Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
Glücksbringer“, stieß Rebecca hastig hervor. „Das Ding ist scharf.“
David nahm die Granate und hielt sie hinter seinen Rücken. Seine Gedanken rasten von neuem, er überlegte fieberhaft. Das Wasser reichte ihm bis zum Bauch, bei Rebecca stand es bereits bis zur Brust.
Wenn die Außentür aufgeht, den Stift abziehen und raus in den Käfig – die Luke zuhalten …
Wahrscheinlich würden sie trotzdem sterben. Aber wenn das Ganze so klappte, wie er es sich vorstellte, würden sie zumindest nicht allein abtreten.
Griffith sah geistesabwesend zu, wie das Wasser stieg und sich ein stereotypes Melodram entwickelte – seine Gedanken hatten sich bereits der nahenden Dämmerung zugewendet und dem Problem, die schweren Kanister nach oben zu schaffen. Er nahm an, dass es ihm wohl recht geschah, sich darüber den Kopf zerbrechen zu müssen, nachdem er derart die Beherrschung verloren hatte …
Das Pärchen bot eine ansehnliche Show. Die junge Frau war wütend wegen der Apathie des Engländers. Ihr fiebriger Blick suchte verzweifelt nach einem Ausweg aus dem Dilemma. Eine letzte Umarmung, dann nahm die Panik überhand – das Mädchen packte die T-Virus-Drohne, der Engländer redete auf sie ein, runzelte die Stirn, sorgte sich um ihre geistige Gesundheit, selbst jetzt noch, da das Wasser über ihren straffen Busen stieg …
Wie traurig, wie traurig. Sie hätten nie kommen sollen, nie versuchen dürfen, mich – mich aufzuhalten!
Jetzt hob der Mann das Mädchen hoch – ein lächerlicher Versuch, das Unvermeidliche hinauszuzögern, während das Wasser über das Fensterglas schwappte. Sobald sie tot waren, würde er den Käfig öffnen und den Meerungeheuern ein Häppchen zur Belohnung zukommen lassen, ehe er sie wieder freiließ, hinaus ins fortan menschenlose Wasser, wo sie ihr Dasein in Frieden fristen würden.
Meer und Land werden eins, wisperte sein Geist verträumt. Spiegel der Simplizität, der Instinkte …
Der Drohnenkörper trieb träge an der Sichtluke vorbei, und Griffith sah, dass sich die beiden Eindringlinge zwischen die Luken stemmten, bemüht, das letzte bisschen Luft zu nutzen. Ein entschlossenes Paar, geradezu starrköpfig. Plötzlich dämmerte ihm, dass er sich nie die Mühe gemacht hatte, herauszufinden, wer sie geschickt hatte.
Und jetzt ist es egal, oder nicht?
Die Schleuse war gefüllt. Das Licht auf der Kontrolltafel zeigte an, dass sich das äußere Schott geöffnet hatte. Es war vorbei …
… obwohl – sie strampelten, um hinauszukommen, sie schwammen, drängten sich in den Käfig! Und hinter dem Fenster fiel irgendetwas Kleines, während sie die Luke hinter sich zudrückten …
Griffith runzelte die Stirn.
WUMM!
Er hatte gerade noch genug Zeit, um zu beschließen, dass er nicht glauben wollte, was geschah. Dann schlug die Luke auch schon gegen seinen Körper, und die brüllende Flut aus flüssigem Eis nahm ihm den Atem.
ACHTZEHN
Die Granate explodierte, und dann ging alles zu schnell, als dass Rebecca darüber hätte nachdenken können. Es gab nur noch Wahrnehmungen und, über allem, Entsetzen.
Grelles Licht und Explosionsdruck, als das Schott nach außen gerammt wurde. Etwas Hartes traf ihren Rücken, der augenblicklich nachgab – brüllende Lungen, eine Milliarde wirbelnder Luftblasen, und ein unvorstellbarer, schier unmöglicher Druck, der kein Ende zu nehmen schien.
Alles ringsum bestand aus Schattierungen von Schwarz und Kälte und irrsinnig rasender Bewegung – Bewegung und gedämpfte, seltsame Geräusche.
Dunkle Schemen glitten durch Rebeccas Blickfeld, verwandelten alles in wachsende Schatten, geboren aus einem nie gekannten Schwindelgefühl. Ihre Brust implodierte, ihre Lungen verschlangen sich selbst. Sie trat und trat und trat um sich, und als ihre Beine schwächer wurden, wähnte sie sich von den dunklen Schatten verschluckt, bis –
– bis ihr Luft ins fast taube Gesicht schlug, köstliche, wunderbare Luft. Krampfhaft sog Rebecca sie ein, schnappte begierig danach, noch immer nicht im Stande zu denken. Stattdessen dachte ihr Körper, er verschlang das Gefühl von Leben, salziger Gischt, schaukelnden Wellen jetzt wärmeren Wassers. Dann ein hohes, quäkendes Summen und –
PATSCH!
Eine gewaltige Druckwelle peitschte Rebecca vorwärts, jagte ihr das Wasser, das sich plötzlich wie aus Eimern über sie ergoss, in die Nase.
Rebecca schnappte nach Luft, drehte sich. Ihr Geist war wieder mit ihrem Körper verbunden.
David! Was ist –?
„Rebecca!“ Ein
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