Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
Echo hallte im Treppenhaus wider und ließ ihn schaudern. Das Geräusch, das folgte – der wüste, grunzende Kampfschrei einer zweifellos mutierten Kreatur – setzte ihn wieder in Bewegung. Seine Füße berührten die Stufen kaum, aber er war immer noch nicht schnell genug – gerade als er die letzten Stufen hinunterraste, sprang eine monströse Gestalt vor den Ausgang zum Erdgeschoss.
Sie war riesig, humanoid, groß und breit und troff vor Schleim. Ihr Körper, von dunklem Blaugrün, wirkte in dem schwach roten Licht beinahe schwarz. Mit seinen übergroßen Schwimmflossenhänden und -füßen und seinem riesigen runden Schädel und Maul glich das Wesen noch am ehesten einem gigantischen, auf entsetzliche Weise zerquetschten Frosch.
Der kräftige Unterkiefer klappte nach unten, und ein weiteres durchdringendes, quietschendes Kreischen hallte durch das Treppenhaus. Carlos hörte, wie mindestens drei weitere dieser Kreaturen der ersten antworteten, ein wütender, unheimlicher Chor, der von irgendwo unter ihm herauftönte.
Carlos eröffnete das Feuer. Die erste Kugel traf die Metalltür und erzeugte einen ohrenbetäubenden Geräuschtornado. Bevor er den Abzug erneut drücken konnte, sprang die amphibienartige Kreatur und landete quietschend vor Carlos, die muskulösen Arme weit ausgestreckt.
Reflexartig ließ Carlos sich fallen und schoss, während er mehrere Stufen hinunterrutschte. Dann rollte er sich auf seine unverletzte Seite, sodass er der Bewegung der Kreatur mit der Waffe folgen konnte. Drei, vier Kugeln klatschten in den schleimigen Leib des Froschwesens, als es über ihn hinwegsegelte.
Es war tot, bevor es aufkam. Dunkle, wässrige, brackige Flüssigkeit schäumte aus dem zuckenden Körper.
Carlos kam auf die Beine, rannte los und war halb durch die Tür, als die Artgenossen der Kreatur ihr wildes, trommelfellzerreißendes Lamento anstimmten. Sie waren vielleicht nicht allzu schwer zu töten, aber er wollte gar nicht wissen, wie seine Chancen standen, wenn drei oder mehr von ihnen gleichzeitig auf ihn zusprangen.
Er stürmte in die Eingangshalle und rammte die Tür hinter sich zu. Erst dann merkte er, dass es eines Schlüssels bedurfte, um sie abzuschließen. Er drehte sich und suchte nach etwas, das er benutzen konnte, um die Tür zu blockieren.
Doch stattdessen sah er auf der anderen Seite des Raumes ein kleines weißes Blinklicht, das seinen Blick aus einem schattigen roten Ozean aus zertrümmerten Möbeln und Leichen heraus auf sich zog.
Ein weißes Blinklicht an einem kleinen Kasten, der an einer Säule befestigt war. Das Display eines ablaufenden Zeitzünders.
Carlos versuchte in Gedanken etwas zu finden, das es sonst noch hätte sein können, aber es ihm fiel nichts ein. Er wusste nur, dass es nicht dort gewesen war, als er hier angekommen war. Es war eine Bombe, Nicholai hatte sie dort angebracht, und plötzlich waren die Froschmonster das weitaus kleinere Übel.
Sein Kopf war merkwürdig leer, als er durch die Lobby stampfte, eine gedankenlose, wortlose Panik überkam ihn, drängte ihn, schnell und weit fort zu rennen, keine Zeit mit Nachdenken zu verschwenden. Er stolperte über eine zerstörte Couch und wusste nicht, ob er fiel oder Schmerzen verspürte, er bewegte sich zu schnell. Die Glastüren an der Vorderseite des Gebäudes waren alles, was er sah. Dann war er durch.
Bamm!
Seine Füße platschten über glänzend schwarzen Asphalt. Regen peitschte ihm ins verschwitzte Gesicht. Reihen zertrümmerter und verlassener Autos, im Licht einer Straßenlaterne leuchtend wie nasse Juwelen. Der Trommelschlag seines bebenden Herzens …
… und eine Explosion, so gewaltig, dass sein Gehör sie nicht zur Gänze erfassen konnte, eine Art KA - WHAMM ! , das ebenso sehr Bewegung wie Geräusch war. Sein Körper wurde davongeschleudert, ein welkes Blatt in einem heißen, brutalen Hurrikan. Himmel und Erde verbanden sich zu etwas Untrennbarem.
Carlos schlitterte über nasses Pflaster, wurde unsanft von einem Feuerhydranten gestoppt, spürte den enormen Schmerz in seiner Seite und schmeckte das Blut, das ihm aus der Nase lief.
Kaum einen Block entfernt war das Krankenhaus zu einer rauchenden Ruine reduziert worden, und noch immer regneten kleine Trümmer herab, wie tödlicher Hagel. Einige Teile standen in Flammen, aber das Gros des Gebäudes hatte sich einfach aufgelöst. Materie war zu Staub geworden, und dieser Staub senkte sich herab und wurde zu Schlamm, während der Himmel noch immer Wasser
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