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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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einen Stuhl dicht ans Bett.
    „Hallo“, grüßte Ryan vorsichtig. Seine Lippe war aufgeplatzt und brannte fürchterlich.
    Tyler nickte nur.
    „Setz dich.“ Ryan deutete auf den Stuhl. „Du hast ein Motorrad?“
    Wortlos legte Tyler den Helm auf ein Schränkchen und setzte sich. Der Stuhl stand so dicht, seine Knie berührten fast Ryans Ellenbogen, nachdem der sich in eine weniger schmerzhafte Position gebracht hatte.
    „Die alte Harley von Dad. Hab sie behalten.“ Tyler schob die langen Ponysträhnen mit der rechten Hand aus der Stirn etwas nach hinten, sodass sie nicht mehr vor seinen Augen hingen.
    „Ach so.“
    Tyler räusperte sich. „Deine Mom sagt, du hättest nichts gesehen?“
    Ryan deutete ein Schulterzucken an. „Gesehen schon. Einen der Typen, kurz nur, doch erkannt habe ich ihn nicht.“
    „Was ist passiert?“
    „Sie kamen von hinten. Ehe ich mich versah, wurde ich gepackt und zu Boden gerissen. Es waren mindestens zwei, vielleicht auch drei. Ein Typ hielt mich fest, ein anderer fragte nach einem Päckchen. ‚Wo sind die Päckchen? Hast du sie gefunden?‘ Als ich rief, ich wüsste nicht, wovon er spräche, hagelte es Schläge. Tritte. Noch mehr Schläge. ‚Wir wollen die Päckchen, und wir kommen wieder!‘ hörte ich, dann verschwanden sie.“ Erschöpft schloss Ryan kurz die Augen. „Ich habe keine Ahnung, was für Päckchen die suchen. Oder, warum gerade ich sie haben sollte.“
    „Päckchen?“ Tyler runzelte die Stirn. „Hast du die Stimme erkannt?“
    „Nein. Doch. Eher nein“, haspelte Ryan.
    „Was denn nun?“
    „Für einen Moment glaubte ich, einer sei Allan gewesen. Doch ich bin mir nicht sicher. Deswegen hab ich den Cops nichts davon gesagt.“
    Darauf erwiderte Tyler nichts mehr. Er starrte auf einen Fleck auf der Lederhose und schien zu überlegen. Schweigen dehnte sich aus. Früher hatten sie sich ohne Probleme anschweigen können. Doch nun? Nun wurde es ungemütlich.
    Ryan stützte sich seitlich mit den Händen ab und schob sich etwas am Kopfende hoch. Seine Rippen protestierten dagegen, es tat höllisch weh. Wehleidig verzog er das Gesicht, dann sah er Tyler an und seufzte leise.
    Sofort machte der eine besorgte Miene und beugte sich etwas zu ihm herüber. „Ist was? Tut dir was weh? Soll ich deine Mutter holen?“
    Vorsichtig bewegte Ryan seinen Kopf deutete so ein ‚Nein‘ an. „Au. Es ist nichts. Nur … Ich … ich hatte nur vergessen, wie gut du eigentlich aussiehst“, platzte er heraus.
    Sofort ließ Tyler den Kopf hängen, und die langen Haare bildeten wieder eine dichten Vorhang. Nichts war mehr zu sehen. Die Augen nicht und auch nicht die Narbe. Statt hinter der dicken Schminke versteckte er sich also hinter seinen Haaren.
    „Ty.“ Ohne nachzudenken, streckte er die Hand aus und schob ihm eine Strähne davon hinters Ohr. Streifte glatte Haut, legte eines der braunen Augen frei. Das Rechte. Es sah auf die Bettdecke herab.
    „Ty“, wiederholte er leise. „Es ist schön, dass … du wieder da bist.“ Ryan wollte ihm erklären, wie sehr es ihn freute, Tyler ohne seine weiß geschminkte Maske, ohne diesen Ledermantel hier sitzen zu sehen. Es war der Tyler von früher, der hier bei ihm saß, nicht der düstere Prinz der Finsternis. Doch dazu kam er gar nicht.
    Tyler sah ihn an, dann stieß er den Stuhl nach hinten. Sprang auf, grapschte den Helm und verschwand schneller als ein Blitz in der Nacht.
    „Ty! Warte! Was ist …“, rief Ryan, doch er war weg.
    Mom kam herein, angelockt von seinem Rufen und dem Knall der zuschlagenden Haustür. „Ist Tyler schon wieder weg? War ja ein kurzer Besuch.“ Sie drückte ihm ein Glas Cola in die Hand, wuselte herum und redete in einer Tour. Doch Ryan hörte nichts davon.
    Er lag da, zum Denkmal erstarrt, sein Glas fest umklammert. Was zum Teufel war das eben gewesen?
    Mom’s besorgte Miene schob sich in sein Gesichtsfeld. „Ryan? Was ist mit dir?“ Sein Glas wurde ihm wieder entrissen. „Ich hole dir was gegen die Schmerzen, warte.“
    „Nein, hab’ keine Schmerzen“, nuschelte er schnell. Er musste unbedingt verhindern, dass sie ihm diese Tablette eintrichterte. Die machten müde und verwandelten sein Hirn in watteweiche Flusen. So etwas konnte er jetzt nicht brauchen.
    „Mir war etwas schwindelig, geht schon wieder“, log er und atmete tief durch.
    Mom musterte ihn mit diesem typischen Mutterblick, doch sie sagte nichts. Schüttelte bloß die Bettdecke auf und verschwand.
     
    Aufstöhnend ließ er

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