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Requiem

Requiem

Titel: Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Kruse
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stiegen aus dem Wagen aus. Wie auf ein geheimes Zeichen hin öffneten sich die Türen des Lieferwagens und eines anderen Autos, aus denen fünf weitere Personen des Mobilen Einsatzkommandos auf den menschenleeren Parkplatz traten. Von der Uferpromenade stieß außerdem ein Spaziergänger mit einem Schäferhund zu der Gruppe. Insgesamt beugten sich sieben Männer und zwei Frauen über die Karte, die der Kommissar auf der Motorhaube seiner Limousine ausgebreitet hatte. Sie waren zwischen 25 und 45 Jahre alt und mit Ausnahme Beauforts Polizeibeamte in Zivil. Alle trugen Bluejeans und dazu Leder- oder Windjacken, unter denen sich die Pistolenhalfter leicht abzeichneten.
    »Wir sind hier«, sagte Waldmüller und tippte auf den detaillierten Plan des Reichsparteitagsgeländes, »und dort hinten ist das Strandcafé Wanner .«
    »Es heißt Gutmann , Schorsch. Seit dem Abriss und dem Umbau nennt es sich Gutmann am Dutzendteich «, meldete sich eine der beiden Frauen zu Wort.
    »Also gut, da hinten am Ufer befindet sich dieses Gutmann . Und genau zwischen diesen beiden Punkten, hier in der Mitte der Seumestraße, liegt unser Objekt. Wie sieht es dort aus, Stefan?«
    Der Mann mit dem Hund antwortete. »Es ist eine riesige grüne Jugendstilvilla, in der drei Parteien wohnen.« Er deutete nicht auf die Karte, sondern zu der Siedlung am Seeufer. »Seht ihr dort hinten das rote Ziegeldach mit den drei Kaminen? Das ist es. Hinz und Nagelschmidt bewohnen das Erdgeschoss.«
    »Und sind sie zu Hause?«
    »Sie waren beim Wanner , also ich meine beim Gutmann , mittagessen«, verbesserte er sich schnell, als er sah, wie sich der Mund seiner Kollegin zum Protest öffnete, »aber sind seit einer Viertelstunde wieder zurück.«
    »Sehr gut. Dann fehlt nur noch dieser Bandenchef mit dem Diebesgut und die Party kann losgehen. Hast du den Durchsuchungsbefehl dabei?«
    Waldmüllers Assistent zog das Papier aus seiner Brusttasche.
    »Okay. Dann zur Aufstellung. Ihr drei seht zu, dass ihr den Lieferwagen direkt vorm Haus parkt, denn ihr seid für den Hauptzugriff verantwortlich. Und ihr beide lasst euren Wagen hier stehen und sichert die Rückseite des Gebäudes, dass mir ja keiner zum See hin ausbüxt. Stefan du hältst dich mit dem Hund links von der Villa und passt auf, dass keiner über das Nachbargrundstück stiften geht. Und wir beide observieren das Objekt von der rechten Seite aus, am besten von einem Parkplatz an diesem kleinen Kreisverkehr hier. Ich gebe das Kommando für den Einsatz, kurz nachdem die Zielperson die Villa betreten hat. Alles klar, Männer?«
    »Und Frauen. Du wirst es nie lernen, Schorsch.«
    »Bitte, Elke, verschone mich doch jetzt damit. Du weißt genau, dass ich euch alle meine, wenn ich ›Männer‹ sage. Ich verwende das im Sinne von ›Mannschaft‹.«
    »Das Wort ›Mannschaft‹ finde ich auch nicht viel besser.«
    Der Kommissar verdrehte die Augen. »Alles klar, Leute?«, entschied er sich für den geschlechtsneutralen Kompromiss, denn so schnell wollte er nicht klein beigeben. »Noch irgendwelche Fragen?« Als keine Einwände kamen, schwärmten die Polizisten aus. »Und Sie, Herr Beaufort, kommen wieder mit mir.«
    Zwei Minuten, nachdem der Lieferwagen den Treffpunkt verlassen hatte, setzte auch Waldmüllers Assistent ihr Auto rückwärts aus der Parklücke, fuhr auf die Herzogstraße zurück und bog bei der ersten Möglichkeit links in die Siedlung ein. Die verkehrsberuhigte Einbahnstraße führte an gepflegten Villen mit Seeblick und schmucken Wohnblocks vorbei. Obwohl Südstadt, war das hier ganz sicher eine der teureren Wohnlagen in Nürnberg. Die silberfarbene Limousine passierte den weißen Lieferwagen, der gegenüber dem Eingang der Jugendstilvilla stand, fädelte in den kleinen Kreisverkehr ein und parkte schließlich so auf einem der Anwohnerplätze, dass die Männer das Anwesen der beiden Trachtler einigermaßen gut überblicken konnten. Die alte Villa hatte einen lindgrünen Verputz und weiße Fenster. Das rote Ziegeldach war alt und hatte eine hübsche Patina angenommen. Über dem Eingangsportal des Hauses waren zwei kniende Knaben angebracht, die eine Girlande zwischen sich hielten. Das Jugendstilensemble bestand aus grauem Stein. Ansonsten war das Gebäude gut vor neugierigen Blicken geschützt: Eine hohe graue Steinmauer mit einem schmiedeeisernen Gitter darauf und eine dicke immergrüne Hecke dahinter schirmten die Villa zur Straße hin ab. Von der anderen Seite musste der Blick in den Garten

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