Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
er es mit Umbrella zu tun hatte und dem Betrug einer Organisation, die er als Familie betrachtet hatte, war er gezwungen, ernsthaft über die Bedeutung und die Konsequenzen seiner Entscheidung nachzudenken. Er war ein ausgezeichneter Soldat geworden, aber er besaß keine wirklich engen Freunde oder vergleichbare Bindungen … und dass ihm seine „Familie“ genommen worden war, hatte ihm auf fast grausame Weise die Augen für die Tatsache geöffnet, dass sein Leben darauf beruhte, vor zwischenmenschlichen Beziehungen davonzulaufen.
Schön für mich, dass ich das so spät im Spiel herausgefunden habe. Ich schätze, zumindest dafür sollte ich Umbrella wohl dankbar sein – wenn sie mich nicht umbringen, haben sie es wenigstens geschafft, mich zu therapieren.
Aus der Küche hatte Jill einen Krug Wasser mitgebracht und ein paar Gläser, die nicht zusammenpassten. Letztere verteilte sie, während Barry und Rebecca sich zu ihnen gesellten. Barry trug einen sauberen Verband um den Arm und wirkte blass im trüben Licht, wohl noch erschüttert von dem, was er über Captain Shannon erfahren hatte. David fühlte sich, obwohl er sich längst mit den Realitäten des Kämpfens abgefunden hatte, mies, weil Shannons Tod auf sein Konto ging. In einem Krieg starben Menschen. Der Captain hatte seine Wahl getroffen, und es war die falsche gewesen.
Düster vor sich hin brütend tranken sie dann, die vier Mitglieder der S.T.A.R.S.-Abteilung Raccoon City (Ex-Mitglieder, rief er sich in Erinnerung) und waren sich der unaufhaltsam tickenden Uhr nur zu bewusst. David und Rebecca würden gleich gehen müssen. Einen Block weiter gab es einen Gemischtwarenladen, von wo aus sie ein Taxi rufen konnten. David wünschte, ihm wäre irgendetwas Ermutigendes eingefallen, was er noch hätte sagen können, aber die Situation gab wenig Erquickliches her: Sie standen vor einer gefährlichen Mission, und es gab keinerlei Garantien, dass sie überleben und sich hinterher wiedersehen würden.
„Habt ihr euch überlegt, was ihr der örtlichen Polizei sagen wollt?“, fragte David schließlich.
Barry hob die Schultern. „Wir werden nicht groß lügen müssen. Wir drei waren bei mir daheim, ein paar Typen sind eingedrungen und wollten uns erschießen. Wir sind abgehauen.“
„Irons wird das Ganze wahrscheinlich zu einem verpatzten Einbruch herunterspielen“, meinte Chris mit bitterem Hohn. „Wenn er so tief in dieser Sache drinsteckt, wie ich glaube, wird er jegliche Aufmerksamkeit von Umbrella fern halten wollen.“
„Achtet nur darauf, dass ihr nicht sagt, ihr hättet Tote gesehen“, riet David. „Vielleicht hatten unsere Gegner noch Zeit zum Aufräumen. Und ihr solltet sagen, dass ihr in den Park gejagt worden seid. Das würde Captain Shannons Leiche erklären und warum ihr den Tatort verlassen habt …“
Barry lächelte müde. „Wir kriegen das schon hin. Und morgen erledig ich als Erstes ein paar Anrufe und besorg uns Verstärkung. Kümmer du dich um deine Sache, okay?“
David nickte und stand auf, genau wie Chris. Reihum schüttelte David den anderen die Hand, dann wandte er sich an Rebecca. Sie von ihren Teamkameraden und vertrauten Freunden zu trennen, war ihm auf einmal unangenehm. Das Mädchen sah die anderen nachdenklich an – und lächelte dann unvermittelt, ein ungekünsteltes, herausforderndes Lächeln.
„Seid ihr sicher, dass ihr das Fort für ein paar Tage halten könnt? Ich hasse die Vorstellung, dass ihr hier alle hilf- und ziellos herumhampelt, während David und ich losziehen, um die Umbrella-Sache aus der Welt zu schaffen.“
„Wir werden uns Mühe geben, ohne dich wenigstens halbwegs klarzukommen“, gab Chris grinsend zurück. „Wird nicht leicht werden, wo du doch sozusagen das Gehirn unseres Teams bist … oder so.“
Rebecca boxte ihm leicht gegen die Schulter. „Ich schick dir eine Postkarte mit selbst für dich klar verständlichen Anweisungen.“
Sie nickte Barry zu. „Pass auf deinen Arm auf. Halt die Wunde sauber und trocken, und wenn du Fieber bekommst oder dir schwindelig wird, geh sofort zu einem Arzt.“
Barry lächelte. „Aber ja, Ma’am.“
Jill umarmte sie. „Heiz ihnen tüchtig ein, Becca.“
Rebecca nickte. „Auch euch alles Gute. Viel Glück mit Irons.“
Immer noch lächelnd wandte sie sich David zu. „Können wir?“
Gemeinsam gingen sie zur Haustür. David wunderte sich, wie locker das Mädchen wirkte. Sie hatten gerade erst mit Mühe einen brutalen Angriff überlebt,
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