Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
nickte in Richtung der Frau. „Äh, darf ich vorstellen? Jill Valentine, das ist Sergeant Nicholai Ginovaef, U. B. C. S.“
„Nicholai, bitte“, offerierte er, und sie betrachtete ihn mit undeutbarer Miene. Es hatte den Anschein, als sei Miss Valentine nicht darauf aus, neue Freundschaften zu knüpfen. Das gefiel ihm, auch wenn er nicht wusste, warum. Sie hatte einen Revolver bei sich, einen.357er, und im Bund ihres sündhaft engen Rocks steckte etwas, das wie eine Neunmillimeter aussah.
„Wir sind Ihnen zu Dank verpflichtet, dass Sie Carlos von der Straßenbahn erzählt haben. Sie sind Polizistin?“, fragte Nicholai.
Ihr Blick hielt seinem stand, und der provozierende Ton in ihrer Antwort war unüberhörbar. „Alle Polizisten sind tot. Ich gehöre zu den S. T. A. R. S. – zur Special Tactics and Rescue Squad.“
Welche Ironie. Ich frage mich, ob sie schon Umbrellas kleiner Überraschung begegnet ist … Falls ja, hätte sie jetzt wahrscheinlich nicht vor ihm gestanden – es sei denn, die Kreatur funktionierte nicht, wie es ihre Bestimmung war. Ein gewöhnlicher Tyrant konnte einen ausgewachsenen Menschen in der Mitte auseinanderreißen, ohne dafür auch nur ein Viertel seiner Kraft aufzuwenden. Und jemand wie Jill Valentine hätte nicht die geringste Chance gegen ein Wesen gehabt, das noch höher entwickelt war – Umbrellas neuestes Spielzeug zum Beispiel, das laut Plan bald aufkreuzen sollte.
Nicholai freute sich über den seltsamen Zufall, einen S. T. A. R. S.-Agenten zu treffen. Es gab ihm das Gefühl, dass alles in Ordnung sei, und dass seine Vorstellungen von seiner Umwelt eins zu eins umgesetzt wurden, als besäße er Schöpferkräfte …
„Wie geht es Mikhail?“
Nicholai löste sich von Jills festem Blick, zum einen, um Carlos zu antworten, aber auch weil er nicht streitlustig erscheinen wollte. „Nicht sehr gut, fürchte ich. Wir sollten so bald wie möglich aufbrechen. Hast du irgendwas Nützliches gefunden? Mikhail sagte, du wolltest Reparaturmaterial besorgen.“
„Alles futsch, verbrannt“, erwiderte Carlos. „Ich schätze, wir müssen … “
„Haben Sie Ihren Sprengstoff beschafft?“, unterbrach Jill, die ihn immer noch sorgfältig musterte. „Wo war das Zeug?“
Sie begegnete ihm nicht offen feindselig, aber es war nahe daran. In Anbetracht der Umstände erschien ihm dies jedoch nicht sonderlich überraschend. Die Insider-Information über die S. T. A. R. S.-Gruppe, der sie offenbar angehörte, besagte, dass sie Informationen über Umbrellas geheime Forschungen in der Spencer-Villa aufgedeckt hatte. Später hatte man sie natürlich in Misskredit gebracht, und Umbrella versuchte seither, sie loszuwerden.
Wenn sie alle so argwöhnisch sind wie die Kleine hier, dann ist es kein Wunder, dass die Firma noch keinen Erfolg hatte.
„Es gab keinen Sprengstoff“, sagte er langsam und beschloss plötzlich, sie ein wenig zu bedrängen, um zu sehen, wie geradeheraus sie wirklich war. „Alles, was ich fand, waren leere Kisten. Miss Valentine, stört Sie etwas? Sie wirken etwas … angespannt.“
Er warf Carlos bewusst auffällig einen scharfen Blick zu, als sei er verärgert darüber, dass dieser ein misstrauisches Frauenzimmer mitgebracht hatte. Carlos wirkte verlegen und versuchte, das Gespräch wieder auf ein anderes Thema zu lenken.
„Ich denke, wir stehen alle unter Druck, aber im Moment ist Mikhail am wichtigsten. Wir müssen ihn hier rausschaffen.“
Nicholai hielt Jills Blick noch einen Herzschlag lang fest, dann nickte er und wandte sich Carlos zu. „Dem stimme ich zu. Wenn du ein Kabel besorgst, sehe ich zu, was ich hinsichtlich der Sicherung ausrichten kann – nicht weit von hier gibt es ein Elektrizitätswerk, dort sehe ich nach. Und ich bin sicher, dass ich in dem Parkhaus, wo wir Mikhail fanden, Batteriekabel gesehen habe. Du solltest es dort versuchen. Unabhängig von unserem Erfolg treffen wir uns hier in einer halben Stunde wieder.“
Carlos nickte. Nicholai ignorierte Jills Reaktion unverhohlen, indem er sich direkt an Carlos wandte. „Gut. Ich sehe nach Mikhail, bevor ich gehe. Dann mal los.“
Er drehte sich wieder zu der Straßenbahn um, als sei alles entschieden, und beglückwünschte sich, als er in den Wagen stieg. Sie würden das Kabel für ihn holen, während er nur ein paar Dutzend Schritte in die Straßenbahnstation zu gehen und in eine Schachtel zu fassen brauchte.
Und das heißt, dass ich viel Zeit übrig habe. Ich frage mich, worüber sie
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