Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
geworden. Das Monster, das durch das Zugdach herabfiel, war insektenartig und ungefähr drei Meter lang. Um sein flaches Gesicht schnappte ein Paar riesenhafter, gepanzerter Zangen, und über seinen Rücken bog sich ein langer, dicker Schwanz, der in einem gewundenen Stachel endete, der größer als Billys Kopf war. Es hatte mehrere Beine, aber Billy hatte keine Lust zum Zählen – nicht jetzt, da sich das Ding auf ihn zu bewegte, ein Geräusch wie eine überhitzte Maschine erzeugend, während seine gewaltigen, vielgliedrigen Beine über den Boden hämmerten. Durch das Loch im Dach flutete Regen herein und machte den Anblick nur noch höllischer, als die Kreatur wie die Ausgeburt eines schlimmen Traumes aus dem feuchten Dunst erschien.
Keine Zeit zum Nachdenken. Billy legte das Jagdgewehr an, spannte den Hahn und zielte auf den tief liegenden, flachen Schädel des Geschöpfes. Wegen der Bewegung des Zuges und dem hüpfenden Krabbeln der Monstrosität dauerte es ein paar Sekunden, ehe er glaubte, einen sicheren Schuss anbringen zu können – ein paar Sekunden, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen.
Die Kreatur krabbelte näher, ihre mit steifen Borsten besetzten Füße wirbelten mit jedem rumpelnden Schritt Fetzen des teuren Teppichs auf.
Billy drückte ab. Bumm! Die Schrotflinte schlug so hart gegen seine Schulter, dass ein blauer Fleck zurückbleiben würde. Treffer. Das Ding kreischte, ein Schwall milchiger Flüssigkeit platzte aus dem gepanzerten Schädel hervor. Billy hielt nicht inne, um eine Bestandsaufnahme der erzielten Verheerung zu machen, nahm seinen Gegner nur von neuem ins Visier und schoss abermals. Bumm!
Das Ding kreischte noch lauter, kam aber immer noch näher. Billy klappte die Flinte auf, stieß die leeren Patronen aus und langte in seine Hosentasche, um neue herauszufischen. Er wühlte darin herum. Patronen fielen zu Boden, und das kreischende Monster verringerte die Distanz schnell – zu schnell.
Eine Patrone befand sich noch in seiner Tasche. Er holte sie heraus, steckte sie in den Lauf und hob die Flinte an die Hüfte. Das ist deine letzte Chance …
Der Schuss traf das Ungeheuer mitten ins dunkle, hässliche Gesicht, nur ein paar Meter von Billy entfernt, so nahe, dass er spürte, wie die Hitze des Schießpulverrückstands seine Haut traf und sich hineinfraß.
Das Kreischen des Dings erstarb, als ein großes, gezacktes Stück seines Exoskeletts hinten aus seinem Schädel geblasen und der krampfhaft zuckende Schwanz mit Blut und Gehirnmasse bespritzt wurde. Das Ding bebte am ganzen Leib, seine riesigen Zangen fuhren durch die Luft, öffneten und schlossen sich, sein Stachel stach ins Leere. Mit einem letzten gurgelnden Schrei sank es zu Boden, und als seine schweren Klauen und sein Körper zur Ruhe kamen, sah es aus, als ließe man die Luft aus ihm heraus.
Der Gestank des Dings, eine Mischung wie aus Dreck und heißem, säuerlichem Fett, war kaum zu ertragen. Aber Billy rührte sich eine ganze Minute lang nicht, weil er sicher sein wollte, dass es tot war. Er konnte sehen, wo seine ersten beiden Schüsse getroffen hatten. Der letzte Schuss war dann ein Volltreffer gewesen, hatte die dicke Panzerung zersplittert, die die schwarzen Knopfaugen des Ungeheuers beschirmte.
Was ist das für ein Ding? Er starrte auf das entsetzliche Wesen hinab und wusste nicht recht, ob er es überhaupt wissen wollte. Es musste mit den Hunden und den wandelnden Toten – mit dem T-Virus! – in Zusammenhang stehen. In dem Tagebuch, das er gefunden hatte, stand etwas darüber. Demnach verursachten selbst kleine Dosen Veränderungen hinsichtlich Größe und Aggressivität …
Was bedeutet, dass dieses Viech ein paar Liter abgekriegt haben muss, mindestens. Versehentlich? Bestimmt nicht!
In dem Tagebuch hatte außerdem etwas von einem Labor gestanden. Und Schilderungen über die Kontrollierung der Virus-Auswirkungen, darüber, dass die Firma „mit Feuer spielte“, bis sie diese Kontrolle schließlich erlangte.
Die Implikationen lagen auf der Hand. Vielleicht war das T-Virus versehentlich freigesetzt worden, aber diese Firma, was sie auch sein mochte, hatte offensichtlich schon vorher gewusst, was es anrichten konnte. Hatte damit experimentiert.
Im Augenblick jedoch zählte nur, dass es tot war – und er hatte die Nase voll davon, nach einer Schlüsselkarte zu suchen. Dieses verdammte Alleinherumspazieren. Wenn der Skorpionkönig noch Brüder oder Schwestern hatte, die hier ihr Unwesen trieben, wollte
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