Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
leid!
„Laufschritt“, befahl er, schon auf dem Weg zur Tür. „Bewegung!“
Sie rannten zum vorderen Teil des Gebäudes. John presste die Kiefer fest aufeinander, und seine Gedanken jagten sich in einer Endlosschleife aus grimmiger Entschlossenheit.
Kommt nicht in Frage, dass so ein gottverdammtes Virus Karen erledigt, nie und nimmer! Und wenn ich den Drecksack erwische, der diesen Albtraum angezettelt hat, ist er Tot – mit großem T! Totes Fleisch. Nicht Karen – unter gar keinen Umständen …
Sie erreichten die Eingangstür und zogen ihre Waffen. Sie überprüften sie und warten ungeduldig darauf, dass David das Zeichen gab. Karen, die in Stresssituationen immer so gelassen und gefasst gewirkt hatte, zeigte sich jetzt verunsichert und zittrig, als sei ihr gerade in den Bauch getreten worden und sie wäre noch nicht wieder zu Atem gekommen. Es war derselbe Ausdruck, den John so oft in den Gesichtern von Menschen gesehen hatte, die nur mit knapper Not einer Katastrophe entronnen waren – dieser gespenstische Unglaube in den Augen, die schlaffe, furchtbare Ausdruckslosigkeit in den Zügen, die von einer gähnenden Leere tief im Innern kündete.
Es schmerzte ihn, Karen so verwandelt zu sehen, und es machte ihn noch wütender. Eine Karen Driver durfte nicht so aussehen!
„Ich führe, John ist das Schlusslicht – in gerader Linie“, ordnete David an.
John erkannte, dass David fast so entsetzt wie Karen aussah, auch wenn etwas anderes dahinterstecken mochte. Wahrscheinlich waren es Schuldgefühle, die an ihrem Captain zehrten – der Blick verriet es, der bittere Zug um Davids Mund.
John hätte sich gewünscht, ihm sagen zu können, dass es falsch war, sich die Schuld zu geben, aber dafür war keine Zeit. Und er hatte auch nicht die passenden Worte parat. David musste mit sich selbst klarkommen, genau wie alle anderen.
„Fertig? Dann los!“
Kaum hatte David die Tür aufgedrückt und den ersten Schritt getan, folgten sie ihm auch schon – zurück ins sanfte Raunen der Wellen und ins fahlblaue Licht des Mondes. David, Karen, Steve, Rebecca und schließlich John. Geduckt hetzten sie über den festgestampften Boden des Geländes.
Es war dunkel, und in der Luft lag Kiefer- und Salzgeruch, doch Johns Soldatenhirn verriet ihm nichts, was er nicht schon wusste, während sie durch die Schatten rannten. In ihm waren nur Zorn und Angst um Karen – wodurch das jähe Krachen von M-16-Gewehren zur völligen Überraschung geriet.
Verdammt!
Als das Knattern rechts von ihnen losbrach, tauchte John zu Boden. Während er sich abrollte und selbst zu feuern begann, stellte er fest, dass sie gerade mal die Hälfte des Weges nach Block E hinter sich gebracht hatten. Die Luft war erfüllt vom Donnern der Neunmillimeter-Geschosse, das den steten Rhythmus der Schnellfeuergewehre übertönte.
Kann nichts sehen, finde kein Ziel …
Er fand die Mündungsblitze auf drei Uhr, riss die Beretta herum und zog den Abzug sechs, sieben, acht Mal durch. Das Flackern orangeweißen Lichtes schirmte die Schützen gegen Blicke ab, aber er sah, wie eines der aufblitzenden Feuer erlosch, hörte, wie das Knattern schwächer wurde …
… und Zorn überwältigte ihn. Nicht sein „Soldatenhirn“, sondern blinde, brüllende Wut auf die verseuchten Angreifer, eine Wut, die alles übertraf, was er je verspürt hatte. Sie wollten, dass Karen starb, diese abgestumpften, hirnlosen Albtraumwesen wollten sie davon abhalten, etwas für Karens Rettung zu tun!
Nicht Karen. NICHT KAREN …!
Ein seltsam barbarisches Geheule erreichte sein Ohr, als er sich vom staubigen Boden hochstemmte. Und dann stand er wieder, rannte und schoss. Erst als er die Rufe der anderen hörte und alle Berettas außer der in seiner Faust das Feuer einstellten, wurde ihm bewusst, dass er selbst diese schrecklichen Laute ausstieß.
John stürmte vorwärts, brüllend, während er wieder und wieder auf die Kreaturen schoss, die sie aufhalten, töten, die Karen zu einer der ihren machen wollten.
Seine Gedanken formulierten keine Worte mehr, waren nur noch eine endlose, formlose Negation – etwas, das die Existenz dieser Monster und dessen, was sie erschaffen hatte, verneinte.
Er rannte. Merkte nicht, dass sie aufgehört hatten zu schießen, dass die Schemen verstummt waren und es nur noch das Donnern seiner Halbautomatik und das Gebrüll aus seiner Kehle gab. Dann stand er über ihnen, und die Beretta hatte aufgehört zu krachen und zu rucken, obwohl er immer noch den
Weitere Kostenlose Bücher