Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
dürfen …
Jill langte als Erste bei der Tür an, fasste mit ihren schlanken Fingern nach dem Griff und sah Barry fragend an. Er nickte. Sie drückte die Tür auf, ging geduckt hindurch und tauchte nach links weg.
Barry nahm die andere Seite. Beide ließen sie den Blick durch einen leeren Flur schweifen.
„Chris?“, rief Jill leise, erhielt aber keine Antwort. Barry schnüffelte und verzog das Gesicht. Es roch nach faulem Obst.
„Ich check die Türen“, sagte Barry. Jill nickte und schob sich nach links, aufmerksam, konzentriert.
Barry bewegte sich auf die erste Tür zu. Jill hinter sich zu wissen, war ein gutes Gefühl. Nachdem sie hierher versetzt worden war, hatte er sie erst für etwas biestig gehalten, aber sie hatte sich als intelligente und fähige Soldatin erwiesen, eine willkommene Bereicherung der Alphas.
Jill stieß einen hohen überraschten Laut aus, und Barry wirbelte herum. Plötzlich lastete der Fäulnisgeruch drückend in dem schmalen Gang. Jill rückte von einer Öffnung am Ende des Flures ab, die Waffe auf etwas gerichtet, was Barry nicht sehen konnte.
„Stopp!“ Ihre Stimme war schrill und zittrig, ihre Miene entsetzt.
Und dann drückte sie ab, einmal, zweimal, sich dabei immer noch rückwärts auf Barry zu bewegend. Ihr Atem flatterte.
„Zur Seite, nach links!“ Er hob den Colt, während sie ihm freie Schussbahn ermöglichte. Ein großer Mann trat in sein Blickfeld. Die Arme der Gestalt waren vorgestreckt wie die eines Schlafwandlers, die Hände vollführten schwache Greifbewegungen.
Dann sah Barry das Gesicht des Wesens und zögerte nicht länger. Er schoss. Eine Kugel Kaliber .357 sprengte dem Geschöpf die Decke vom aschfarbenen Schädel. Blut ström-te ihm über die unheimlichen, grauenerregenden Züge und besudelte die farblosen, rollenden Augen.
Das „Ding“ wurde nach hinten geschleudert und kam mit dem Gesicht nach oben vor Jill zum Liegen. Wie benommen eilte Barry zu ihr.
„Was –“, setzte er an, doch dann sah er, was vor ihnen auf dem Teppich der kleinen Sitzecke lag, die das Ende des Korridors markierte.
Für einen Augenblick dachte Barry, es sei Chris – bis er das Bravo-Abzeichen von S.T.A.R.S. auf der Weste entdeckte. Er spürte, wie ihn klammes Entsetzen packte, als er sich bemühte, das Gesicht zu identifizieren. Der Bravo war enthauptet worden, der Kopf lag eine Fußlänge vom Körper entfernt, die Züge völlig mit getrocknetem Blut überkrustet.
Oh Gott, es ist Ken.
Kenneth Sullivan, einer der besten Scouts, die Barry je gekannt hatte, und ein verdammt netter Typ. In seiner Brust klaffte eine gezackte Wunde, Fetzen angefressenen Gewebes und Eingeweide säumten das blutige Loch. Kens linke Hand fehlte, und es war keine Waffe in der Nähe zu sehen; es musste Kens Pistole gewesen sein, die Joseph draußen im Wald gefunden hatte …
Von Übelkeit geplagt wandte Barry den Blick ab. Ken war ein ruhiger, anständiger Bursche gewesen, hatte viele Jobs erledigt, die Kenntnisse in Chemie erforderten. Er hatte einen Sohn im Teenageralter, der bei Kens Exfrau in Kalifornien lebte. Barry dachte an seine eigenen Mädchen daheim, Moira und Poly, und fühlte hilflose Angst um sie in sich aufwallen. Er fürchtete sich nicht vor dem Tod, aber der Gedanke, dass sie ohne Vater aufwachsen müssten …
Jill ließ sich neben der verheerten Leiche in die Hocke nieder und durchwühlte schnell die Gürteltasche. Barry warf sie einen verzeihungsheischenden Blick zu, doch er nickte ihr schwach zu. Sie brauchten Munition – Ken ganz bestimmt nicht mehr.
Sie fand zwei Ladestreifen für eine Neun-Millimeter und steckte sie in ihre Hüfttasche. Barry drehte sich um und starrte auf Kens Mörder hinab, voll von Abscheu, aber auch voller Verwunderung.
Er zweifelte nicht daran, dass er einen der „Killer-Kannibalen“ vor sich hatte, die sich Raccoon City zum Jagdrevier erkoren hatten. Die Kreatur hatte eingetrockneten roten Schaum um den Mund und mit Eingeweiderückständen verkrustete Fingernägel. Ihr zerlumptes Hemd war steif von geronnenem Blut. Doch am unheimlichsten war, wie … wie tot dieses Wesen aussah.
Barry war einmal bei einer verdeckten Geiselbefreiung in Ecuador dabei gewesen, wo eine Gruppe von Bauern wochenlang von einer Bande wahnsinniger Guerilla-Rebellen festgehalten worden war. Einige der Geiseln waren bereits zu Beginn der Belagerung ums Leben gekommen, und nachdem die S.T.A.R.S.-Angehörigen die Rebellen schließlich ausgeschaltet hatten, hatte Barry
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