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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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Marcie.
    »Brillant«, sagte ich. »Wie kommst du nur immer auf so was Originelles?«
    Sie bemerkte meinen Sarkasmus nicht und setzte sich selbstzufrieden etwas gerader hin.
    »Ich habe gesehen, dass du auf der Homecoming-Wahlliste stehst«, sagte sie.
    Ich sagte nichts. Ihrem Tonfall nach meinte sie es ernst, aber elf Jahre Geschichte zwischen uns legten etwas anderes nahe.
    »Wer, meinst du, wird der männliche Vertreter der Elftklässler?«, fuhr sie fort. »Ich wette, es wird Cameron Ferria. Hoffentlich haben sie die Königsroben seit letztem Jahr chemisch reinigen lassen. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass Kara Darling Schweißflecken unter den Armen ihrer Robe hinterlassen hat. Was, wenn du ihre Robe anziehen musst?« Sie rümpfte die Nase. »Und wenn die Robe schon so aussieht, will ich gar nicht wissen, was mit ihrer Tiara passiert ist.«
    Meine Gedanken kehrten unfreiwillig zu dem einzigen Homecoming zurück, an dem ich je teilgenommen hatte. Vee und ich waren in der Unterstufe hingegangen. Wir waren gerade erst auf die Highschool gekommen, und es schien nur passend, uns anzuschauen, worum da so viel Lärm gemacht wurde. In der Halbzeit trat der Förderverein der Schule aufs Feld und gab die Mitglieder des Königshauses bekannt, angefangen bei den Teilnehmern der Unterstufe und endend mit der Königin und dem König der Oberstufe. Jedem Mitglied des Königshauses wurde eine Robe in den Farben der Schule um die Schultern gelegt und eine Krone oder Tiara auf den Kopf gesetzt. Dann fuhren sie ihre Siegesrunde in Golfmobilen auf der Laufbahn. Sehr edel, ich weiß. Marcie hatte gewonnen als Vertreterin der Unterstufe, und das sorgte dafür, dass mir jegliches Verlangen verging, noch einer weiteren Krönung beizuwohnen.
    »Ich habe dich aufgestellt.« Marcie schüttelte ihr Haar, wobei sie die gesamte Wattleistung ihres Lächelns einschaltete. »Ich wollte es eigentlich geheim halten, aber Anonymität ist nicht so mein Ding.«
    Ihre Worte peitschten mich aus meinen nachdenklichen Gedanken. »Du hast was getan?«
    Sie versuchte es mit einem mitleidigen Gesicht. »Ich weiß, du hast es im Moment gerade nicht leicht. Ich meine, zuerst das ganze Ding mit dem Gedächtnisverlust und« – sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern – »ich weiß von den Halluzinationen. Mein Vater hat es mir erzählt. Er sagte, ich sollte besonders nett zu dir sein. Ich wusste nur nicht wie. Ich habe nachgedacht und nachgedacht. Und dann habe ich den Aushang über die Nominierung für das diesjährige Homecoming-Königshaus gesehen. Offensichtlich wollten alle mich nominieren, aber ich habe meinen Freunden gesagt, dass wir stattdessen dich aufstellen sollten. Es kann sein, dass ich die Halluzinationen erwähnt habe, und ich könnte auch ihre Schwere übertrieben haben. Man muss schmutzig spielen, um zu gewinnen. Die gute Nachricht ist, dass wir über zweihundert Unterschriften haben, mehr als jede andere Kandidatin!«
    In meinem Kopf drehte sich alles, ich schwankte zwischen Unglaube und Abscheu hin und her. »Du hast mich zu deinem Wohltätigkeitsprojekt gemacht?«
    »Ja!«, quietschte sie und klatschte anmutig in die Hände.
    Ich beugte mich über den Gang herüber und nagelte sie mit meinem härtesten und schärfsten Blick fest. »Geh sofort ins Büro und zieh mich zurück. Ich will meinen Namen nicht auf dem Wahlzettel.«
    Anstatt verletzt auszusehen, stemmte Marcie die Hände in die Hüften. »Das würde alles durcheinanderbringen. Die Wahlzettel sind schon gedruckt. Ich hab den Stapel heute Morgen im Büro gesehen. Willst du einfach so all das Papier verschwenden? Denk an die Bäume, die ihr Leben für diesen Stapel gegeben haben. Und außerdem, zum Teufel mit dem Papier. Was ist denn los mit dir? Ich hab mir Mühe gegeben, etwas Nettes zu tun, und du kannst das nicht einfach so ablehnen.«
    Ich legte den Kopf in den Nacken und starrte finster auf die Wasserflecken an der Decke. Warum ich?

Dreiundzwanzig
    N ach der Schule fand ich einen Zettel an die Eingangstür unseres Hauses geheftet, auf dem stand: Scheune . Ich stopfte den Zettel in meine Tasche und ging auf den Hinterhof. Der Lattenzaun am Rande unseres Grundstücks öffnete sich zu einer weitläufigen Wiese. Eine weißgekalkte Scheune stand darauf. Ich hatte nie erfahren, wem die Scheune gehörte. Vor Jahren hatten Vee und ich davon geträumt, sie in ein geheimes Clubhaus zu verwandeln. Unsere Ambitionen erstarben schnell, als wir zum ersten Mal die Türen aufgeschoben

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