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Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Titel: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Berndt
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Klaus-Peter Lesch. Er geht davon aus, dass nach und nach Hunderte von Erbanlagen bekannt werden, die sich auf die psychische Stabilität eines Menschen auswirken. Dem schließt sich auch der Neurobiologe Rainer Landgraf an: »Eine einfache Resilienz-Pille wird es nicht geben«, sagte der Experte für Hormonwirkung im Gehirn einmal, »aber vielleicht eines Tages einen Cocktail.«

Wie Eltern ihre eigenen Erlebnisse ungewollt weitervererben (Epigenetik)
    Lange galt die DNA als stoffliches Alter Ego jedes Menschen. Was und wie wir sind, schien in ihrem Code festgeschrieben zu sein. Doch seit einigen Jahren lässt sich nicht mehr leugnen: Nicht die Gene sind die höhere Gewalt über das Leben. Vielmehr hat das Leben eine höhere Gewalt über die Gene.
    Die DNA ist nämlich kein statisches Molekül. Schon deshalb kann sie den Menschen in seiner Gestalt und seinem Handeln nicht für immer festlegen. Vielmehr verändert sich das Erbgut im Laufe des Lebens. Der Mensch hat sogar direkten Einfluss darauf: Was er tut, isst, erlebt, schlägt sich auch auf seine DNA nieder. »Die Gene reagieren lebenslang höchst empfindlich auf alle möglichen äußeren Einflüsse«, sagt der Biologe Gene Robinson. Die Umwelt kann die Gene also nachhaltig beeinflussen.
    Dass das so sein muss, hätten sich Genetiker eigentlich schon denken können, als ihre Zunft in den 1950er-Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewann. Schließlich besitzt der Mensch in jeder seiner Körperzellen die gleiche Erbinformationaus rund drei Milliarden DNA-Bausteinen und knapp 25 000 Genen. Und doch entwickeln sich die Körperzellen, für jeden leicht erkennbar, auf höchst unterschiedliche Weise: Die einen werden zu Zellen des Gehirns, die anderen formen die Fußnägel, wieder andere bilden den Augapfel und so fort. Dass Zellen in der Netzhaut und in der Innenwand des Dickdarms so unterschiedlich aussehen und so verschiedene Aufgaben übernehmen, kann nur funktionieren, wenn in ihnen auch unterschiedliche Gene aktiv sind. Schon zu Beginn des Lebens sind Prozesse, die manche Gene zum Schweigen bringen und anderen umso stärkere Stimmen verleihen, also grundlegend für das Funktionieren des Körpers.
    Somit lag immer auf der Hand: Es musste ein höheres Programm geben, das den Zellen irgendwann in ihrer Entwicklung sagt, welche ihrer vielen Erbanlagen sie verstärkt nutzen und welche sie stilllegen sollen, um ihre Aufgaben im Sinne des großen Ganzen, des funktionierenden Organismus erfüllen zu können. Das wurde Genetikern früh klar – nur haben sie diese unterschiedliche Ausprägung der Genaktivität in den verschiedenen Zellen lange Zeit für unabänderlich gehalten. Sie dachten, Gene würden, wenn sie einmal stillgelegt sind, auch für immer stillgelegt bleiben.
Die Chemie der schweigenden Gene
    Doch weit gefehlt. Nach und nach haben Wissenschaftler das höhere Programm entziffert, das den Genen sagt, welches von ihnen gefälligst zu schweigen hat. Es sind recht simple chemische Prozesse, die die wichtige Aufgabe des An- und Abschaltens der Erbanlagen übernehmen. Einer der am häufigsten stattfindenden Mechanismen nennt sich Methylierung. Dabei werden an das lange Erbgutmolekül DNA kleine chemische Anhängsel, sogenannte Methylgruppen, angeheftet. Die chemischen Markierungen bestimmen darüber, wie genetische Information vom Körper ausgewertet wird. Denn Methylgruppen verändern die räumliche Struktur des Erbguts. Und diese ist entscheidend dafür, welche Erbgut-Abschnitte durch den komplexen DNA-Ableseapparat überhaupt erfasstwerden können und so vom Organismus als Handlungsanweisung verstanden werden. Die Methylgruppen finden sich vermehrt an jenen Genen, deren Information wenig genutzt wird; sie scheinen diese Gene quasi stillzulegen. Umgekehrt sind besonders aktiv genutzte Gene eher wenig methyliert. So entsteht ein charakteristisches Methylierungsmuster, das sich immer wieder verändern kann. Die Reihenfolge der DNA-Bausteine und auch die Gene selbst werden dabei nicht verändert.
    Da diese Prozesse, die mit darüber entscheiden, welche Gene einer Zelle aktiv sind, der Macht des Erbguts eine zweite Instanz hinzufügen, spricht man auch von »Epigenetik« (»epi« bedeutet auf Griechisch »über«). Seit Beginn des Jahrtausends boomt dieses neue Spezialgebiet der Biologie.
    Als das wohl drastischste Beispiel für die Kraft epigenetischer Prozesse beschreibt der Journalist Peter Spork in seinem Buch ›Der zweite Code: Epigenetik‹ die Metamorphose einer

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