Rescue me - Niemand wird dich schützen
auch bloß Atem zu schöpfen, drang Jordan in sie ein. Binnen Sekunden wurden seine Stöße heftiger und tiefer, dann versteifte sich sein Körper plötzlich, und mit einem wilden Stöhnen stieß er ein letztes Mal in sie. Für eine Weile lag er reglos auf ihr, und in dem viel zu stillen Zimmer war nichts zu hören außer ihrer beider schwerer Atem. Sein Schweigen machte ihr Angst. Was dachte er?
Schließlich rollte er sich von ihr und sah sie an. Seine Augen wirkten beängstigend hart und prüfend.
Obgleich sie vor lauter widersprüchlichen Gefühlen zitterte, versuchte sie, sich ein zufriedenes Lächeln abzuringen.
Doch Jordans »Bleib, wo du bist« ließ sie erstarren. Kaum war er aus dem Bett gesprungen und im Bad verschwunden, packte sie entsetzliche Panik.
Was hatte sie nur getan? Bevor sie darüber auch nur nachdenken konnte, war sie schon aus dem Bett gesprungen, hatte sich ihr Kleid übergeworfen und lief davon.
2
Angst und Schuldgefühle lagen wie bleierne Gewichte auf ihr, als Devon die Tür zu ihrem Haus öffnete. Drinnen erwartete ihre Mutter sie bereits wie eine Wächterin. Ihr sonst so attraktives Gesicht war vor Wut zu einer hässlichen Fratze verzerrt. »Wo, zur Hölle, warst du?«
Devon zuckte zusammen, wich jedoch nicht zurück. Heute Nacht, bei Jordan, hatte sich eine Wandlung in ihr vollzogen. Sie war nicht mehr bloß das hilflose Kind, das ihre Mutter in ihr sah. »Aus«, antwortete sie knapp und ging zur Treppe. Sie schaffte es bis zur zweiten Stufe.
Ein jähes Reißen hinten an ihrem Kleid ließ sie das Gleichgewicht verlieren, sodass sie wild mit den Armen rudernd nach Halt suchte. Sie strauchelte und landete rücklings auf den kalten Marmorfliesen. Ein schrecklicher Schmerz fuhr in ihre rechte Schulter, aber sie biss die Zähne zusammen, blinzelte die Tränen fort und kämpfte gegen die drohende Ohnmacht an.
Die Frau, die sie geboren hatte, um sie von dem Moment an zu hassen, als Devon aus ihrem Schoß glitt, funkelte wütend auf sie herab. »Ich habe gefragt, wo du warst.«
Devon hatte die Zähne so fest zusammengebissen, dass sie nur mühsam antworten konnte. »Ich muss dir nicht sagen, wo ich hingehe oder was ich tue.«
Die braunen Adleraugen verengten sich. »Du warst auf dem Ball.«
»Nein, war ich nicht.«
»Du Lügnerin! Drei Leute haben mich angerufen und erzählt, dass sie dich da gesehen haben. Sie haben gesehen, wie du mit Jordan Montgomery getanzt hast, und sie sagen, ihr wärt praktisch übereinander hergefallen, hättet es beinahe schon auf der Tanzfläche getrieben, bevor du mit ihm gegangen bist.«
Vor lauter Angst spürte sie den Schmerz kaum noch. »Nein, ich habe nicht …«
»Hör auf zu lügen, verflucht noch mal!« Mit jedem Vorwurf wurde Alises Stimme schriller. »Warst du mit Jordan zusammen? Bist du mit ihm gegangen? Hast du ihn gevögelt?«
Devon richtete sich zum Knien auf, ihr Mund war unangenehm trocken, und ihre Lippen bewegten sich zwar, konnten aber keine Laute formen. Schwankend stand sie auf und merkte, wie ihr schwindlig und übel zugleich wurde, weil sich alles um sie drehte.
Alise packte Devons verletzte Schulter und bohrte die Finger hinein. »Antworte mir! Hast du?«
»Hör auf«, schluchzte Devon. »Bitte, meine Schulter …«
»Sieh dich doch an! Dein Lippenstift ist total verschmiert, deine Wimperntusche verlaufen. Du siehst aus wie eine Nutte!«
»Was ist da unten los?«
Beide Frauen sahen gleichzeitig die Treppe hinauf, wo Henry auf dem oberen Absatz stand. Sein schütteres Haar war zerzaust, und er blinzelte verwundert zu ihnen hinunter.
»Deine kleine Schlampe von Stieftochter ist losgezogen und hat sich flachlegen lassen.«
»Wie bitte?!«
»Du hast mich verstanden.« Alise war halb von Sinnen vor Wut und Eifersucht. »Aber nicht von irgendeinem Kerl, nicht wahr, Dev? Es war Jordan Montgomery.«
Henry stieg die Treppe hinab, wobei seine Gelenke hörbar knackten, als er sich näherte. »Jordan? Nein, er würde nie …«
Alise ließ Devon keinen Moment mehr aus den Augen. »Er hatte keinen Schimmer, wer sie ist, du alter Narr. Stimmt’s, Devon? So wie du dein Aussehen verändert hast, die Haare gefärbt. Er hat dich seit Jahren nicht gesehen, und ich wette, du hast ihm nicht verraten, wer du bist. Denn sonst hätte er nie mit dir geschlafen.«
Devon schüttelte den Kopf. »Hör auf! Hör einfach auf. Es war überhaupt nicht …«
»Spar dir das, Devon. Du warst schon scharf auf ihn, als du noch ein kleines Mädchen
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