Rescue me - Niemand wird dich schützen
gefolgt von einem Stöhnen. Kaum hatte er die Tür weiter aufgestoßen, musste er lächeln.
Eden stand über zwei Männern. In ihrem kurzen gelben Sommerkleid und den zierlichen Sandalen sah sie wie ein verführerischer, unschuldiger Engel aus. Aber die Art, wie sie ihre Waffe auf die Männer am Boden richtete, vermittelte einen gänzlich anderen Eindruck. Einer von ihnen lag bäuchlings da, der andere quer über ihm. Beide hatten die Hände im Nacken verschränkt und fluchten wie die Bierkutscher.
»Brauchst du Hilfe?«
Eden blickte zu ihm auf, und ihr triumphierendes Grinsen berührte ihn. Die Frau war ganz und gar in ihrem Element. Ohne die leiseste Vorwarnung vollführte sein Herz – von dem er sicher gewesen war, dass es sich durch nichts mehr bewegen ließ – einen kleinen Hüpfer.
14
»Sieh mal einer an, was die Hunde da reingeschleppt haben.« Jahre und Tausende Meilen von seiner Heimat Mississippi entfernt, hörte Noah sich bis heute wie ein eingefleischter Südstaatler an, wenn er in der richtigen Stimmung war.
Eden kam gerade in sein Büro, gefolgt von Jordan. Seit ihrer Rückkehr vor zwei Tagen gingen sie überall zusammen hin. Sosehr es sie auch freute, dass Jordan offenbar genauso dringend Zeit mit ihr verbringen wollte wie sie mit ihm, machte es ihr auch Angst. Irgendwann, wahrscheinlich schon sehr bald, würde Jordan sie mit diesem sexy Grinsen ansehen, sagen: »War echt nett«, und gehen. Und sie wäre wieder allein.
Vorerst jedoch würde sie sämtliche Ich-armes-bedauernswertes-Geschöpf-Gedanken weit von sich weisen. Sie hatten gute Arbeit geleistet, verdammt gute sogar, also sollten sie mit sich zufrieden sein. Jordan und sie hatten zusammen mit sechs von Noahs besten Leuten elf üble Schurken zur Strecke gebracht. Das Wichtigste aber war, dass sie acht Kinder gerettet hatten.
Der Polizei, die jemand aus der Nachbarschaft gerufen hatte, hatte Noah erklärt, was in dem Haus los war, und sie waren bereit gewesen, sich zurückzuhalten und abzuwarten.
Folglich konnten sie am Ende gefahrenlos ins Haus marschieren, eine ganze Horde Menschenhändler festnehmen und die Lorbeeren einstreichen.
So hatte es LCR am liebsten. Ja, manche Gesetze wurden gebeugt oder gebrochen, aber derartige Übertritte wurden von den zuständigen Stellen geflissentlich übersehen. In einem Fall wie diesem, wo alle außer den bösen Jungs gewonnen hatten, war das eine Selbstverständlichkeit.
Nun waren Jordan und sie zur Abschlussbesprechung hier. Vorher wollte Eden allerdings noch erfahren, wie die anderen Einsätze, die zeitgleich mit ihrem stattgefunden hatten, verlaufen waren.
Mit großen Schritten steuerte sie ihren Lieblingssessel an, setzte sich auf die Kante und wartete. Beide Männer wussten, wie gespannt sie war. Jordan hatte während der letzten zwei Tage nichts anderes von ihr gehört, als dass sie es nicht abwarten könnte zu hören, ob die anderen Einsätze ebenso reibungslos über die Bühne gegangen waren wie ihrer.
Noah schlenderte zur Bar und bot ihnen Kaffee an, was er natürlich extra machte, um sie auf die Folter zu spannen. Dessen war Eden sich sicher. Jordan bejahte dankend, und auf Edens erzürnten Blick hin grinste er nur und wartete, bis Noah ihm und sich selbst eingeschenkt hatte.
Dann wandte Noah sich mit unverschämt harmloser Miene an Eden. »Willst du wirklich keinen Kaffee? Du weißt doch, was für ein teuflisches Gebräu ich zustande bringe.«
»Hör auf, mich zu quälen, Noah, und erzähl endlich, was passiert ist! Ein paar Brocken weiß ich schon aus den Zeitungen, aber nirgends stand etwas über Larue oder
Bennett. Sag nicht, die beiden sind uns durch die Lappen gegangen.«
Noah reichte Jordan eine Tasse und setzte sich seufzend auf seinen Sessel. In dem Moment bemerkte Eden etwas, das sie noch nie zuvor gesehen hatte. Noah wirkte nicht bloß erschöpft, sondern wie ein Mann, der eine gewaltige Niederlage einstecken musste.
»Was ist passiert?«
»Vier unserer Projekte verliefen wie am Schnürchen. Alles in allem konnten fünfundachtzig Leute festgenommen werden und dürfen brummen.«
Eden sah zu Jordan. »Er meint, sie gehen ins Gefängnis.«
»Ich weiß, was mit Brummen gemeint ist, Süße«, raunte Jordan.
Eden versuchte nicht darauf zu achten, was das Kosewort in ihrem Bauch auslöste oder wie erstaunt Noah darüber war, sondern kam zum Thema zurück. »Also, wie viele konnten gerettet werden?«
»Achtundsechzig … größtenteils Frauen und Kinder.«
Eden sprang
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