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Resturlaub

Resturlaub

Titel: Resturlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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ich und bekomme einen Kuss auf die
    Wange dafür. Da ist er wieder: der warme Vanilleduft der Frau aus dem argentinischen L'Oreal-Spot.
    » iLos otros no vinieron?«, fragt mich Luna besorgt, als sie sieht, dass außer mir noch keiner da ist. Entschuldigend zucke ich mit den Schultern:
    »Can we speak English or German?«
    »Weder Deutsch noch Englisch, weil du Spanisch lernen musst!«, warnt sie mich auf deutsch und mit einem sehr weichen, argentinischen Akzent.
    »Du sprichst Deutsch?«, frage ich überrascht.
    »Ja«, antwortet Luna lächelnd und klopft mir freundschaftlich auf die Schulter, »aber nur privat!«
    »Warum das?«
    »Schweizer Ex-Mann!«
    »Also ich wäre sehr dankbar für Deutsch!«
    »jNo!«
    »Jetzt komm schon, bei meinem Spanisch .«
    »jNo!«
    »Und Unterricht ist das ja auch nicht jetzt, also . fast privat schon!«, bettle ich.
    Leider zeigt sich Luna noch immer gänzlich unbeeindruckt und verfällt schlagartig wieder in eine Art Lehrerton.
    »Estas acä para aprender espanol entonces vamos a hablar castellano. Si no empiezas ahora nunca vas a entenderme! iMe entiendes?«
    Ich sage, dass ich alles verstanden habe, und wende mich verärgert ab. Was bildet die sich eigentlich ein? Wäre doch nicht so schlimm, mal eine Ausnahme zu machen, damit man sich als orientierungsloser Sprachschüler in den ersten Tagen wohler fühlt. Aber bitte .
    Also warten wir schweigend auf die noch fehlenden Schüler, wobei ich einfach nur in die Luft gucke und Luna in ihrer Tasche wühlt. Nach mehreren sprachlosen Minuten starte ich einen weiteren Versuch.
    »Auf wen warten wir denn noch?«
    »En espanol!«
    Maaaaannn!
    »A quien nos . äh ...«, stottere ich.
    »... esperamos!«
    »Si. Esperamos!«
    »A tres estudiantes!«
    »Okay!«
    Wegen Lunas Deutschboykott kommt unsere Unterhaltung nur schleppend in Gang. Immerhin erfahre ich, dass sie erst seit einem Jahr bei Multilingua arbeitet, und sie erfährt, dass ich ihren Namen mag.
    »Me gusta tu nombre, Luna!«
    »Gracias. Sabes, que significa?«, fragt sie mich, ohne mich anzuschauen.
    »Si. La Luna. Como der Mond!«
    »Exacto!«
    Als die tres estudiantes gegen halb neun immer noch nicht auftauchen, gehen wir alleine los. Fast bin ich ein bisschen stolz, mit einer so schönen Frau durch die Stadt zu laufen. Doch die Art, wie Luna mit mir durch die Stadt geht, nämlich immer einige Meter vor mir und ohne sich ein einziges Mal umzudrehen, lässt auch einen Blinden erkennen, dass wir kein Paar sind. Luna und ich passieren die drei Selbstmörderampeln auf der Avenida 9 de Julio und biegen an einem großen Betonobelisken in die Avenida Corrientes ein, eine große und laute Straße, die vornehmlich aus Theatern, Kinos und Apotheken zu bestehen scheint. Dass wir während des knapp viertelstündigen Fußmarsches zum Kino so gut wie nichts reden, hat die bekannten Gründe. Erstens: der unglaublich laute Verkehr, zweitens: mein beschissenes Spanisch und drittens Lunas Sicherheitsabstand, der mittlerweile auf passable zehn Meter angewachsen ist. Meine nach vorne geschriene Frage, ob wir denn nun zusammen Cortado trinken würden oder doch ins Kino gehen, verhallt leider ebenso ungehört wie mein mehrfach vorgetragenes »Warte doch mal, bitte!«
    Und so beschränkt sich mein erster argentinischer Sozialkontakt darauf, einer süßen kleinen Frau auf ihren Hintern zu gucken und gleichzeitig darauf zu achten, dass dieser Hintern mich nicht abhängt.
    Und dann stehen wir plötzlich an der Kasse eines recht kleinen Kinos. Luna begrüßt eine ältere Dame, mit der sie offenbar befreundet ist und fragt mich, welchen Film ich sehen möchte. Ich frage Luna, welcher Film sie am meisten interessiert, doch ihr scheint das herzlich egal zu sein. Ich schaue hoch zu den Infotafeln, die insgesamt vier Filme ankündigen: Es läuft Papä se volvio loco, vermutlich eine argentinische Komödie. Im zweiten Saal kann man Sophie Scholl - Die letzten Tage sehen, im dritten einen Film namens La caida und dann gibt es auch noch Batman comienza. Ich kaufe eine Karte für La caida, weil ich im Augenblick weder Lust auf Nazikram noch auf Hollywoodquatsch habe. Seltsamerweise macht Luna keine Anstalten, sich auch eine Karte zu kaufen, und ich befürchte schon, es sei unhöflich von mir gewesen, nicht für uns beide zu zahlen. Doch es verhält sich anders:
    »jMuy bien!«, sagt Luna, als ich mit meiner Kinokarte vor ihr stehe, wünscht mir viel Spaß und verabschiedet sich so, wie sie mich begrüßt hat: mit

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