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Requiem

Requiem

Titel: Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Kruse
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Gänsehaut verursacht, macht dich geil. Das ist wissenschaftlich erwiesen.« Er knabberte an ihrem Ohrläppchen.
    »Wieso?«
    »Weil bei diesen wohligen Schauern durch die Musik das Lustzentrum deines Gehirns besonders gut durchblutet ist. Und das ist es sonst nur noch, wenn du Drogen einnimmst oder einen Orgasmus hast.«
    »Du hast aber auch auf fast alles eine Antwort.« Sie küssten sich heiß.
    »Dieses hautenge Kleid steht dir wahnsinnig gut, du siehst supersexy darin aus«, flüsterte Beaufort und legte seine Hand auf ihr Knie. »Aber weißt du, was ich mich schon den ganzen Abend frage? Ob du überhaupt einen Slip anhast? Es zeichnet sich nämlich gar nichts ab unter dem Stoff.«
    »Find es doch heraus«, forderte Anne ihn auf.
    Da ließ er seine Hand unter ihr Kleid gleiten und fuhr langsam Annes Oberschenkel hinauf. Über ihrer Scham ertaste er einen winzigen Fetzen Stoff. Als er seine Hand wieder wegziehen wollte, hielt Anne sie fest.
    »Sex am Arbeitsplatz?«, fragte Beaufort sanft. »Ist das nicht ein fristloser Kündigungsgrund?«
    »Es ist doch niemand da. Komm, mach weiter.«
    Dieser Bitte konnte und wollte er nicht widerstehen. Frank rutschte von seinem Stuhl herunter, glitt unter den Tisch und schob den Stoff des Kleides hoch. Minuten später, als Annes Atmung immer heftiger wurde, hörten sie, wie die Sicherheitstür am Ende des Ganges aufgestoßen wurde und sich Schritte näherten. Mit einem Ruck setzte sich Anne aufrecht, zog das Kleid hinunter, raunte Beaufort ein »Bleib wo du bist« zu, warf ihm seine Jacke hinunter und startete am Computer den erstbesten Beitrag. Zwei Sekunden später öffnete sich die Tür.
    »Anne?« Ina Pröls blieb verwundert in der Tür stehen.
    »Ina? Was machst du denn hier?« Angriff war die beste Verteidigung.
    »Ich habe Bereitschaftsdienst. Das Westbad ist fast abgebrannt. Und jetzt mache ich ein kleines Stück für die Regionalnachrichten morgen früh. Und du?«
    »Ich habe vergessen, einen Beitrag an den Sportfunk zu überspielen, und bin deshalb noch mal reingekommen.«
    Ina lächelte befriedigt. Bestimmt freute sie sich, Anne bei einer kleinen Nachlässigkeit ertappt zu haben. Aber eine bessere Ausrede war dieser auf die Schnelle nicht eingefallen.
    »Im Abendkleid?«
    »Ich war in der Oper.«
    »Allein?«
    »Natürlich nicht. Sag mal, ist das ein Verhör oder was?«
    »Reg dich nicht gleich wieder auf, es war rein kollegiales Interesse. Brauchst du noch lange? Wenn nicht, könnte ich ja deinen Rechner benutzen.«
    »Mindestens noch 15 Minuten«, log Anne.
    »So lange kann ich nicht warten, ich will ja schließlich nicht die halbe Nacht hier verbringen. Dann fahr’ ich eben den Computer im anderen Studio hoch.« Ina wandte sich um und ging. Sie war schon fast weg, als sie die Tür noch einmal öffnete und fragte: »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja, bestens. Wieso?«
    »Du siehst irgendwie mitgenommen aus und hast ganz rote Wangen.«
    »Vielleicht kriege ich ja Fieber. Ich habe heute schon den ganzen Tag Halsweh.«
    »Steck mich bloß nicht an.« Eilig verschwand Ina ins andere Studio und schloss die Tür sorgfältig hinter sich. So bekam sie in ihrer Furcht vor Mikroben nicht mit, wie Anne das Gebäude verließ. Und den Mann im Smoking, der sich heimlich den Gang entlang schlich, bemerkte sie erst recht nicht.

 
    Agnus Dei, qui tollis peccata mundi
    Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt
     
    13. Kapitel: Donnerstag, 2. Mai
    Beaufort betrat den Innenhof der Kaiserburg und blieb unter dem Torbogen stehen. Er tat es nicht, um die architektonische Schönheit des mittelalterlichen Gebäudekomplexes zu bewundern, sondern weil er ein wenig verschnaufen musste. Der steile Anstieg zum Wahrzeichen seiner Heimatstadt hatte ihn ganz schön aus der Puste gebracht. Es ließ sich nicht leugnen: Er hatte über den Winter zu-, aber seine Fitness leider abgenommen. Mit einem Stofftaschentuch tupfte Beaufort sich Stirn und Nacken trocken, zog seine Krawatte gerade und begab sich zum Eingang gegenüber.
    In dem Vorraum stand eine Menge Leute in Grüppchen beieinander, die sich in den unterschiedlichsten Sprachen angeregt unterhielten. Beaufort hörte neben Deutsch auch Englisch, Italienisch, Holländisch und Französisch. Es gab lautstarke Begrüßungen und immer wieder ausbrechendes Gelächter. Für Mediziner und Therapeuten, die sich mit Krieg, Vertreibung und Folter beschäftigten, waren sie sehr gut gelaunt. Hier herrschte die lockere Atmosphäre eines

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