Rescue me - Ganz nah am Abgrund
wissen.
Ich schnaubte leise. Als wenn der Typ sich darum scherte, was Ryan da erzählte. Braddy Boy war doch nur so ein Arsch, der sich einschleimen wollte.
„Am liebsten wieder in Schwarz. Mit den weißen Rallyestreifen.“ Er deutete an, wie er sich die Streifen vorstellte. „Allerdings hab ich noch keine Lackiererei gefunden, die es für unter tausend Dollar macht.“
Brad beugte sich vor, strich mit den Händen über die Karosserie, etwas murmelnd. Ging einmal um den Wagen herum und blieb wieder stehen. Steckte beide Hände in die Hosentaschen und wippte leicht auf und ab.
Dann sah er zu mir herüber, schaute mich an, mit diesem Blick, den ich hasste wie die Pest. Abwartend. Abschätzend.
So, als habe er etwas, das er mir geben würde. Eine Belohnung. Wenn ich brav Männchen machte. Mich dressieren ließ.
Herausfordernd hielt ich Brads Blick stand. Gleich würde Braddy Boy mir eines dieser sogenannten ‚tollen Angebote‘ machen. Darauf würde ich die Viper wetten. ‚Ich will dir gerne behilflich sein. Es ist eine einmalige Gelegenheit, Junge! Kostet dich keinen Cent!‘ Blah, blah, blah. Kotz, Kotz.
Als wenn ich mich kaufen ließe.
Warum diese Ärsche den Pakt mit dem Teufel schließen wollten, wusste ich genau. Damit ich mich unsichtbar machte. Sie nicht bei ihren Weibern verpfiff. Die Schnauze hielt. Die Stadt war klein, hier kannte jeder jeden. Und einige der Ärsche hatten mit dem Gemeinderat zu tun. Oder waren Geschäftsleute. Da kam es nicht so gut, dass sie mit ‚der Lafferty‘, wie sie meine Mutter hinter vorgehaltener Hand nannten, in Verbindung gebracht werden konnten.
„Ich könnte dir helfen, Ryan. Mit dem Lack.“ Brad sprach zwar zu Ryan, doch es war klar, eigentlich meinte er mich.
Bingo! Zufrieden schlug ich mir in Gedanken auf die Schulter. Hatte ich es nicht gewusst? Diese Penner waren doch alle gleich! Der da war nicht der Erste, und er würde auch nicht der Letzte sein, der so was tat. Nicht, solange meine Mutter ihre Lover wechselte, wie Ryan seine Klamotten.
„Echt? Wie?“ Erwartungsvoll strahlte Ryan zu Brad auf. Die himmelblauen Augen blitzten, seine schwarzen Locken wippten fröhlich, er sah aus, als hätte er soeben den Hauptgewinn gezogen.
In mir zog sich etwas zusammen, als ich es sah. Nichts würde ich Ryan mehr gönnen, als wenn Brad ihm tatsächlich bei der Lackierung helfen könnte. Doch hier ging es nicht um Ryan, sondern um mich. Und der Preis, den ich für diesen Gefallen würde zahlen müssen, wäre eindeutig zu hoch.
Also hob ich die Hand und mischte mich ein. „Halt. Nicht so voreilig.“
Mein kalter Tonfall ließ Ryan zusammenzucken. Das Funkeln erlosch. „Warum? Was ist?“ Ratlos schaute er zwischen Brad und mir hin und her. Der vermeintliche Hauptgewinn drohte sich in eine Niete zu verwandeln. „Lass ihn doch ausreden.“
Ich ignorierte ihn und starrte Brad aus zusammengekniffenen Augen an. „Du willst helfen? Warum? Hast du Angst, ich könnte dich mit einem Fluch belegen?“ Ich schüttelte den Kopf und schlug mir vor die Stirn.
„Nein! Wie dumm von mir!“, rief ich aus, Betroffenheit heuchelnd. „Du bist verheiratet und deine Alte weiß nicht, dass du meine Mutter vögelst! Ich soll die Schnauze halten, richtig?“
Getroffen. Mitten ins Schwarze! Brad ballte die Fäuste und kam näher, Zornesröte im Gesicht. „Pass auf, was du sagst! Etwas mehr Respekt, sie ist deine Mutter!“
Gleichmütig zog ich eine Schachtel Zigaretten aus der Hemdtasche. Fischte langsam eine Kippe heraus und steckte sie in den Mundwinkel. „Uuh, sorry!“, sagte ich dann übertrieben freundlich. „Also weiß deine Frau, dass du mit meiner Mutter schläfst?“ Ich ließ mein Feuerzeug aufflammen, nahm einen tiefen Zug. Ließ den Rauch genüsslich entweichen. „Keine Sorge. Ich werd’ es ihr bestimmt nicht stecken.“
„Ich bin nicht verheiratet.“ Brad schob ein Werkzeug zur Seite und hockte sich auf die Werkbank. Er nahm den Phasenprüfer auf und spielte damit herum.
Ich sah kurz zu Ryan hinüber. Der stand jetzt mit dem Rücken zu mir in der Ecke vor dem Regal, kramte in einer Kiste und tat so, als ginge ihn das alles nichts an.
„Ich bin Witwer“, sagte Brad nach einem Augenblick.
„Und? Wen interessiert es?“ Kaum einer dieser Clowns war lange genug geblieben, um bei mir Eindruck zu hinterlassen. Meist konnte ich mir nicht mal die Namen merken. Allerdings gab ich mir auch nicht sonderlich Mühe damit.
„Es geht dich zwar nichts an, doch ich
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