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Resteklicken

Resteklicken

Titel: Resteklicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meschner Moritz
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Jedenfalls bin ich nach den nächsten Bierchen auf die vollkommen absurde Idee gekommen, dass ich doch mal ein paar Meter auf Eriks Motorrad fahren könnte.«
    »Das Motorrad hatte Erik bei sich?«
    »Stand direkt neben uns auf dem Wittenbergplatz.«
    »Und er hat es Ihnen einfach so erlaubt?«
    »Nicht wirklich«, sage ich. »Es hat mich schon eine Menge Überredungskunst gekostet. Ich dachte, dass Steffi mich vielleicht ein bisschen cooler finden würde, wenn ich einen Motorradführerschein hätte und … na ja …«
    Ich senke meinen Kopf.
    »Ich weiß auch nicht so genau, was ich mir dabei gedacht habe.«
    Erik wollte mich auf keinen Fall fahren lassen. Ich muss ihm wohl so auf die Eier gegangen sein, und/oder ich habe ihm so leidgetan, dass er mich schließlich »mal kurz« auf sein Motorrad steigen ließ und mir nervös ein paar kurze Instruktionen zuraunte, die ich nach drei Sekunden schon wieder vergessen hatte. Irgendwas mit Kupplung ziehen, Schalten, Kommen lassen, dabei ein bisschen Gas geben, und dass alles ähnlich wie beim Auto sei. Und dann noch irgendwas mit Bremse.
    Es kam dann letztlich, wie es kommen musste. Ich habe das Motorrad irgendwie in Gang bekommen und bin sofort los in Richtung Schaufenster. Die Fahrt dauerte nur ein paar Sekunden, aber in dieser kurzen Zeit passierten mehrere Dinge auf einmal: Die ältere Dame in meinem Weg zog ihren kleinen Dackel so kräftig an der Leine zurück, dass dieser durch die Luft flog. Meine braunen Hasenohren wehten für einen glorreichen Augenblick der Freiheit im Wind. Und Erik rief mir etwas hinterher, das wie » REMSEN !« klang.
    »Und dann lag ich beim KaDeWe im Fenster. Wie gesagt: Motorrad … Scheibe … Klirr! Komme ich jetzt ins Gefängnis?«
    »Ich glaube nicht«, entgegnet Kommissar Planlos. »Solange Sie keine Vorstrafen haben, wird das wahrscheinlich ein Bußgeld nach sich ziehen. Das entscheide aber nicht ich. Und den entstandenen Schaden müssen Sie natürlich auch bezahlen.«
    »Aber ich komme NICHT ins Gefängnis?«
    »An Ihrer Stelle würde ich mir mehr Sorgen darüber machen, dass Sie morgen in allen Zeitungen sind. Soweit ich weiß, haben ein paar Reporter vorhin Fotos gemacht.«
    Stimmt. Drecksjournalistenpack! Ich erinnere mich noch, wie irgendjemand in die Bullen-Wanne knipste, als ich da bei meiner ersten Vor-Ort-Befragung drin saß.
    »Beten Sie am besten für einen Terroranschlag! Sonst kommt das sogar auf Seite eins.«
    Keine schlechte Idee! Vielleicht fliegt ja ein Al-Kaida-Typ im Kamelkostüm noch vor Redaktionsschluss in den Berliner Fernsehturm.
    »Und was passiert jetzt?«, frage ich unsicher.
    Eigentlich könne der Polizeicomputer meine Daten überprüfen und somit bestätigen, dass ich auch der Hase bin, für den ich mich ausgebe, aber der Rechner stürze wohl manchmal ab und funktioniere auch ansonsten nicht mehr einwandfrei, und Windows 95 sei ja sowieso ein veraltetes Betriebssystem und einem handfesten Ausweis viel mehr zu trauen, auf jeden Fall verstrickt sich Kommissar Planlos in eine Menge Widersprüche, die ich aber leider nicht gegen ihn verwenden kann, und ich muss dann schließlich doch Max anrufen und habe Glück, dass er nach zwanzigmal Klingeln auch wirklich rangeht.
    Max nimmt sich ein Taxi und bringt meine Jacke nebst Ausweis auf der Polizeiwache vorbei, sinngemäß sagt er noch etwas wie »Meschner, du verpeiltes Idioten-Arschloch«, und dann darf ich gehen, aber ich höre wohl noch von irgendwem. So formulierte es jedenfalls der Kommissar. Wahrscheinlich wird es eine Gerichtsverhandlung geben, und da wird mich Barbara Salesch oder Wer-auch-immer zu einer saftigen Geldstrafe verurteilen, weil meine Versicherung den Schaden bestimmt nicht übernimmt. Leider gibt es keine Besoffene-­Hasen-Klausel.
    Als ich die Wohnungstür endlich hinter mir schließe, ist es schon nach Mitternacht. Mein Geburtstag ist vorbei. Ich öffne eine Flasche ALDI -Weißwein und trinke die Hälfte auf ex. Dann lege ich mich ins Bett. Auf Facebook habe ich keine Lust mehr.
    Obwohl.

Ich bin seit heute wieder mit meiner Wohnung befreundet. Und meine Wohnung ist ein Fan von »Aufgeräumt werden«.
    Moritz’ Wohnung gefällt das.
    In aller Herrgottsfrühe, nämlich um kurz vor elf, klingelte mein Brummschädel mich wach, und ich bekam sofort eine Panikattacke. Nur noch neun Stunden bis Steffi!
    Als Mann schätzt man in der Regel viele Dinge falsch ein. Wie viele Tüten man zum Beispiel braucht, wenn der Einkauf aus hundert verschiedenen

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