Rescue me - Niemand wird dich schützen
über die Bühne gehen.«
Als er sich auf den Weg machte, sah Eden ihm hinterher. Mühelos wechselte er in die Körpersprache des älteren, unsportlichen Barry Johnson. Was würde der morgige Tag bringen? Und wie lange noch, bis Jordan für immer aus ihrem Leben verschwand?
Als die Limousine anhielt, befahl Lawson ungewöhnlich schroff: »Augenbinden abnehmen. Wir sind da.«
Eden lächelte, als Jordan ihr das Tuch von den Augen
zog. Ihre sichtliche Aufgeregtheit war nicht gespielt. Jetzt war es so weit, dass sie diese Kinder retten und ein paar richtig üble Leute dorthin verfrachten konnte, wo sie nie wieder Unschuldige verletzen würden.
Sie betraten das große Gebäude, das sich äußerlich nicht von den anderen vanillegelben Häusern in der Straße unterschied. Bauten, in denen sich hinter gänzlich harmlosen Fassaden die entsetzlichsten Dinge abspielten, waren Eden nichts Neues. Doch ein Baby-Umschlagplatz … Nein, sie hätte beim besten Willen nicht voraussagen können, in was für einem Haus sich so etwas verbarg.
Jordan hielt ihre Hand, und sie beide schauten sich neugierig um, als wären sie aufgeregte Eltern, die es nicht abwarten konnten, ihr Kind zum ersten Mal zu sehen. Peter Lawson folgte ihnen. Eden ignorierte höflich die Blutergüsse an seinem Hals, obwohl sie ihn liebend gern verspottet und ihm danach die Seele aus dem Leibe geprügelt hätte. Aber sie tröstete sich damit, dass diese Gelegenheit sich schon bald für Jordan oder sie ergeben würde.
Lawson dirigierte sie in ein kleines Büro, das weder ordentlich noch sonderlich sauber aussah. Edens Bauch verkrampfte sich. Das hier war der Ort, an dem der Verkauf stattfand, wo menschliche Leben verhökert wurden wie – ja, jetzt fiel ihr ein, woran sie dieses Haus erinnerte – in einer Tierhandlung. Auf dem Weg ins Büro war ihr ein großer Glaskasten aufgefallen, genau wie die in Zoogeschäften, in denen die Leute Welpen oder kleine Katzen beim Spielen beobachten konnten, bevor sie entschieden, welches Tier sie mit nach Hause nahmen. Gott, diese Mistkerle mussten aufgehalten werden!
Der billige Stuhl, in den Lawson sich fallen ließ, knarzte unter seinem Gewicht. Auf dem zerkratzten Metallschreibtisch
stand ein funkelnagelneuer teurer Computer. Lawson drehte sich zum Monitor, und seine Finger huschten über die Tastatur. Er suchte etwas auf dem Bildschirm und knurrte: »Haben Sie das Geld telegrafisch angewiesen?« Der schmierige, jungenhafte Charme, mit dem Lawson sie vor Tagen empfangen hatte, war wie weggeblasen. Übrig geblieben war ein eiskalter Geschäftsmann, der sichergehen wollte, dass er für seine Dienste auch bezahlt wurde.
»Ja, es sollte auf dem Konto sein, das Sie mir genannt hatten.«
Lawson sah mehrere Sekunden auf den Bildschirm, dann wandte er sich mit einem oberflächlichen Lächeln an sie. »Gehen wir. Ich stelle Ihnen Ihren Sohn vor.«
Eden und Jordan tauschten Blicke und standen auf, während Lawson zur Tür schritt. Ehe er nach dem Knauf greifen konnte, hatte Jordan ihn eingeholt. Lawson drehte sich stirnrunzelnd zu ihm um. Im nächsten Augenblick riss er die Augen weit auf. Er schien zu begreifen, doch da hatte Jordan ihm auch schon einen seitlichen Hieb gegen den Kopf versetzt. Jordan fing Lawson auf, bevor er zu Boden ging.
»Mach die Tür da drüben auf, das scheint ein Wandschrank zu sein. Da sperren wir ihn ein, bis es vorbei ist.«
Eden öffnete die Tür und beobachtete, wie Jordan den Bewusstlosen mit einem Telefonkabel verschnürte wie einen Thanksgiving-Truthahn. Zum Schluss klebte er ihm den Mund mit Textilklebeband zu, das er im Schreibtisch gefunden hatte, zerrte Lawson zum Wandschrank und ließ ihn drinnen auf dem Boden liegen. Hochzufrieden schloss Eden die Schranktür.
Jordan gab ihr eine zweite Rolle Klebeband und zwinkerte ihr zu. »Gehen wir ein paar Mistkerle verdreschen.«
Mit einem begeisterten Grinsen lief sie zur Vordertür, riss sie auf und winkte einmal. Sogleich kamen sechs LCR-Agenten die Treppe hinaufgerannt, die ihnen vom Herrenhaus hierher gefolgt waren. Sie alle trugen kugelsichere Westen und gerade so viele Waffen bei sich, wie sie für den Job brauchten. Auf keinen Fall durfte eines der Kinder bei diesem Einsatz zu Schaden kommen.
Baker, einer ihrer Lieblingskollegen, reichte ihr eine Waffe. »Bereit zum Tanz?«, fragte er amüsiert in seinem breiten Südstaatenakzent.
»Worauf du Gift nehmen kannst«, sagte Eden, nahm die Waffe und ging zurück ins Haus. »Ich gehe in
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