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Requiem

Requiem

Titel: Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Kruse
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Studiogelände zurückgelegt hatte und links abgebogen war, sagte Anne: »Alles klar. Die Luft ist rein.«
    Auf dem Rücksitz wurde eine Decke zurückgeschlagen, und Beaufort begab sich von der liegenden in die sitzende Position. Er fuhr sich mit der Hand durchs verstrubbelte Haar. »Wie aufregend. So habe ich mich zuletzt als Kind beim Versteckspielen gefühlt.«
    »Auf alle Fälle ging es so schneller. Bis ich dem Pförtner alles erklärt und der dann – wenn überhaupt – einen Passierschein ausgestellt hätte, wäre es Mitternacht geworden.«
    Sie hielt vor dem Rundfunkgebäude und stellte den Motor ab. Ihres war das einzige Auto weit und breit auf dem Parkplatz. Die beiden stiegen aus dem Wagen und gingen zur Eingangstür. Anne schloss sie auf, und sie traten ein. Drinnen war es dunkel, nur das grüne Notlicht brannte. Nach ein paar Metern blieben sie vor einer weiteren verschlossenen Tür stehen, die zum Sendetrakt und den Selbstfahrerstudios führte. Anne tippte einen Zahlencode ein, ein grünes Lämpchen leuchtete auf, und nach einem leisen Piepsen ließ sich die Sicherheitstür aufstoßen. Die Journalistin drückte den Lichtschalter, und sie gingen den Flur entlang bis ins letzte Studio. Dort legte sie den Hauptschalter um, und mehrere Computer und Mischpulte leuchteten auf. Dieses Licht reichte zum Arbeiten beinahe aus, so dass Anne die Deckenstrahler kurz anknipste und dann fast ganz herunterdimmte. Die beiden gingen um eine längere Theke herum und ließen sich nebeneinander vor einem der Computer nieder. Wenn sie vom Bildschirm hochschauten, hatten sie die Tür im Auge, die einen Spalt weit offen stand. Anne startete das Tonbearbeitungsprogramm, schloss ihr kleines Aufnahmegerät an ein Kabel an und kopierte die Daten innerhalb von Sekunden auf den Rechner.
    »Gleich wird da eine Art Alpenpanorama erscheinen«, erklärte sie. »Die Gipfel sind immer besonders laute Stellen.« Sie öffnete einen Regler, machte einige Mausklicks, und schon wurde die Aufnahme aus dem Gluck-Saal sichtbar. Alpengipfel waren es allerdings nicht. Nur ein zarter dünner Strich lief am unteren Bildrand entlang, die klitzekleinen Erhebungen, die daraus hervorlugten, waren bestenfalls kleine Rodelhügel. Und zu hören war auch kaum etwas, obwohl die Lautstärke maximal aufgedreht war.
    »Oh je«, schnaubte Anne, »das muss ich wohl noch etwas bearbeiten.« Sie klickte mehrfach in die niedrige Hügelkette und zog die ganze Kurve virtuell so weit nach oben, dass sie die Gestalt eines passablen Mittelgebirges annahm. Jetzt hörten sie auch die drei Männer sprechen. Zwar waren sie durch das Stimmengewirr drumherum und den vielen Hall, der durch den großen Abstand zum Mikrofon entstanden war, schwer zu verstehen, aber nachdem Anne noch einige Regler und Knöpfe ausprobiert hatte, ließen sich die störenden Nebengeräusche minimieren.
    Dennoch waren nur Bruchstücke des Gesprächs wirklich gut zu verstehen. Wann immer ein Wort oder ein Halbsatz einen Sinn ergab, stoppte Anne die Aufnahme, ließ den Computer diese Stelle mehrfach wiederholen, und Beaufort schrieb es dann auf. Am Ende hatte er zahlreiche Fragmente auf seinem Zettel notiert: »Meine Leute – Gardasee – Villa – Gästebuch – wertvolles Stück – Göring – Goebbels – auf dem Weg hierher – Preis einig – Prunkstück der Sammlung – Übergabe.«
    Nur ganz zum Schluss, als die Theaterklingel das Ende der Pause einläutete, waren zwei vollständige Sätze von Hagen Markgraf deutlich zu vernehmen. Wahrscheinlich stellte er gerade sein Glas auf dem Tisch ab und war deshalb viel näher dran am Mikrofon. »Sie werden wie immer mit der Lieferung der Ware zufrieden sein. Ich bringe sie Ihnen persönlich vorbei. Sagen wir morgen Nachmittag um zwei Uhr?«, hatte Beaufort aufgeschrieben.
    »Was macht dieser linke Bio-Fach-Typ mit den rechten Trachtlern für krumme Geschäfte? Kannst du dir einen Reim drauf machen?« Anne sah ihn fragend an.
    »Anscheinend besitzt Markgraf etwas, das für Hinz und Nagelschmidt von großem Interesse ist und das sie ihm abkaufen wollen.«
    »Aber was soll das sein? Wohl kaum Bioprodukte.«
    Beaufort massierte nachdenklich mit dem Daumen das Grübchen in seinem Kinn. »Kannst du mir noch einmal den Anfang des Mitschnitts vorspielen, da, wo es um den Gardasee geht?«, bat er.
    Anne tat es. »Gardasee« verstanden sie, dann kamen »der Dutsche« und schließlich ein Wort, das wie »Danuntio« klang.
    »Stopp!«, rief Beaufort, »jetzt habe

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