Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
kann man trauen, und nicht jeder ist, was er zu sein scheint – selbst die Menschen, die Sie zu kennen glauben. Wenn Sie am Leben bleiben wollen, tun Sie gut daran, das nie zu vergessen.“
Trent öffnete die Tür und war verschwunden, von einem Moment zum anderen.
Jill starrte ihm nach, ihre Gedanken jagten in eine Million Richtungen gleichzeitig. Sie kam sich vor wie in einem dieser melodramatischen alten Spionagefilme, in dem jemand gerade dem mysteriösen Fremden begegnet war. Es war lachhaft, und doch –
– und doch hat er dir gerade mit völlig ernstem Gesicht ein Gerät übergeben, das ein paar tausend Dollar wert ist, und dir zur Vorsicht geraten – denkst du, so einer nimmt dich auf den Arm?
Sie wusste nicht, was sie denken sollte, und sie hatte auch keine Zeit mehr zum Nachdenken. Das übrige Alpha-Team war sicher längst versammelt, wartete ungeduldig und fragte sich, wo zur Hölle sie blieb.
Jill schulterte die schweren Taschen und eilte zur Tür hinaus.
Sie hatten die Waffen verladen und gesichert, und Wesker wurde allmählich ungeduldig. Obwohl seine Augen hinter einer dunklen Pilotenbrille verborgen waren, konnte Chris es doch an der Haltung des Captains erkennen und daran, wie er immer wieder ruckartig das Gesicht zum Gebäude hindrehte. Der Hubschrauber war startbereit, die Rotorblätter schaufelten warme, feuchte Luft in die enge Kabine. Wegen der offenen Tür unterband der Lärm der Maschine jeden Versuch einer Unterhaltung. Es gab nichts zu tun, außer zu warten.
Komm schon, Jill, halt uns hier nicht auf …
Noch während Chris dies dachte, tauchte Jill aus dem Gebäude auf und trabte mit der Alpha-Ausrüstung und einem entschuldigenden Gesichtsausdruck auf sie zu. Wesker sprang hinaus, um ihr zu helfen, und nahm ihr eine der voll gestopften Taschen ab, während sie an Bord kletterte.
Wesker folgte ihr und schloss die Doppelluke hinter ihnen. Augenblicklich wurde das Brüllen des Turbinenantriebs gedämpft.
„Probleme, Jill?“ Wesker klang nicht wütend, aber sein Ton hatte eine Schärfe, die klarmachte, dass er nicht allzu glücklich über ihre Verspätung war.
Jill schüttelte den Kopf. „Eine der Spindtüren klemmte. Hat ewig gedauert, bis sich der Schlüssel drehen ließ.“
Der Captain sah sie einen Moment lang an, als überlege er, ob er ihr die Hölle heiß machen sollte oder nicht, dann zuckte er die Achseln. „Ich sag dem Wartungsdienst Bescheid, wenn wir zurück sind. Verteilen Sie jetzt die Ausrüstung.“
Er nahm einen Kopfhörer, setzte ihn auf und rutschte nach vorn zu Brad. Indes begann Jill die Westen auszugeben. Der Hubschrauber stieg langsam in die Lüfte, das RCPD-Gebäude fiel zurück. Brad brachte die Maschine auf Kurs Nordwest.
Nachdem er seine Weste übergestreift hatte, kauerte Chris neben Jill nieder und half ihr, die Handschuhe und Gürtel zu sortieren. Währenddessen rasten sie über die Stadt in Richtung der Arklay Mountains. Unter dem Hubschrauber wichen die geschäftigen Straßen der Innenstadt bald den Randbezirken – breite Straßen und ruhige Häuser inmitten von Rechtecken aus bräunlichem Gras und Gartenzäunen. Über die weitläufige, aber abgelegene Stadt hatte sich Abenddunst gebreitet, der den idyllischen Anblick an den Rändern zerfasern ließ und ihm eine irreale, traumhafte Qualität verlieh. Minuten verstrichen in Schweigen, während die Alphas sich bereitmachten und angurteten. Jedes Teammitglied war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
Mit etwas Glück hatte der Hubschrauber des Bravo-Teams nur einen geringfügigen mechanischen Schaden erlitten. Forest würde ihn auf einem der kargen Felder, die den Wald sprenkelten, gelandet haben, war inzwischen wohl bis über beide Ellbogen mit Öl verschmiert und verfluchte die Maschine, während das Team darauf wartete, dass Alpha aufkreuzte. Solange der Vogel nicht betriebsbereit war, würde Marini nicht mit der geplanten Suche beginnen. Die Alternative war …
Chris verzog das Gesicht. Er wollte keinerlei Alternativen in Betracht ziehen. Er hatte einmal die Folgen eines schweren Hubschrauberunglücks gesehen, damals bei der Air Force. Ein Pilotenfehler hatte zum Absturz eines Hueys geführt, der elf Männer und Frauen zu einem Trainingseinsatz hatte bringen sollen. Als die Retter eingetroffen waren, hatten sie nur noch verkohlte, rauchende Gerippe inmitten der glühenden Trümmer gefunden. Der süßliche, stickige Geruch benzinverbrannten Fleisches hatte schwer in der geschwärzten
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