Rescue me - Niemand wird dich schützen
»In einem Fall wie diesem ist die Zusammenarbeit mit einem Partner unerlässlich.«
Ein leises Brummen ertönte, und obwohl McCalls Miene unverändert blieb, spürte Jordan dessen Anspannung.
»Wie es aussieht, ist Ihre Partnerin da.«
Jordan stand auf, als angeklopft wurde. Dann schwang die Tür auf, und alles war wie eingefroren. Was zum …? Das war die Frau aus dem Restaurant. Dieselbe, die er irrtümlich für Devon gehalten hatte. Sie hatte ihre Haarfarbe in ein sanftes Hellblond verändert, und ihre Augen waren kobaltblau anstelle des Hellgrüns, an das er sich erinnerte. Dennoch war sie dieselbe Frau. Was tat sie hier?
»Eden, komm herein. Ich möchte dir deinen neuen Partner vorstellen.«
Für eine Sekunde stand sie stocksteif da, dann betrat sie den Raum mit der selbstbewussten Eleganz, an die er sich noch gut erinnerte.
Ihr Lächeln war anfangs etwas kühl, doch er konnte zusehen, wie sich ihre Haltung langsam veränderte, sie sich entspannte. Dennoch blieb ihm nicht verborgen, dass sie über dieses Wiedersehen ebenso überrascht war wie er.
»Jordan, darf ich Ihnen Eden St. Claire vorstellen? Eden, das ist Jordan Montgomery.«
Ohne auf den Mann zu achten, der sie bekannt machte, streckte Eden St. Claire Jordan die Hand hin. »Wir sind uns schon begegnet, nicht wahr, Mr. Montgomery?«
Ihre Stimme war tief und sinnlich, und sie wirkte auf Jordans Sinne wie eine körperliche Berührung. Er hatte ganz vergessen, wie faszinierend er dieses leicht rauchige Timbre fand. Aber ihm fiel noch etwas auf, als er auf sie zuging, um ihr die Hand zu schütteln: Sie war wütend. Obwohl sie ihn mit einem kühlen, angenehmen Lächeln bedachte, konnte Jordan die Vibrationen ihres Unmuts spüren, und er hatte das untrügliche Gefühl, dass sich dieser Unmut gegen Noah McCall richtete.
»Ihr kennt euch schon?«, fragte McCall.
Jordan wandte widerwillig den Blick von Eden St.Claire ab und antwortete: »Ja, wird sind uns vorletzte Woche in einem Restaurant begegnet.«
Dann sah Jordan wieder zu der wunderschönen Frau, die sich ihm gegenüber in einen Sessel setzte und die langen, eleganten Beine übereinanderschlug. Er ignorierte die Regung von Faszination. Eine solche Komplikation konnte er nun wahrlich nicht gebrauchen.
Eden hatte vor langer Zeit gelernt, einzelne Teile von sich in gewissen Momenten einfach abzuspalten. Bei mehreren Gelegenheiten hatte ihr diese Fähigkeit bereits das Leben gerettet. Heute rettete sie ihr den Verstand. Sollte sie auch nur für eine Sekunde darüber nachdenken, dass Jordan Montgomery ihr gegenübersaß, könnte sie nicht mehr funktionieren. Dass sie so heiß auf den nächsten Auftrag gewesen war, lag nicht allein an der Tatsache, dass sie Alfred Larues Organisation zu Fall bringen wollte, viel mehr noch wollte sie die ständige Sorge los sein, dass sie Jordan jederzeit über den Weg laufen könnte. Paris war eine große Stadt, und die Wahrscheinlichkeit, dass es wieder geschähe, entsprechend gering.
Leider hatte sie dabei nicht an Noah gedacht.
Wie dumm von ihr, dass sie es nicht kommen sah. Noah hatte ihr fast wortlos den einen kleinen Zusammenbruch durchgehen lassen. In seinem kalten, gefühllosen Verstand wäre das hier ein Test: Entweder bestand sie ihn oder sie fiel durch. Falls sie bestand, wäre es das, was von ihr erwartet wurde. Falls sie durchfiel, landete sie auf der Straße. Sie machte sich nichts vor. Noah mochte ihr das Leben gerettet haben, aber das hieß noch lange nicht, dass er weniger von ihr verlangte als von sich oder
jedem anderen in diesem Laden. Sie hatte einen Job zu machen. Und er musste wissen, ob sie hiermit umgehen konnte.
Während sie Noah zuhörte, der ihnen den Auftrag erklärte, drängte sie alles andere beiseite und fügte sich ganz in die Rolle der durchtrainierten, hochqualifizierten LCR-Agentin.
Noah saß derweil so entspannt in seinem Sessel, als wäre alles bestens. Eden kannte diese trügerische Pose. In einer ruhigen, sachlichen Stimme legte er die Ergebnisse seiner Ermittlungen dar: »Wir haben fünf Gebiete lokalisiert, in denen die Opfer festgehalten werden, aber bisher keine konkreten Adressen. Mrs. Beard hatte recht. Wenn keine Lösegelder gezahlt werden, kommen die Opfer in eine andere Abteilung, wo sie dann an den Meistbietenden verkauft werden. Und es gibt auch solche, die einfach verkauft werden, ohne dass je Lösegeld gefordert wird.«
»Wieso wussten wir nicht, dass Larue mit Menschen handelte wie mit Vieh?«, fragte
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