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Resteklicken

Resteklicken

Titel: Resteklicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meschner Moritz
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ich jetzt gehen?«
    »Wenn Sie sich über mich lustig machen wollen, dann kann ich Ihnen nur versichern, dass ich dafür die ganze Nacht Zeit habe. Und dann löst mein Kollege mich ab.«
    Ich glaube nicht, dass er mitgekriegt hat, was er da gerade für einen Stuss erzählt. Trotzdem verstehe ich, was er meint. Und diese Möchtegern-Stasi-Scheiße wirkt.
    »Okay«, sagt Herr Messner also schließlich reumütig, atmet einmal tief durch und beginnt zu erzählen:
    »Es war ein Abend wie jeder andere. Nur anders.
    Ich verließ gegen achtzehn Uhr die Wohnung von Max, in der wir uns noch auf ein paar erfrischende Gerstenkaltschalen zusammengefunden hatten, nachdem es auf dem Dach langsam etwas zu kühl geworden war, und ich hinterließ drei mutmaßlich rotzvolle Hasen in eben dieser Wohnung.
    Meine Jacke habe ich in Wahrheit nicht absichtlich dort gelassen, ich habe sie ganz einfach vergessen. Genauso wie ich vorher vergessen hatte, mich meines Hasenkostüms zu entledigen. Dies sollten mir diverse Passanten auf dem Kurfürstendamm, in dessen Nähe Max ja nun mal wohnt, in Form von teils unter der Gür­tel­linie angesiedelten Spottrufen und jeder Menge auf mich gerichteten Fingerzeigen eindrücklich zurück ins Gedächtnis rufen.
    War mir aber scheißegal. Meine Gedanken drehten sich nur um Steffi und unser bevorstehendes Treffen. Und vielleicht noch darum, wie ich es schaffen könnte, mich bis zum morgigen Tag als attraktiver Schmetterling zu entpuppen und mein Zuhause ebenfalls wieder hinzukriegen, in dem selbst die Kellys vor lauter Ekel mal freiwillig feucht durchwischen würden.
    Wie auch immer.
    Theoretisch befand ich mich auf dem Heimweg. Rein praktisch allerdings auf der Suche nach dem nächsten Bier. Ich hatte schließlich Geburtstag, und da mir weder die Wiederherstellung meiner Wohnung noch die meines Körpers an diesem Abend auch nur halbwegs realistisch schien, entschied ich mich spontan dazu, noch ein Pils an einer Currywurstbude am Wittenbergplatz zu ordern. Meine Wohnung könnte ich auch morgen machen und mein Aussehen, ach, das hat Steffi noch nie richtig interessiert, sie hat sich in MICH verliebt, in meine inneren Werte, nicht in unwichtige Äußerlichkeiten, das hat sie mir so oft gesagt, Moritz, sagte sie, du bist der Mann meines Lebens, mein Seelenpartner, und dann haben wir uns geküsst und uns gestreichelt und …«
    »Kurze Frage. Wer ist Steffi? … Und was hat das alles mit dem Tathergang zu tun?«
    Kommissar Planlos guckt mich so gelangweilt an, als sei ich ein Sonett von Shakespeare.
    »Sie sind wohl kein Fan von großen Gefühlen«, sage ich etwas eingeschnappt.
    »Der Speicherplatz auf meinem Rechner ist nur begrenzt, Herr … äh … Mälzer.«
    Der Speicherplatz in seinem Kopf anscheinend auch.
    »Na gut«, sage ich und fahre fort.
    »An besagter Currywurstbude fiel mir ein junger Mann auf, der gerade im Begriff war, sich eine Bulette mit scharfen Zwiebeln nebst Pommes Schranke reinzupfeifen. Der Mann trug eine Motorradjacke und war ansonsten ein Alptraum in Ed Hardy. Sehr schnell stellte ich fest, dass es sich bei dem Mann um meinen alten Kumpel Erik handelte, den ich seit dem Abi nicht mehr gesehen hatte. Auch er erkannte mich sofort.
    »Alter, Moritz, wie siehst DU denn aus?!«
    »Hatte heut ’nen Promojob. Zettel verteilen für ’ne Hasenzüchtermesse.«
    »Wie originell«, sagte Erik grinsend.
    »Und sonst?«, fragte ich. »Alles klar bei dir?«
    »Ja, läuft. Und selbst?«
    Wir unterhielten uns in der nächsten halben Stunde über dieses und jenes. Vorwiegend aber über Steffi, denn ich erzählte ihm recht schnell davon, dass sie mich verlassen hatte, und wie es mir jetzt ging, und dass wir uns morgen wiedersehen würden, und ich trank noch ein, zwei Flaschen Bier in dieser Zeit. Erik kannte Steffi zwar nicht, machte aber auf mich einen einigermaßen interessierten Eindruck, also erzählte ich weiter, und während ich so erzählte und mein Bier trank, muss ich mir wohl einen kleinen Schwipps geholt haben.«
    »Einen kleinen Schwipps?«, unterbricht mich mein Polizistenfreund. »Hatten Sie nicht gesagt, dass Sie vorher schon einiges an Alkohol konsumiert hatten?«
    »Ja«, sage ich, »aber da war ich noch nicht richtig betrunken. Das kam erst an der Currywurstbude.«
    Er schüttelt ungläubig den Kopf.
    »Herr Mettmann, Herr Mettmann! Ich weiß nicht, was ich von Ihnen halten soll!«
    »Gut, ich war auch vorher schon betrunken. Aber eben noch nicht so, dass ich es bemerkt hätte.

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