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Requiem

Requiem

Titel: Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Kruse
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ausnahmsweise mal sind. Eine Beerdigung, die von mehreren hundert Polizisten gesichert werden muss, ist nicht gerade nach unserem Geschmack.«
    »Und wie lange soll das noch so gehen? Irgendwann müssen die beiden doch unter die Erde.«
    »Aber nicht jetzt. Du musst mir absolutes Stillschweigen versprechen, hörst Du? Aber der Verfassungsschutz hat beunruhigende Meldungen, dass sich einige Mitglieder der rechtsextremen Szene hier bewaffnen. Sie haben Angst vor dem Mörder. Und wir machen uns große Sorgen, dass die Situation entgleisen könnte. Stell dir nur vor, die Neonazis begännen Selbstjustiz zu üben. Das wäre katastrophal.«
    »Eure einzige Chance ist es, den Mörder so schnell wie möglich zu finden.«
    »Du sagst es.«
    Beide aßen schweigend weiter. Obwohl das Essen ausgezeichnet war, hatten sie schon schönere Gourmet-Abende verbracht. Beaufort tunkte den letzten Bissen Polenta in die Soße. »Weißt du, was mir ein wirklich schlechtes Gewissen macht? Dass ich dir von meinen Verdacht gegen David Rosenberg erzählt habe. Kannst du das nicht einfach wieder vergessen?«
    »Zu spät«, kam die trockene Antwort.
    »Wie meinst du das?« Beaufort klang unsicher.
    »Ich habe deinen Tipp gleich gestern Mittag bei der Lagebesprechung der Stäbe weitergeben. Zwei Kriminalbeamte haben ihn noch am Nachmittag befragt. Leider lief das etwas unglücklich, weil sie ihn direkt aus der Probe geholt haben, vor den Augen seiner Kollegen.«
    »Oh, nein! Wie hat er reagiert? Er wirkt immer so burschikos, aber in Wirklichkeit ist er ziemlich sensibel.«
    »Er war stinksauer, kannst du dir vorstellen. Die Befragung war dann auch entsprechend schwierig. Mit etwas Diplomatie hätten die Soko-Mitarbeiter sicher mehr erreicht, aber die sind auch alle überarbeitet. In einem Punkt kannst du jedenfalls beruhigt sein, deinen Namen haben sie natürlich nicht erwähnt.«
    Beaufort leerte den Rest des Weinglases in einem Zug. »Ich komme mir vor wie ein Denunziant. Habt ihr wenigstens was herausbekommen?«
    »Fakt ist, dass Rosenberg weder für die Mordnächte noch für den Abend des Überfalls auf Gerstenberg ein Alibi hat. Er sagt, er war zuhause und hat geschlafen. Leider kann das niemand bestätigen, da seine Freundin gerade ein Engagement in Schwerin oder so hat.«
    »In Kiel. Sie ist Sopranistin und singt da am Landestheater«, verbesserte Beaufort. »Habt ihr ihn ernsthaft in Verdacht?«
    »Hast du eine Ahnung, wie vielen Spuren die Sonderkommission nachgeht? Da braucht es noch etwas mehr als ein fehlendes Alibi. Außerdem haben wir keine Verbindung von Rosenberg zu dem toten Pakistani gefunden.«
    »Und was ist mit seinem Auto?«
    »Du musst zugeben, dass die Zeugenaussage sehr vage ist: ein blauer Kleinwagen, französisches oder italienisches Fabrikat. Ich wette, es gibt allein unter den Nürnberger Symphonikern mindestens fünf Musiker, die ein Auto fahren, auf das diese Beschreibung zutrifft. Nein, eine heiße Spur ist dein Kumpel Rosenberg nicht.« Ertl klatschte energisch in die Hände, was er manchmal tat, wenn er anzeigen wollte, dass er einen Themenwechsel wünschte. »Wie sieht es bei dir mit einem Dessert aus?«
    »Ich glaube, ich nehme Früchte.«
    Ekki schaute Frank erstaunt an. »Du nimmst freiwillig Obst? Was ist denn mit dir los?«
    »Das kann sehr gut schmecken, wenn es hübsch angerichtet ist«, sagte Beaufort überzeugt.
    »Fängst du jetzt an, auf deine Linie zu achten?« Ekki war immer noch skeptisch. »Na ja, schaden kann es dir ja nicht. Du hast ein bisschen zugelegt in letzter Zeit. Und deine Fitness lässt auch zu wünschen übrig.«
    »Du bist ein wahrer Freund, Ekki. Fängst du jetzt auch noch an wie Anne und gibst mir Diätratschläge? Ich habe einfach nur zufällig Lust auf etwas Obst.« Er schnappte sich die Karte, die er vorhin an dem alten Kachelofen neben sich abgelegt hatte, und schlug die hinteren Seiten auf. »Und da habe ich auch schon das Richtige gefunden: Glacierte Vanillebirnen mit Schokotrüffeln«, sagte er triumphierend.
     
    »Und wie geht es Anne?«, fragte Ertl. Er hing entspannt in seinem Stuhl und war satt und müde. Sein Nachtisch, Schokoladenkuchen mit Erdbeersorbet, hatte ihn in eine angenehme Trägheitsstarre versetzt.
    »Wenn ich das so genau wüsste. Außer einem kurzen Telefonat aus dem ICE, das schon bald durch einen Tunnel unterbrochen wurde, habe ich nichts von ihr gehört oder gesehen heute. Sie war den ganzen Tag in München auf so einer blöden Sportfunksitzung.«

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