Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Resturlaub

Resturlaub

Titel: Resturlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
Vom Netzwerk:
Tropfen von der Sauce probiere, brennt es mir fast die Zunge weg.
    Okay, denke ich mir. Ich hab diese eine Chance bei Luna. Ich muss sie nutzen. Sonst gibt's eine dicke reclamaciön!
    Eine solche Frau hat das Recht auf einen Orgasmus. Und ich werde sie zu einem bringen. Ich lasse eine ordentliche Portion Chimichurri über meinen rechten Mittelfinger laufen. Dann atme ich dreimal tief aus, hebe mein rechtes Bein an und tue das, was Arne mir gesagt hat. Es ist der Moment, in dem mir die ersten Tränen aus den Augen schießen, mein Kopf knallrot anläuft und es mir fast meinen Darm zerreißt, als ich Luna mit ihrem Morgenmantel in der Tür stehen sehe.
    Schockgefrostet verharre ich in meiner Stellung und starre auf Luna. Und Luna starrt auf mich.
    »Was machst du da?«
    Es gibt Situationen, in denen sagt man besser gar nichts und geht. Ich hab die reelle Chance, der Freund eines Vogue-Models zu werden, und was mache ich nach nur einer Stunde in ihrer Wohnung? Gehe in die Küche und stecke mir einen Finger mit Steaksauce in den Hintern! Unnötig zu erwähnen, dass ich am liebsten im Erdboden versunken wäre.
    »Ich ... wollte nur dein Chimichurri mal probieren!«
    »Und, wie isses?«
    »Lecker!«
    »Und ich dachte immer, ich sei versaut! Ich geb dir jetzt doch mal die Nummer von meinem Therapeuten!«
    Erst jetzt bemerke ich, dass ich mit dem Finger noch immer feststecke. So durcheinander bin ich, dass ich nicht bemerke, was genau Luna in diesem Augenblick anstarrt. Es ist nicht mein knallrotes Gesicht, es ist auch nicht mein Finger, den ich inzwischen mit jeder Menge Spülmittel schrubbe: es ist mein, wie hieß es damals im Biologieunterricht, erigiertes Glied.
    »Oh!«, sage ich.
    »Ah!«, sagt Luna.
    Eine halbe Stunde später hat Luna ihren ersten Orgasmus und ich meinen zweiten Wein. Es ist ein Abend, den man eigentlich so hätte beenden können. Oder einfach so stehen lassen, was in diesem speziellen Fall besser passen würde. Immerhin bin ich keine 25 mehr. Doch als Luna sich gegen Mitternacht langsam fürs Ausgehen fertig macht, keimt in mir zum ersten Mal im Leben der Wunsch, im Herbst länger draußen zu sitzen.
    Dance with me, baby!
    »ABER DU HAST DOCH GESAGT, dass wir den Tag ausklingen lassen bei einem Glas Wein!«, protestiere ich in einer fast kindischen Tonlage. Wir stehen beide im Bad; Luna in Jeans und Spitzenbluse, ich noch immer in Unterhose.
    »Den Tag ja, den Abend nicht!«, lächelt Luna und sprüht sich scharf riechenden Lack aus einer teuer anmutenden Designersprühdose in die Haare.
    »Aber ... es ist Mitternacht!«, protestiere ich.
    »Stell' dich nicht so an«, lacht Luna und gibt mir einen Kuss auf den Mund, »schlafen können wir immer noch, wenn wir tot sind!«
    »Na ja«, sage ich, vermutlich, weil ich mich bereits ziemlich tot fühle. Dann schlurfe ich ins Schlafzimmer und schlüpfe widerwillig in meine Klamotten.
    »Wo willst du denn hin mit mir?«, rufe ich ins Bad.
    »In die Gran Bar Danzön!«
    »Hier im Viertel?«
    »So eine halbe Stunde von hier!«
    »Eine HALBE Stunde?«
    Irgendwie kann ich mir in diesem Augenblick vorstellen, warum Lunas Ehe mit dem Schweizer in die Brüche ging, denn wenn ein Schweizer eine halbe Stunde fährt, ist er in der Regel schon außer Landes.
    »Ich fahr dich noch schnell am Hilton vorbei, wenn du neue Sachen brauchst!«, ruft Luna aus dem Bad.
    »Wieso Hilton?«
    »Weil du da wohnst!«
    Top gestylt kommt Luna aus dem Bad und ich kann mir kaum mehr vorstellen, dass ich soeben dreimal mit dieser Frau geschlafen habe.
    »Das Hilton. Puerto Madero, hast du doch gesagt!«, bemerkt sie verwundert.
    »Stimmt! Ist aber ... ich denke, für heute Abend geht's noch, also mit dem Hemd!«
    »Sicher?«
    »Sicher!«
    »Ich frage nicht wegen mir, sondern wegen der anderen.«
    »Welche . anderen?«
    »Meine Freunde. Die ich dir gerne vorstellen würde!«
    »Jetzt? Am Sonntag? Um Mitternacht?«
    Lunas Antwort ist ein Kuss. Wie könnte ich widersprechen?
    Mit Lunas zitronengelbem Alfa Spider brausen wir in Richtung Microcentro und stehen kurz darauf an der kühl glitzernden Theke einer edel eingerichteten und erstaunlich gut gefüllten Bar. Ein kurzer Rundblick genügt, um zu bemerken, dass sich hier nicht gerade die Müllabfuhr von San Telmo auf ein Quilmes trifft, sondern betuchte portenos in Nadelstreifen. Lunas Freunde heißen Yannes, Stefanie und Roberta und stehen in maßgefertigten Anzügen und französischen Edelkleidchen an der Bar. Als ich mit Luna an der Hand

Weitere Kostenlose Bücher