Requiem
an.
»Na, so viel ist hier ja nicht gerade los«, sagte Beaufort und deutete auf die leeren Tische. »Ich hätte gern einen Eierpfannkuchen.« Er konnte den Blick nicht von ihren schlumpfeisblauen Augen lösen.
»Hier gibt’s nur, was auf der Karte steht. Und was Warmes gleich gar nicht. Ich hab euch doch gesagt, dass ich allein bin.«
»Für mich nur ein Müsli mit Früchten und Joghurt. Und einen grünen Tee bitte«, beeilte sich Ekki zu sagen.
Mit keiner Miene deutete Barbara an, dass sie die Bestellung des Justizsprechers registriert hatte. Noch immer sahen sich die Bedienung und der Hobbydetektiv kampfeslustig in die Augen. Sie spielten das Spiel ›Wer zuerst wegsieht, hat verloren‹.
»Und was ist mit dir? Endlich was gefunden?« Sie hob fragend ihre gezupften Augenbrauen.
Aber Beaufort wollte jetzt nicht aufgeben und in die Karte sehen. »Bringen Sie mir einfach etwas, von dem Sie denken, dass es mir schmeckt«, sagte er lächelnd.
Sie fixierte ihn noch drei, vier Sekunden lang, sagte »Gut«, drehte sich um und ging in die Küche zurück.
»Eine Wahnsinnsfrau, oder?«, flüsterte Ekki. »Diese edle Haltung. Hast du ihren ausrasierten Nacken gesehen? Ich könnte reinbeißen, wenn sie mich ließe. Sie ist Triathletin. Hat schon eine tolle Platzierung beim Ironman auf Hawaii gemacht.«
»Findest du nicht, dass sie ein wenig abweisend ist?«, fragte Beaufort diplomatisch.
»Bei ihr gefällt’s mir«, schwärmte Ekki, legte seinen Kopf schief in seine Hand und schaute sehnsüchtig zur Küchentür.
»Wenn du dich wieder eingekriegt hast, könnten wir ja vielleicht mal über die Neuigkeiten in Sachen Neonazi-Morde reden. Ich denke, du hast nur wenig Zeit? Hast du was über diesen Prozess rausbekommen?«
»Du hast ja recht.« Ekki setzte sich wieder aufrecht hin und wurde ernst. »Aber bevor ich dir dazu was sage, klär mich mal auf, wie du und Anne überhaupt darauf gekommen seid.«
Beaufort erzählte seinem Freund, wie er das Trachten-Duo ausgehorcht hatte, ohne allerdings zu erwähnen, dass er die beiden schon aus dem Grauen Adler kannte. Diesen nicht ungefährlichen Ausflug ins rechte Milieu verschwieg er lieber, denn das hätte doch nur eine Standpauke Ekkis zur Folge gehabt. Danach gab er Annes Recherchen zum Besten und den entscheidenden Hinweis von Lotti Bruns.
»Nicht schlecht«, lobte Ertl. »Ihr seid übrigens nicht die Einzigen, die darauf gekommen sind. In der Soko Dutzendteich hat man gestern auch die Verbindung zwischen den Opfern erkannt.«
»Ihr nennt eure Sonderkommission Dutzendteich? Klingt reichlich niedlich, oder? Da hättet ihr sie gleich Brauner Bär nennen können.«
»Sehr witzig. Immerhin sind die Toten um den Dutzendteich herum entdeckt worden. Im Übrigen habe ich mit der Namensgebung der Soko nichts zu tun. Das ist Angelegenheit der Polizei.«
Barbara brachte das Frühstück. Ekki bekam sein Müsli und grünen Tee, Beaufort brachte sie Toast, Butter, Orangenmarmelade, Käse und Earl Grey. »Porridge ist leider grad aus«, sagte sie in Anspielung auf sein Outfit. Immerhin besaß sie doch einen Funken Humor.
»Was weißt du denn jetzt über dieses Neonazi-Quartett? Rück schon raus mit der Sprache.«
»Ich habe mir die Akten gleich heute Morgen besorgt und auch mit dem damals zuständigen Richter telefoniert. Ich nenne dir natürlich keine Details, das brächte mich in Teufels Küche, aber einen groben Überblick kann ich dir schon geben. Vier junge Neonazis, die alle zu dem extrem antisemitischen und fremdenfeindlichen Kreis um Gessner gehören, haben eine Kirchweih in der Nähe von Nürnberg Langwasser besucht. Dort sind sie an einem Luftgewehrstand aufgefallen, weil sie sich mit dem Betreiber in die Wolle gekriegt haben. Der Streit ging um einen riesigen Kuscheleisbären als Preis, den er ihnen nicht geben wollte. Alkohol war bei dem Quartett wohl auch mit im Spiel. Die beginnenden Handgreiflichkeiten konnten aber von einem Trupp schwarzer Sheriffs gelöst werden, und die vier erhielten Platzverbot.«
»Und wann kommt endlich der Pakistani?«, unterbrach Beaufort, seinen Tee schlürfend.
»Jetzt wart’s doch ab. Der kommt schon noch. Also, etwa eine Stunde später taucht unser Quartett in der Nähe der U-Bahnstation Langwasser-Süd auf. Und ab hier gibt es widersprüchliche Aussagen. Sie sollen auf der Straße zwei Musliminnen aus dem Sudan belästigt haben.«
»Verschleiert, schwarz, wehrlos und in Unterzahl. Passt genau ins braune Beuteschema.«
»Die
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