die Scheibe heruntergedreht und rauchte. Ab und zu stieg eine kleine Qualmwolke auf. Von hinten näherte sich auf dem Bürgersteig der Polizist mit dem Schäferhund an der Leine. Markgrafs Komplize bemerkte das Gespann nicht. Als der Polizist nur noch drei Schritte entfernt war, zog er eine Pistole unter seiner Jacke hervor. Dann hielt er sie dem Mann an den Kopf, woraufhin der im Auto ganz langsam die Arme hob. Er holte ein Paar Handschellen aus seiner Gesäßtasche und fesselte den Verdächtigen damit an die Beifahrertür. Schließlich öffnete er die hintere Tür und ließ seinen Hund auf die Rückbank.
    »Alles klar, ich habe meinen Mann unschädlich gemacht. Der gibt keinen Pieps mehr von sich. Harro hält ihn in Schach. Ich habe ihm weisgemacht, dass der Hund heute noch kein Fressen bekommen hat und ihm bei der kleinsten Bewegung an die Gurgel gehen wird.«
    Beaufort fasste sich unwillkürlich an den Hals. Er hätte nicht mit dem Gefangenen tauschen wollen. Seit er als Kind einmal gebissen worden war, hatte er großen Respekt vor

Weitere Kostenlose Bücher