Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
Weise das zerfetzte Fleisch seiner Kehle. Und das Stöhnen wurde tiefer, verlangender, als er die Arme nach vorne streckte, während sein verheertes Gesicht vor Blut und Schleim troff.
Rebecca ließ das Radio fallen und wich entsetzt einen taumelnden Schritt nach hinten. Sie hatte sich geirrt, er war nicht tot gewesen, aber offenbar war er vor Schmerzen halb wahnsinnig. Sie musste ihm helfen.
Nicht viel im Med-Kit, aber Morphin, immerhin, muss ihn dazu bringen, dass er sich hinlegt, oh Gott, was ist hier nur passiert …?
Der Mann schlurfte näher, griff nach ihr. Seine Augenhöhlen waren mit Weiß gefüllt, schwarzer Geifer rann ihm aus dem zerrissenen Mund – und obwohl sie wusste, was ihre Pflicht war, nämlich etwas zu tun, um sein Leid zu lindern, wich sie reflexartig einen weiteren Schritt zurück.
Pflicht war eine Sache, aber ihr Instinkt riet ihr, davonzulaufen, zu verschwinden, weil er ihr etwas antun wollte.
Sie drehte sich um, unschlüssig, was sie tun sollte – und hinter ihr standen noch zwei Leute im Gang, beide mit ebenso schlaffen Gesichtern und ebenso übel zugerichtet wie der weißäugige Mann. Und beide kamen mit den steten, wankenden Bewegungen eines Monsters aus einem Horrorfilm auf sie zu. Der vordere Mann trug eine Uniform, er war ein Zugbegleiter oder so etwas. Sein Gesicht war hager, totenkopfartig und grau. Das Gesicht des Mannes hinter ihm war teilweise abgerissen worden, und so waren die Zähne in der rechten Hälfte seiner Kiefer zu sehen.
Rebecca schüttelte den Kopf, hob ihre Waffe. Irgendeine Krankheit, ausgelaufene Chemikalien oder dergleichen musste dahinterstecken, dafür verantwortlich sein.
Sie waren krank, sie mussten krank sein – nur wusste sie es besser, als die drei Männer noch näher rückten, knochengraue Finger hoben und vor Hunger ächzten. Vielleicht waren sie krank, aber sie waren auch im Begriff, sie anzugreifen. Das wusste sie so sicher, wie sie ihren Namen kannte.
Schieß! Mach schon!
„Stehen bleiben!“, rief sie und wandte sich wieder dem weißäugigen Mann zu. Er war näher, zu nahe, aber wenn er mitbekam, dass sie eine Pistole auf ihn richtete, ließ er es sich zumindest nicht anmerken. „Oder ich schieße!“
„Aaaahh“, krächzte das Monster, griff nach ihr, fletschte dunkle Zähne … und Rebecca schoss.
Zwei, drei Schüsse. Die Kugeln schlugen in das verfärbte Fleisch. Die ersten beiden trafen seine Brust, die dritte riss direkt über seinem rechten Auge ein Loch. Mit dem dritten Schuss stieß die Kreatur ein Kreischen aus, ein Laut, der eher von Enttäuschung als von Schmerz kündete, und fiel zu Boden.
Rebecca wirbelte abermals herum, betete, dass die Schussgeräusche die anderen beiden gestoppt hatten, und sah, dass sie fast heran waren. Ihre Augen waren glasig, ihr Stöhnen gierig. Rebeccas erster Schuss traf den uniformierten Mann in die Kehle, und während er zurücktaumelte, zielte sie auf das Bein des zweiten Mannes.
Vielleicht schaffe ich es, ihn nur zu verwunden, damit er zu Boden geht …
Der Uniformierte kam wieder näher, aus seiner Kehle sprudelte Blut.
„Gott“, sagte sie mit vor Entsetzen erstickter Stimme, aber sie rückten unverändert heran, und ihr blieb keine Zeit, sich nach dem Warum zu fragen. Sie hob ihre Waffe an und drückte noch zwei, drei Mal ab, alles Kopfschüsse. Blut und zerfetztes Fleisch spritzten davon. Die beiden Männer gingen zu Boden.
Plötzliche Stille, Reglosigkeit, und Rebecca ließ ihren Blick aus geweiteten Augen durch den Waggon schweifen. Ihr Körper pochte vor Adrenalin. Sie sah zwei, drei weitere „Leichen“, aber keine von ihnen bewegte sich.
Was war das? Ich dachte, sie seien tot.
Sie waren auch tot. Sie waren Zombies.
Nein, so etwas gab es nicht. Rebecca vergewisserte sich ganz automatisch, dass sich noch eine Patrone im Lauf befand, während sie sich bemühte zu verstehen. Das waren keine Zombies, nicht wie im Kino. Wenn sie wirklich tot gewesen wären, hätten sie infolge der Schüsse nicht so geblutet. Wenn das Herz nicht aufhörte zu schlagen, wurde kein Blut mehr durch den Körper gepumpt.
Aber sie gingen erst nach Kopfschüssen zu Boden.
Das stimmte. Doch das konnte trotzdem bedeuten, dass sie von irgendeiner Krankheit befallen waren, vielleicht von einer, die die Schmerzrezeptoren blockierte …
Die Morde im Wald. Rebecca spürte, wie sich ihre Augen noch mehr weiteten, als sie die Puzzlestücke zusammensetzte. Wenn Chemikalien freigesetzt worden waren oder eine
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