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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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tot, und ich würde ihm niemals sagen können, was …
    „Ryan ist gestern, als er von dir kam, überfallen worden“, redete sie weiter. „Er wurde furchtbar zusammengeschlagen. Sein Gesicht … die Rippen sind geprellt … Verdacht auf Gehirnerschütterung.“ Mrs. Donahue schniefte. „Er musste die Nacht im Krankenhaus verbringen, doch heute Morgen habe ich ihn wieder mitnehmen können. Tut mir leid, dass ich dir nicht eher Bescheid gesagt habe.“
    Ich war froh, dass ich saß. „Überfallen?“, flüsterte ich geschockt. „Von wem?“
    „Wir wissen es nicht, Ryan hat den Angreifer nicht genau erkannt. Es ging alles so schnell, sagt er. Deputy Gardner ist gerade weg, er hat ihn vernommen.“
    „Danke, Mrs. Donahue.“ Ich legte auf.
    Wie betäubt schlich ich die Treppe hinauf. „Er wurde verprügelt. Überfallen und verprügelt.“ In etwa konnte ich mir vorstellen, wie Ryan jetzt aussah. Was für Schmerzen er haben musste. Trotzdem breitete sich Erleichterung in mir aus. „Nur verprügelt.“ Meine Hände zitterten, als ich mir eine Zigarette anstecken wollte. Mein rasender Herzschlag beruhigte sich nur langsam. „Nur verprügelt.“
    „Hm, Ryan sieht das bestimmt genauso.“
    „Ich glaubte, er wäre tot!“, schrie ich. „Da ist verprügelt allemal besser!“ Ich lief durchs Zimmer, ging rüber ins Bad. Dort ließ ich kaltes Wasser laufen, warf mir mehrere Handvoll davon ins Gesicht. Das klärte meine Gedanken etwas.
    „Bin ich schuld?“
    „Fühlst du dich schuldig?“, fragte Dad zurück.
    Ich griff nach dem Handtuch und trocknete mich ab. „Nein, warum?“
    Warum sollte ich? Weil ich Ryan nicht, wie sonst, nach Hause gefahren hatte? Weil ich ihn mit verletzenden Worten aus dem Haus getrieben hatte? Ihm die Schläge angedroht hatte, die er dann von jemand anderem bezogen hatte?
    Aufstöhnend vergrub ich mein Gesicht im weichen Frottee. Warum Ryan? Er würde niemals etwas tun, für das er Schläge kassieren könnte. Im Gegenteil, Ryan war dieser Typ, dem jede alte Omi in die Wange kneifen wollte. Wenn man ihn sah, wollte man ihn knuddeln und ihm durch die ungebändigten Locken fahren. Zumindest mir ging es so.
    Wütend rubbelte ich mir die letzten Make-up Spuren von der Haut. Scheiße, Mann, der Kleine bestand doch nur aus Haut und Knochen. Wie konnte man jemanden wie ihn bloß schla…
    Allan.
    Ich ließ das Tuch sinken und starrte in den kleinen Spiegel, der über dem Becken hing. Allan Baker. Der konnte. Hatte er auch? Mrs. Donahue hatte gesagt, Ryan konnte den Angreifer nicht erkennen.
    „Da werd’ ich Allan wohl fragen müssen. Und wenn er es war, dann Gnade ihm Gott. Dann wird er mit Satan persönlich Bekanntschaft machen!“ Entschlossen griff ich zum Topf mit dem weißen Make-up.
    „Was wirst du tun?“
    „Ich werde jetzt zu Ryan gehen und herauskriegen, wer ihn überfallen hat.“
    „Prinzipiell ist es eine gute Idee, aber glaubst du nicht, dass du Liz mit deinem Aussehen in Angst und Schrecken versetzen wirst? Dieses Piercing ist doch wohl genug, kannst du auf die Schminke nicht verzichten?“
    Konnte ich? Zögerlich ließ ich das Töpfchen aufs Glasbord sinken, griff stattdessen zur Bürste und strich mir die langen Haare aus der Stirn. Mit einem Gummi band ich sie zum Zopf. Erneut sah ich in den Spiegel. Nein. So nackt und schutzlos würde ich dieses Zimmer nicht verlassen. Also riss ich das Gummi wieder heraus und schüttelte den Kopf, bis von meinem Gesicht nichts mehr zu sehen war.

 
Elf
    Der Krach eines Motorrades riss Ryan aus unruhigem Schlummer. Gleich darauf klopfte es unten an der Tür.
    Er hörte Stimmen. Mom sprach mit jemandem. Überrascht. Besorgt. Dann klang ihr Gemurmel freundlich. Ryan war neugierig. Wer kam denn jetzt? Wen kannte er, der ein Motorrad fuhr? Joey. Doch der käme ihn mit Sicherheit nicht besuchen.
    Die Tür ging auf und eine dunkle Gestalt schob sich herein. Mehr konnte er durch sein zugeschwollenes Auge nicht erkennen. Er blinzelte. Kurze Bikerjacke, dazu eine Lederhose mit Schnürung an den Seiten. Helm unter dem Arm. Langes schwarzes Haar, das über die Schultern hing. Tyler?
    Na, das war eine Überraschung. Nachdem der ihn so abrupt aus seinem Zimmer geworfen hatte, hätte Ryan nicht damit gerechnet, ihn ausgerechnet hier wiederzusehen. Neben der Tür blieb er stehen, die Arme vor der Brust verschränkt. Er sah aus, als wolle er überall lieber sein als hier.
    „Schatz, sieh mal, wer hier ist.“ Seine Mom kam hinterher gedackelt und stellte

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