Resteklicken
wiederzugeben, leider aber nicht, um mit seiner direkten Außenwelt zu kommunizieren.
»Acht … is … acht.«
Und life is life .
»Dann morgen um acht im ›Tropico‹. Bis denn. … Ich freu mich.«
Als sie schon lange aufgelegt hat, halte ich das iPhone immer noch an mein Ohr und starre auf das unter uns liegende Berlin.
Ich habe nie eine schönere Stadt gesehen. Und nie ein schöneres Rosa.
Das war also Steffi. Die Frau, die mir noch vor ein paar Tagen mit dem Anwalt gedroht hat. Ich wäre nicht überraschter gewesen, wenn meine tote Uroma angerufen hätte.
Und sie möchte mich … SEHEN ! Und sie … FREUT sich?!
Ob sie wirklich weiß, dass sie gerade mit MIR gesprochen hat … und nicht mit George Clooney? Doch, sie weiß es. Sie hat ja meinen Namen gesagt. Moritz. Und einen Moritz Clooney gibt es, glaube ich, nicht.
»Wieso will sie sich denn mit mir treffen?«, frage ich, als ich langsam meine Sprache wiederfinde.
»Keine Ahnung«, sagt Max, und die beiden anderen sagen nichts. »Aber spielt das überhaupt eine Rolle?«
Max hat recht. Es spielt keine. Die Hauptsache ist, dass sie sich mit mir treffen will. Morgen Abend.
Fuck!
Bis dahin sind es ja nur etwas mehr als vierundzwanzig Stunden! Wie bitte schön soll ich mich in dieser kurzen Zeitspanne von Frankenstein zurück in einen halbwegs ansehnlichen und coolen Menschen verwandeln? Ich muss zum Friseur, zur Kosmetik und zum Tätowierer! Ich muss meine Zehennägel schneiden, mich rasieren und bis morgen eine sechswöchige Alkohol-Entziehungskur absolvieren! Und ich muss mit einer Planierraupe durch meine Wohnung fahren. Das »Tropico« ist nämlich bei mir um die Ecke. Wer weiß, ob sie danach nicht noch zu mir will.
Das »Tropico« war immer unsere Lieblings-Cocktail-Bar. Mit fast schon unverschämt günstigen Studententarif-Preisen und Happy Hour von siebzehn bis einundzwanzig Uhr. Ich liebe Etablissements, die den Begriff »Happy Hour« nicht allzu wörtlich nehmen. Mann, haben wir da oft gesessen, was getrunken, uns unterhalten und uns natürlich auch umarmt und geküsst. Vielleicht ist das ja morgen Abend auch so! Oder vielleicht taucht sie da mit einem Anwalt auf, der sich auf SMS - und Facebook-Stalker spezialisiert hat. Nein, unwahrscheinlich. Sie hat gesagt, dass sie sich freut.
Aber was ist mit Silvio? Weiß der von unserem Date? Hat sie ihn überhaupt gefragt? Oder ihn womöglich schon wieder abserviert, weil er so gemein zu mir gewesen ist?
Fragen über Fragen.
»Gehst du da wirklich hin?«
»Weiß nicht genau«, sage ich und nehme einen großen Schluck Bier.
Die Wahrheit ist, dass nicht mal ein Medizinball in die Fresse mich davon abhalten könnte.
Nur ein paar Stunden später sitze ich auf einer Polizeiwache und buchstabiere meinen Nachnamen. Nicht wirklich besser als einen Medizinball in die Fresse zu bekommen.
Warum ich hier bin, ist leicht zu erklären. Ich bin mit dem Motorrad eines Bekannten ins Schaufenster des KaDeWe gerast. Im Hasenkostüm.
Das Leben ist nicht seltsam, es ist ein großer beschissener Dieter-Hallervorden-Sketch!
»Also, noch mal den Nachnamen.«
»Meschner.«
»Mit ›ä‹?«
»›E‹! Meeeschner! ›E‹ wie ›Esel‹!«
»Hört sich aber an wie mit ›ä‹.«
»Schreiben Sie’s, wie Sie wollen.«
»Also ›ä‹. … Und hinten auch ein ›ä‹?«
»Machen Sie zwei draus.«
Ich kenne solche Polizeiwachen eigentlich nur aus den Nachmittagsserien im Fernsehen. Da gibt es immer so eine riesige Scheibe, die von der einen Seite verspiegelt ist, und auf der anderen Seite stehen die Theater- AG -Kommissare und warten darauf, dass der Verdächtige im Verhörzimmer sich verplappert und anfängt zu heulen, und dann nehmen sie ihn fest, und am Ende stellt sich heraus, dass er es gar nicht war, sondern der Onkel des Liebhabers der Nutte, mit dem das Opfer eine inzestuöse Beziehung hatte.
Auf meiner Wache gibt es keine verspiegelte Scheibe. Nur zwei Trottel, die sich an einem sehr alten Schreibtisch gegenübersitzen. Einer im Hasen- und einer im Polizistenkostüm.
»Zweimal ›ä‹? Das kann doch gar nicht sein! Also, noch mal. WIE schreibt sich Ihr Nachname?«
Der Kommissar, oder was immer er ist, hat nicht ein einziges Mal gelacht, und das, obwohl ich in meiner Verkleidung vor ihm sitze und vor Scham Hasenköttel scheißen könnte. Er habe schon eine Menge »verrückter Typen« gehabt, was hier allein »an Fasching« so los wäre, und auch Studenten in seltsamen Kostümen hätte er
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