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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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gut.« Der Mann, dessen Namen ich nicht kenne, macht eine gleichgültige Handbewegung. »Keine Sorge. Und Sie wollen sich wirklich nicht setzen?«
    »Was –« Ich versuche mich zu räuspern und bereue es sofort, weil mich ein heftiger Schmerz durchfährt und ich mit den Tränen kämpfen muss. »Was wollen Sie von mir?«
    Er beugt sich vor. Faltet die Hände. »Offen gestanden weiß ich es nicht mehr genau.«
    »Wie?«
    »Nun ja, Sie haben sicher erraten, dass all das hier«, er weist mit dem Kopf auf mich und das Zimmer, »nur ein Ablenkungsmanöver ist, nicht wahr?« Wieder dieses unglaubliche Lächeln. »Ihnen ist doch sicher bewusst, dass mein Ziel nur darin bestand, Ihre Leute auf mein Gebiet zu locken? Meine Truppen warten nur auf mein Zeichen. Ein Wort von mir, und sie werden alle Ihre kleinen Freunde, die hier innerhalb eines Kilometers Entfernung auf Sie warten, finden und vernichten.«
    Eine Welle von Übelkeit erfasst mich.
    Er lacht leise. »Wenn Sie glauben, ich wüsste nicht, was in meinem eigenen Land vor sich geht, junge Dame, dann irren Sie sich gewaltig.« Er schüttelt den Kopf. »Ich habe diese Kreaturen zu unbehelligt mitten unter uns leben lassen. Das war ein Fehler von mir. Sie verursachen zu viele Störungen, und nun ist der Zeitpunkt gekommen, um sie endgültig auszuschalten.«
    »Ich bin eine dieser Kreaturen«, erwidere ich, bemüht, das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken. »Warum haben Sie mich hierherbestellt, wenn Sie uns nur alle umbringen wollen? Warum mich?«
    »Sinnvolle Frage.« Er nickt. Steht auf, steckt die Hände in die Hosentaschen. »Ich bin aus verschiedenen Gründen hergekommen: um das Chaos zu beseitigen, das mein Sohn angerichtet hat, und um diesen Albernheiten einer Gruppe Abartiger endlich ein Ende zu setzen. Um sie alle aus dieser erbärmlichen Welt verschwinden zu lassen. Doch dann«, sagt er mit einem verächtlichen Grinsen, »als ich gerade begann, meine Pläne auszuarbeiten, erschien mein Sohn und bat mich, Sie nicht zu töten. Nur Sie.« Er schaut mich an. »Er hat mich regelrecht angefleht , Sie am Leben zu lassen.« Er lacht höhnisch. »Es war eine ebenso jämmerliche wie erstaunliche Szene. Und deshalb wollte ich Sie kennenlernen«, sagt er und starrt mich prüfend an. » Ich muss dieses Mädchen kennenlernen, dem es gelungen ist, meinem Sohn den Kopf zu verdrehen! , habe ich mir gesagt. Dieses Mädchen, das dafür gesorgt hat, dass er seinen Stolz – und seine Würde – so weit aufgibt, um mich um einen Gefallen zu bitten.« Er hält inne. »Wissen Sie«, fährt er dann fort, »wie oft mein Sohn mich um etwas gebeten hat?« Er legt den Kopf schräg. Wartet meine Antwort ab.
    Ich schüttle den Kopf.
    »Null mal.« Er holt tief Luft. »Noch nie zuvor in seinen neunzehn Lebensjahren hat er mich jemals um etwas gebeten. Schwer zu glauben, was?« Er lächelt. »Ich fühle mich dafür natürlich verantwortlich. Ich habe ihn gut erzogen. Habe ihm beigebracht, vollkommen autark und unabhängig zu sein, sich fernzuhalten von den Wünschen und Bedürfnissen, die andere Männer zum Stolpern bringen. Als ich dann diese erbärmlichen bittenden Worte aus seinem Mund vernehmen musste …« Er schüttelt den Kopf. »Tja, da war ich natürlich verwirrt. Und musste mir selbst ein Bild verschaffen. Ich wollte verstehen, was er in Ihnen sieht, was an Ihnen einen solchen kolossalen Verlust seiner Urteilskraft bewirken konnte. Ich muss allerdings gestehen«, fügt er hinzu, »ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sie tatsächlich auftauchen würden.« Er nimmt eine Hand aus der Hosentasche, unterstreicht seine Worte mit Gesten. »Ich meine, ich habe gehofft, dass Sie kommen würden. Aber ich hatte erwartet, dass Sie dann auf jeden Fall mit Verstärkung erscheinen würden. Doch da sind Sie, in diesem monströsen Spandex-Teil«, er lacht lauthals, »und ganz alleine.« Er sieht mich forschend an. »Ausgesprochen dumm«, sagt er. »Aber mutig. Das gefällt mir. Ich habe viel übrig für Mut. Nun, jedenfalls habe ich Sie hierherbestellt, um meinem Sohn eine Lektion zu erteilen«, fährt er fort. »Ich wollte Sie umbringen.« Er beginnt durch den Raum zu schlendern. »Und zwar in seiner Anwesenheit. Krieg ist immer chaotisch«, sagt er und wedelt mit der Hand. »Da verliert man leicht den Überblick darüber, wer getötet wurde und wie und wer wen umgebracht hat et cetera et cetera. Diese Tötung sollte jedenfalls so schlicht und klar gestaltet werden wie die Botschaft, die ich

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