Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
Karen und John umgebracht hatte und jetzt auch noch Steve – und sie wünschte sich nichts mehr, als ihn zu vernichten, ihn verlieren, ihn leiden zu sehen, wünschte, dass er unendliche Qualen erlitt, aber –
– aber wenn wir nichts unternehmen, wird seine Fantasie Wirklichkeit. Wir müssen es verhindern, müssen ihn daran hindern, auf dem Grab der Welt zu tanzen!
Griffith ging zu einer Kontrolltafel neben der Tür und drückte, immer noch lächelnd, Knöpfe. Ein Schaben erklang vom Gitterboden her und Wasser wurde gurgelnd eingesogen aus den eisigen, schwarzen Wassern der Bucht, die gegen die Außenluke drückten.
Die Luftschleuse war gerade groß genug für sie und David, um nicht auf Karens blutige, verkrümmte Leiche treten zu müssen, und schon färbte sich das Wasser rot, schäumte hoch aus einem unsichtbaren Ventil und leckte um ihre Füße, bedeckte Karens bleiche Finger.
Eine Minute, vielleicht weniger …
Im Labor lehnte sich Griffith gegen einen Schreibtisch. Die Arme selbstgefällig verschränkt, beobachtete er sie von dort aus. Hinter ihm eine Kulisse des Todes – Kinneson, John und die glänzenden Stahlzylinder, die mit Griffith’ bösartiger Brillanz gefüllt waren.
Wir müssen etwas tun!
Verzweifelt wandte sich Rebecca an David, betend, dass er einen rettenden Plan haben würde – doch sie fand nur Resignation und Besorgnis in seinen Augen, während er mit hängenden Schultern dastand und auf Karens Leichnam hinabstarrte.
„David …“
Er schaute zu ihr auf, hoffnungslos. „Es tut mir leid“, flüsterte er düster. „Alles meine Schuld …“
Karens Hände trieben schon im Wasser, kurze blonde Haarsträhnen umrahmten ihr erbarmungswürdiges Gesicht. Rebecca fasste nach dem Türriegel, doch er ließ sich um keinen Millimeter bewegen. Das Schott war elektronisch versiegelt. Kaltes Wasser drang durch das Segeltuch ihrer Schuhe, schwappte über ihre Knöchel. Der aufsteigende Geruch von Salz, Dunkelheit und Blut ängstigte sie so sehr wie Davids geflüsterte Litanei.
„Wäre ich nicht so egoistisch gewesen … Rebecca, es tut mir so leid, du musst mir glauben, ich wollte nie –“
Am Rande zur Hysterie, packte sie ihn grob bei den Schultern und schrie: „Okay, schön, du bist ein Arschloch, aber wenn Griffith dieses Virus freisetzt, werden Millionen von Menschen sterben!“
Eine Sekunde lang hatte sie den Eindruck, dass er sie gar nicht gehört hatte. Sie spürte, wie ihr das Wasser die Unterschenkel hochstieg, ihr Herz pochte wie verrückt – und dann schärfte sich Davids trüber Blick, verlor den glasigen Schimmer. Rasch schaute er sich in dem engen Raum um, und sie konnte sehen, wie sein Verstand arbeitete, wie sein wieder wacher Blick jedes Detail aufnahm: Stahl – wasserdichte Luken – ein Gitter über der Außentür, wie ein Haifischkäfig und zwei Fuß tief – kaltes Wasser, das jetzt schon um ihre Knie sprudelte – Karens Arme und Kopf, die angehoben wurden und im Wasser trieben …
„Die Türen sind aus Stahl, das Fenster aus fünf Zentimeter starkem Plexiglas. Wenn die Außenluke aufgeht, dann ist da draußen der Käfig –“
David sah Rebecca in die Augen. Sein Blick war voller frustrierter Wut. Gleichzeitig war er geschockt, heischte um Verzeihung – und schüttelte den Kopf.
Sie ließ die Hände sinken, begann im kalten Wasser zu zittern. David watete näher und legte seine Arme um sie.
„Hat dir kein Glück gebracht, mich kennenzulernen“, sagte er leise und rieb ihre Oberarme, weil ihre Zähne zu klappern anfingen, während das Wasser um ihre Hüften strömte und Karens leblose Hand über ihr Bein strich.
Glück … Karen …
Rebeccas Herz schien mitten im Schlag auszusetzen.
David hielt sie fest, wünschte sich eine Million Dinge und wusste doch, dass es zu spät für sie beide war. Er blickte ins Labor und sah, dass Griffith sie immer noch beobachtete, unverändert lächelnd. Erfüllt von trostlosem, sinnlosem Hass sah David weg, während das eisige Wasser gegen seine Hüften schwappte.
Gottverfluchter, mörderischer Bastard!
Plötzlich spannte sich Rebecca in seinem Griff. Sie drückte sich von ihm weg und fasste nach Karens Leichnam. Mit fliegenden Fingern durchsuchte sie die Weste der Toten. Sie lachte – ein heller, hysterischer Laut der Freude …
Sie ist übergeschnappt.
… und dann zerrte sie einen dunklen, ovalen Gegenstand aus einer von Karens Taschen. David erkannte, was es war, und staunte Bauklötze.
„Das war ihr
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