Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
Vom Netzwerk:
diesen gewagten Zärtlichkeiten nicht verschrecken.
    Doch Ryan war nicht verschreckt. Er hatte gestöhnt, sich mir, meiner Hand entgegengedrängt, leise meinen Namen gewispert.
    Ty. Mehr nicht. Nur Ty. Wie früher.
    Und dann? Dann kam der echte, leibhaftige Ryan in diesen Traum hinein gestürmt, genauso unvermutet, wie er zurück in mein Leben gestürmt kam. Ich wusste, Ryan hatte meine Erektion gesehen, hatte es ja förmlich darauf angelegt. Süß war er, wenn er so knallrot anlief. Doch Ryan hatte sich nichts anmerken lassen, sondern nur begonnen, mich hin und her zu scheuchen. Ich lachte rau. Was hatte ich erwartet? Dass er in meine Arme sank? Willig und bereit? Eher würde ich mit der Viper den nächsten Sprint Cup in Daytona gewinnen, bevor Ryan mich ranlassen würde!
    Nein verdammt. Ryan aus meinem Zimmer zu werfen, war das einzig Richtige gewesen.
    „Soll er doch da unten schrauben, bis er schwarz wird! Ich werde hier oben in meinem Zimmer bleiben!“ Dann bräuchte ich nicht länger mit ansehen, wie sein Shirt jedes Mal im Rücken hinaufrutschte. Zarte weiche Haut freigab, wenn er sich über den Wagen beugte. Wie sein kleiner Hintern wackelte, wenn er zwischen Regal und Werkbank hin und her lief. Anblicke, die mir den Atem verschlugen. Nein. Es war besser, ich hielt mich von ihm fern.
    „Hast du Angst vor ihm?“, fragte Dad neugierig.
    „Nein.“ Mir selber traute ich nicht.
    „Warum willst du ihn dann nicht sehen? Wenn du keine Angst vor ihm hast, dann kannst du ja auch runtergehen und ihm zuschauen. Du könntest ihm ja auch mal helfen, oder? An dem Mustang gibt es doch bestimmt eine Menge zu tun.“
    „Ich habe keine Angst, verdammt noch mal! Und ich werde es dir auch beweisen!“ Ich warf die Bettdecke beiseite, griff wahllos nach den Klamotten, die vor dem Bett verstreut lagen, und fuhr hinein. „Und an dieser Karre soll er gefälligst selber arbeiten!“ Damit lief ich nach unten.
    Als ich in die Garage kam, war diese leer. Kein Ryan. Ich verharrte überrascht. Der Mustang stand noch genauso, wie er ihn vorgestern verlassen hatte. Motorhaube und Türen weit geöffnet. Die rechte Flanke zeigte erste Schleifspuren. Anscheinend hatte Ryan damit begonnen, den Lack zu entfernen.
    Ich sah mich um. Der Exzenterschleifer, den er dazu benutzt hatte, lag auf der Werkbank herum. Ebenso die Schutzmaske und einige Autoteile. Ich sah auf die Uhr. Kurz vor Mittag. So wie es aussah, kam Ryan heute nicht mehr.
    Er würde den Wagen wegholen lassen und nie wieder hierher kommen, da war ich mir absolut sicher. Das sagte mir mein Bauchgefühl. „Prima. Dann habe ich endlich meine Ruhe!“, murmelte ich.
    „Und du bist darüber glücklich?“ Dad war mir in die Garage gefolgt.
    „Ja. Bin ich.“ Mechanisch begann ich, aufzuräumen. Wickelte das Kabel des Exzenterschleifers auf und warf ihn in den Kasten. Zog die Schublade auf und fegte die Schraubenzieher hinein. Und dann sah ich etwas in meinem Augenwinkel. Unter einem Karton lugte der Zeichenblock hervor. Ich stutzte. Der Block? Ryan würde ihn niemals zurücklassen. Egal, was geschah, er schleppte ihn immer mit sich rum.
    Also … bedeutete es, er würde doch wiederkommen?
    Ich warf mich aufs Sofa und wartete. Eine Stunde verging, und noch eine. Doch Ryan tauchte nicht auf. In dichten Schwaden stand der Qualm in der Werkstatt. Eine komplette Schachtel hatte ich inzwischen leergeraucht.
    „Warum rufst du ihn nicht an?“
    „Warum sollte ich das tun?“ Kam gar nicht infrage. Ich würde ihm nicht hinterherlaufen. Hatte ich damals nicht getan, fing ich bestimmt heute nicht mit an. Wütend zerknüllte ich die leere Schachtel und feuerte sie quer durch die Garage. Dann zog ich mein Handy aus der Hosentasche. Betrachtete es. Warf es auf die Polster, um es im gleichen Moment wieder in die Hand zu nehmen. Bevor ich es mir noch einmal anders überlegen konnte, tippte ich die Nummer, sie ging mir immer noch so leicht von der Hand. Es klingelte eine Weile.
    „Donahue.“ Ryans Mutter meldete sich.
    „Hall… Hallo, Liz … Mrs. Donahue, hier ist Tyler. Ist …“
    Sie unterbrach mich sofort. „Oh Tyler. Tut mir leid, dich habe ich vergessen.“ Mrs. Donahue klang irgendwie komisch, so als hätte sie geheult.
    „Mich vergessen?“, fragte ich leise. Ich fühlte, wie sich in meinem Magen ein dicker Knoten bildete.
    „Dir Bescheid zu geben. Ryan ist …“, sie stockte, unterdrücktes Schluchzen war zu hören. Mir fuhr der heiße Schreck in die Glieder. Tot.
    Ryan war

Weitere Kostenlose Bücher