Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
ernsthaften Ärger zu machen.“
Barry fasste in eine Tasche seiner Weste, zog etwas hervor, das in ein Taschentuch eingeschlagen war, und reichte es Jill. Sie fühlte die dünnen metallenen Gegenstände unter dem leichten Stoff und erkannte sie sofort.
„Das Set, das du mir vorigen Monat zum Üben gegeben hast“, sagte Barry. „Ich schätze, du wirst mehr Glück damit haben.“
Jill nickte und verstaute die Dietriche in ihrer Hüfttasche. Barry hatte sich für ihre frühere „Karriere“ interessiert, und sie hatte ihm einige Sachen aus ihrer alten Ausrüstung gegeben, ein paar Dietriche und Torsionsstäbe. Sie konnten sich jetzt als nützlich erweisen. Das kleine Bündel landete auf etwas Hartem, Glattem –
– Trents Computer! In all der Aufregung hatte Jill ihre sonderbare Begegnung im Umkleideraum völlig vergessen gehabt. Sie öffnete den Mund, um Barry davon zu erzählen, schloss ihn aber wieder, als sie sich Trents kryptischer Warnung entsann.
„Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich diese Unterhaltung niemandem gegenüber erwähnen.“
Drauf geschissen. Sie hatte es mit Chris sowieso schon fast riskiert …
Und wo ist Chris jetzt? Wer sagt denn, dass Trents „schwerwiegende Konsequenzen“ nicht schon eingetreten sind?
Jill wurde sich bewusst, was sie da dachte, und musste den Drang niederkämpfen, sich selbst auszulachen. Die Sache mit Trent war vermutlich völlig unerheblich für ihr Dilemma, und ob sie Barry nun traute oder nicht, sie wusste, dass sie Trent nicht traute – dennoch beschloss sie, nichts davon zu sagen, zumindest bis sie Gelegenheit hatte, nachzusehen, was der Computer enthielt.
„Ich denke, wir sollten uns trennen“, fuhr Barry fort. „Ich weiß, es ist gefährlich, aber wir müssen ’ne Menge Räume absuchen, schätze ich. Wenn wir jemanden finden, treffen wir uns hier wieder. Diese Halle ist ab sofort unser Stützpunkt.“
Sich den Bart reibend, musterte er Jill mit ernstem Blick. „Bist du einverstanden? Wir könnten zusammen suchen …“
„Nein, du hast recht“, erwiderte sie. „Ich übernehme den Westflügel.“ Anders als Cops schlossen sich S.T.A.R.S.-Mitglieder selten mit einem Partner zusammen. Sie waren darauf trainiert, in Gefahrensituationen selbst auf sich aufzupassen.
Barry nickte. „Okay. Ich geh zurück und seh zu, ob ich eine dieser Türen zum Aufgehen überreden kann. Halt Ausschau nach einem Hinterausgang, geh sparsam mit der Munition um … und sei vorsichtig.“
„Du auch.“
Barry grinste, seinen Colt Python in die Höhe haltend. „Ich komm schon klar.“
Es gab nichts mehr zu sagen. Jill hielt geradewegs auf die Doppeltür in der Westwand zu, die Wesker vorher zu öffnen versucht hatte. Hinter ihr eilte Barry zurück in den Speisesaal. Sie hörte, wie sich die Tür öffnete und schloss, dann war sie allein.
Na denn – hab ja nichts zu verlieren außer ein bisschen Leben.
Die blau gestrichenen Türflügel schwangen auf und gaben den Blick frei in einen kleinen, schattenerfüllten Raum, kühl und still wie die Eingangshalle, ganz in Blauschattierungen gehalten. Gedämpftes Licht beleuchtete gerahmte Bilder an dunklen Wänden, und in der Mitte des Zimmers stand die große Statue einer Frau, die eine Urne auf der Schulter trug.
Jill schloss die Tür hinter sich und wartete, bis sich ihre Augen auf das Zwielicht eingestellt hatten. Dann bemerkte sie die beiden Türen, die jener gegenüber lagen, durch die sie gerade gekommen war. Die linke stand offen, aber eine kleine Truhe war davor geschoben worden und blockierte den Durchgang. Unwahrscheinlich, dass Wesker diesen Weg genommen hatte …
Jill ging zur rechten Tür und drehte versuchshalber den Knauf. Zugesperrt. Seufzend tastete sie nach den Dietrichen in ihrer Tasche und zögerte, als sie die Glätte des Mini-Disk-Readers spürte.
Wollen wir doch mal sehen, was Mr Trent für so wichtig hält.
Sie zog das Gerät hervor und musterte es für einen Moment, dann drückte sie eine Taste. Ein Bildschirm von der Größe einer Baseballkarte erwachte flackernd zum Leben, und nachdem sie ein paar weitere Tasten gedrückt hatte, scrollten schmale Zeichenzeilen über den Monitor. Jills Blick huschte darüber, erfasste Namen und Daten lokaler Zeitungen. Trent hatte offenbar alle Artikel zusammengestellt, die er über die Mord- und Vermisstenfälle in Raccoon finden konnte, dazu noch sämtliche, die sich mit S.T.A.R.S. befassten.
Alles nichts Neues … Jill sprang von Text zu Text und
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