Rescue me - Niemand wird dich schützen
war sein jüngster.
Georges hatte diese abscheuliche Frau in ihr Heim gebracht. Sie hatte an ihrem Tisch gegessen, unter ihrem Dach geschlafen, war von ihnen allen mit größtem Respekt behandelt worden. Sie hatten vorgehabt, sie in ihre liebende Familie aufzunehmen, in der alle zusammenhielten. Und sie hatte sie nicht bloß verraten, sondern um ein Haar hätte sie sie alle vernichtet. Ihre Freundlichkeit und Großzügigkeit waren von dieser Frau verhöhnt worden.
Ihnen Clements Tochter vor der Nase wegzuschnappen, war eine zusätzliche Beleidigung gewesen. Das Mädchen wäre ohnehin zu seiner Familie zurückgekehrt. Dass es ihnen gestohlen wurde, brachte sie in eine nachteilige Position gegenüber dem Gegner, denn nun hatten sie kein
Druckmittel mehr in der Hand. Womit die Geschäfte schwieriger und heikler wurden.
Und als Vergeltung für die Entführung hatte Hector ihm seinen teuren Marc genommen.
Alfred lechzte danach, Hector eigenhändig in Stücke zu reißen, aber das würde er nicht tun. Hector hatte mit Marcs Ermordung ein Zeichen gesetzt. Er hatte sich für die verlorene Unschuld seiner Tochter gerächt.
Alfred hasste, was geschehen war, doch gleichzeitig verstand er es. Auge um Auge. Ihre Fehde war beendet. Jeder von ihnen hatte etwas Kostbares verloren. Deshalb würde er Clement nicht bestrafen.
Claire Marchand hingegen war etwas völlig anderes.
Nicht nur, dass sie letztlich Marcs Tod verschuldet hatte, sie hatte dem armen Georges dazu noch das Herz gebrochen. Und obgleich es ihn schmerzte, hatte er seinen jüngsten Sohn aus der Familie ausstoßen müssen. Georges’ Achtlosigkeit durfte nicht ungestraft bleiben.
Inez und er hatten zwei Söhne verloren, und das allein wegen dieses abscheulichen, tückischen Betrugs. Seine arme Inez war hysterisch geworden, als sie Georges bewusstlos im Gästezimmer vorfand. Im ersten Moment dachte sie, er wäre tot. Und während sie sich um Georges kümmerten, hatten sie die Schüsse gehört.
Alfred hatte beinahe eine Herzattacke bekommen, als er erfuhr, was passiert war. Seine Männer trugen den blutüberströmten, völlig verzweifelten Marc ins Haus. Der Familienarzt behandelte seine Wunden, und dabei erzählte Marc ihnen in abgehackten Sätzen, wie Claire Marchand und eine ganze Armee von Männern ihn überwältigt hatten. In dem Moment war Inez endgültig zusammengebrochen. Ihr war unverständlich, wie sie einer solch hinterhältigen
Frau Zugang zu ihrer Familie hatten gewähren können.
Seit jener Nacht war seine Frau untröstlich. Als Marc zwei Tage später ermordet wurde, war Alfred mit ihr zusammen aufs Bett gesunken, wo sie sich in den Armen lagen und weinten.
Diese Claire Marchand war ein Profi. Alfreds Leute arbeiteten Tag und Nacht daran, herauszufinden, wer sie wirklich war und wo sie steckte. Die Männer, die Alfred losgeschickt hatte, damit sie Jacques Marchand aus seinem Elend erlösten, waren nie zurückgekommen. Er nahm an, dass sie tot waren. Sobald die Identität und der Aufenthaltsort dieser Frau bekannt waren, würde er eine eigene Armee losschicken, um sie zu holen. Bis dahin hatte er ein Unternehmen zu leiten und eine Familie zusammenzuhalten … jedenfalls das, was noch von ihr übrig war.
Wut, geschürt von Trauer und Erschöpfung, tobte in ihm. Wenn er diese Claire Marchand, oder wer immer sie war, fand, würde er sie höchstpersönlich in Stücke reißen. Und danach überließ er sie Inez. Nein, besser noch er übergab sie Inez zuerst. Seine Frau konnte eine erbarmungslose Löwin sein, wenn es um ihre Familie ging.
Ja, zuzusehen, wie Inez Claires schönes Gesicht in Fetzen riss, würde der Traum sein, an den er sich klammerte, bis er ihn endlich wahr machen konnte.
Eden folgte Jordan in das große elegante Schlafzimmer. Maggie und Barry Johnson waren vor nicht einmal einer Stunde in Florida angekommen. Ein schmaler Mann mittleren Alters, der sich als Garrett Mahoney vorstellte, hatte sie am Flughafen abgeholt. Er war überaus freundlich gewesen,
allerdings vage geblieben, was seine Rolle bei dieser Adoption betraf.
Bei ihrer Ankunft in dem protzigen Herrenhaus hatte sie Peter Lawson begrüßt, ein untersetzter Kerl mit einer mächtigen Knollnase und kalten, wässrigen Augen. Er bat sie herein und erklärte ihnen, dass er die Transaktion leiten würde. Eden war dankbar, dass sie in ihrer Rolle als Maggie nicht vorgeben musste, irgendjemanden außer ihrem Ehemann zu mögen. Sie hatte lange genug mit üblen Typen zu tun gehabt,
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